Fabian Silberer überzeugt mit seinem Unternehmen
Von null auf 100 mit einer zündenden Idee
Offenburg. Mit knapp 30 Jahren ist Fabian Silberer Chef eines Unternehmens mit 175 Mitarbeitern. Gemeinsam mit einem Studienfreund gründete er "sevDesk" und traf mit dem Angebot einer Buchhaltungssoftware ins Schwarze. "Ich bin in Friesenheim-Schuttern auf einem Bauernhof aufgewachsen", erzählt Fabian Silberer aus seinem Leben. Von Kindesbeinen waren ihm Mikroelektronik und Computer näher als die Arbeit mit den Tieren auf dem väterlichen Hof. "Ich habe es immer gehasst, wenn ich im Stall helfen musste", verrät der Firmeninhaber ohne zu zögern.
Die Faszination PC hat ihn früh gepackt. "Ich war sechs, als ich auf dem Schoß meines Vaters Autorennen am PC spielen durfte", sagt er. Anfangs war der Vater nicht begeistert, dass der ersehnte Hofnachfolger, der mit zwei Schwestern aufgewachsen ist, so gar nichts mit der Landwirtschaft am Hut hatte. Stattdessen besuchte er nach der Werkrealschule das Technische Gymnasium in Offenburg. Anschließend studierte er Wirtschaftsinformatik an der DHBW in Karlsruhe.
Gleich am ersten Tag lernte er dort seinen Mitstreiter Marco Reinbold kennen: "Ich habe viel und er wenig geredet."
Trotzdem war schnell klar, dass die Chemie zwischen den beiden Ortenauern stimmt. "Wir sprechen die gleiche Sprache und haben gleiche Interessen", erklärt Fabian Silberer. "Irgendwie passte es und wir wurden Freunde." Dank der gemeinsamen Leidenschaft für Technik entstanden die ersten Projekte und die beiden verdienten das erste gemeinsame Geld. "Ich hatte vorher schon Webseiten und Software für Unternehmer aus dem Freundeskreis meiner Familie erstellt", erinnert sich Silberer und lacht: "Gar nicht so leicht, wir hatten auf dem Bauernhof natürlich eine schlechte Internetverbindung, als ich damit begann."
Unternehmern das Leben leichter machen
Die Idee zu der Buchhaltungssoftware, mit der "sevDesk" Furore macht und Investoren begeistert, kam durch persönliche Erfahrung. "Buchhaltung war für mich eigentlich negativ besetzt", so Silberer. "Mein Vater verbrachte viele Stunden damit, die notwendigen Belege zu sortieren und alles in Ordnung zu bringen. Es war sehr zeitraubend." Da sich beide schon während des Studiums selbstständig gemacht hatten, waren sie nun selbst mit dem Problem konfrontiert. Die Idee: "Wir wollen alles digital machen", so Silberer. Statt mühsam die Zahlen und Belege von Hand zu erfassen, suchten sie nach digitalen Lösungen – mit Erfolg. Ihre Zielgruppe hatten sie ebenfalls von Beginn an im Blick: Kleinere Unternehmen, deren Chef an den Wochenenden selbst die mühsame Zahlenarbeit erledigt.
"Am Anfang war sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig", denkt Fabian Silberer an den Start 2014 zurück. Per Telefonakquise versuchten sie, potentielle Kunden von ihrer Idee zu überzeugen. "Wir bekamen nur Absagen", so Silberer. Schließlich fiel die Entscheidung, die Kunden das Produkt erst testen zu lassen. "Die Leute wurden auf uns aufmerksam und empfahlen unsere Software Freunden und Bekannten." Auch die Investoren standen nicht von Anfang an Schlange bei "sevDesk". "Da mussten wir richtig Klinken putzen", macht Silberer deutlich. "Erst in den vergangenen beiden Jahren hat sich das umgekehrt." Corona, so Silberer, habe dem Unternehmen einen zusätzlichen Schub verschafft. "Es war ein Digitalbooster in vielen Unternehmen."
Auf die Frage, wie das Betriebsklima sei und ob sich der Chef mit allen Mitarbeitern duze, lacht Fabian Silberer: "Ja, wir duzen uns alle hier, aber ganz ohne Hierarchien funktioniert kein Unternehmen. Wir versuchen, dass unsere Mitarbeiter selbst organisiert sind, unsere Unternehmenswerte stehen an der Wand. Mir ist es wichtig, dass wir auf Augenhöhe miteinander umgehen." Dazu gehört für ihn auch, nicht nur auf den schnellen Gewinn zu zielen. "Wir wollen ein nachhaltiges Unternehmen aufbauen."
In so einer Unternehmensphase, wo alles auf Wachstum ausgerichtet ist, bleibt wenig Zeit für Privates. "Sport war schon immer meine Leidenschaft", sagt Fabian Silberer. "Früher habe ich Handball gespielt, heute fehlt mir die Zeit für Teamsport." Deshalb hat er sich auf Mountainbiken, Rennradfahren oder Schwimmen verlegt, um Kraft zu tanken. gro
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