Traumberuf Kriminaltechniker
Theorie und Praxis sorgen für Abwechslung

Jochen Gumpp bei der Tatortarbeit | Foto:  Polizei
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Offenburg. Wenn sie ihren Beruf nennen, bekommen andere leuchtende Augen. Schon kleine Kinder erklären, später einmal genau in einem solchen Job arbeiten zu wollen. Doch sind diese Traumberufe tatsächlich nur mit Freude verbunden oder gibt es auch Schattenseiten? In unserer neuen Serie haben wir diejenigen gefragt, die es wissen müssen. Daniela Santo besuchte Kriminaloberkommissar Jochen Gumpp. Als Kriminaltechniker in der K8 ist er den Tätern auf der Spur.

Jochen Gumpp und seine 26 Kollegen im Polizeipräsidium Offenburg werden immer dann gerufen, wenn Spuren an einem Tatort gesichert werden müssen. "Einbrüche machen dabei den Hauptteil der Tatortarbeit aus", berichtet Gumpp. Auch zu Bränden werden die Kriminaltechniker gerufen und immer dann, wenn ein Mensch nicht offensichtlich eines natürlichen Todes gestorben ist. "Hier sprechen wir von einer kriminaltechnischen Leichenschau, mit der wir eine mögliche Fremdeinwirkung am Tod entweder nachweisen oder ausschließen können", so der 46-Jährige. Wird er zu einem Tatort gerufen, so nutzt er die Autofahrt, um sich mental auf diesen vorzubereiten. "Je weiter der Tatort von der Dienststelle entfernt ist, desto lieber ist es mir", so Gumpp.

Viele Einsätze sind in all den Dienstjahren mittlerweile schon zur Routine geworden. Geht es aber um ein Familiendrama oder ein totes Kind, so geht es dem Kriminaloberkommissar immer an die Nieren. "Das kann man nicht einfach abschütteln", weiß er. Dennoch schafft es der Familienvater, den Job im Polizeipräsidium zu lassen und die teils schrecklichen Bilder nicht mit nach Hause zu nehmen. Selbstverständlich könnte Gumpp jederzeit psychologische Betreuung in Anspruch nehmen, musste aber noch nie darauf zurückkommen. "Wir sprechen im Kollegenkreis darüber, was wir erlebt und gesehen haben, mal beim Mittagessen, mal in der Kaffeepause. Das hilft ungemein", betont er.

Jochen Gumpp ist erst im zweiten Anlauf in seinem Traumberuf angekommen. Ursprünglich wollte er einmal Bäcker werden, absolvierte dann aber ganz in der Tradition von Großvater und Vater eine Schreinerlehre. "Sechs Jahre lang habe ich auch in dem Beruf gearbeitet", erzählt er. Obwohl ihm sein Beruf damals Spaß gemacht hat, wollte Jochen Gumpp, schon seit Jahren Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr, wechseln und Brandsachverständiger werden. "Also habe ich mich bei verschiedenen Berufsfeuerwehren beworben, allerdings erfolglos", erzählt er.

Ein Freund brachte ihn dann auf die Idee, sich bei der Polizei zu bewerben. "Da war ich 25", so Gumpp. Nach der Ausbildung zum mittleren Dienst bei der Bereitschaftspolizei in Lahr war er Teil der neu gegründeten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit. "Wir waren landes- und bundesweit im Einsatz, bei Demos, Fußballspielen, Razzien und Observationen. Auch größere Castor-Transporte haben wir begleitet und waren beim G8-Gipfel in Genf", berichtet Jochen Gumpp. Als er mit 36 zum Studium für den gehobenen Dienst zugelassen wurde, absolvierte er ein Praktikum bei verschiedenen Dienststellen der Polizei, auch bei der Kriminaltechnik, wo sich der Berufswunsch herauskristallisierte. Doch zunächst führte ihn sein Werdegang zurück zur damaligen Bereitschaftspolizei, wo er als Fachlehrer tätig war. Doch schon nach kurzer Zeit als Polizeifachlehrer wurde eine Stelle bei der Kripo in Offenburg als Kriminaltechniker frei.

"Ich liebe meinen Beruf, weil sich meine Hobbys und mein Wissen vereinen", betont er. So kann er seine Erfahrung als Schreiner einbringen, weil er weiß, wie Fenster und Türen funktionieren, und auch mit Brandermittlung hat er heute zu tun. "Außerdem fotografiere ich sehr gern und Fotos braucht man zur Tatortdokumentation", nennt er Gründe, seinen Traumberuf gefunden zu haben.

Auf zwei Gebieten hat er sich spezialisiert: in der Erstellung von Phantombildern und in der Panoramafotografie mit 3D-Aufnahmen vom Tatort. Besonders schön an seinem Beruf findet er, dass sich praktische und theoretische Arbeit die Waage halten und für Abwechslung sorgen. "Außerdem werden wir positiv in der Bevölkerung wahrgenommen, weil wir kommen, um zu helfen und aufzuklären", so Gumpp. Auf die Frage, was das Langweiligste an seinem Beruf ist, kennt er nur eine Antwort: "Nichts, weil jeder Fall und jeder Tatort ganz verschieden ist."

Jochen Gumpp bei der Tatortarbeit | Foto:  Polizei
Im Polizeipräsidium werden weitere Spuren gesichert. | Foto: ds

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