Heinrich Bröckelmann
Seit 27 Jahren Leiter der Offenburger Kunstschule

Foto: Michael Bode

Offenburg. Arbeit mit Händen ist für Heinrich Bröckelmann seit seiner Kindheit eine positiv besetzte Kombination. Seit 27 Jahren, und damit fast von Beginn an, leitet er die Offenburger Kunstschule. Sein Name ist untrennbar mit der Bildungseinrichtung verknüpft, die vor wenigen Wochen ihren 30. Geburtstag feierte. Allein mit ihren elf Atelierräumen auf dem Kulturforum gehöre sie zu den größten ihrer Art, ist Bröckelmann stolz auf das Erreichte. Dazu kommen rund 100 Dozenten und 4.500 Teilnehmer pro Jahr. Das aktuelle Programmheft weist auf über 90 Seiten künstlerische Angebote aus. Für den 63-Jährigen bot Offenburg nach zehn Jahren in leitender Position in Münster die Möglichkeit, etwas Neues aufzubauen.

Aufgewachsen ist Heinrich Bröckelmann rund 50 Kilometer östlich von Münster in der kleinen ostwestfälischen Gemeinde Herzebrock auf dem elterlichen Bauernhof. Dort hat er die Arbeit mit den Händen gelernt, und dass sie immer mit einem Sinn verbunden sein soll. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Bankkaufmanns, begann eine Lehre bei einer Volksbank, absolvierte danach das Wirtschaftsabitur und begann das Studium der Betriebswirtschaftslehre in Bielefeld. "Da stellte ich rasch fest, dass es nicht der Bereich ist, mit dem ich auf Dauer glücklich werde", erinnert sich der Westfale. Über seinen Zivildienst in einem Jugendheim bekam Bröckelmann Kontakt zur pädagogischen Jugendarbeit und blieb dabei. Er studierte Jugend- und Erwachsenenbildung und war Mitbegründer der Jugendkunstschule Münster, die er von Anfang und für zehn Jahre leitete. 

Dass Offenburg einen Leiter der Kunstschule suchte, hatte er zufällig erfahren. "Ich bekam die Stelle, obwohl ich bei meinen Bewerbungsgesprächen zweimal Offenbach sagte und nach meiner Wahl den Gemeinderat um Bedenkzeit bat, um meine Frau zu fragen. Das hätte ich im Vorfeld erledigen sollen", erzählt der damals 35-Jährige mit einem Augenzwinkern.

"So habe ich meinen Fundus nach Offenburg mitgebracht", erinnert er sich an seinen Start voller Tatendrang. Die Anfänge als Jugendkunstschule liegen in der Nordweststadt und in einem dortigen Pavillon. Offenburg war 1987 eine von elf vom Land Baden-Württemberg geförderten Modelleinrichtungen. 

"OB Wolfgang Bruder und Dezernent Christoph Jopen haben mich machen lassen", so Bröckelmann über seine erste Zeit. Der Umzug auf das Kulturforum bedeutete "für alle Einrichtungen einen riesen Schub" und für die Kunstschule die Möglichkeit, "alle Künste jetzt auch für alle Generationen" anzubieten. Das Programm scheint allumfassend geworden zu sein: Wochenend- und Abendkurse werden genauso angeboten wie ein Kunststudium im Block, Fachklassen oder Kurse zur Freizeitgestaltung. Von Vorschulkindern bis Senioren sind alle angesprochen, die Künste von Malerei und Tanz bis hin zu den neuen Medien praktisch zu erlernen. Bröckelmann hat die Wirkung der Schule auch regional ausgebaut. Seit 2004 gibt es den "Kulturbus" ins Straßburger Theater "Maillon", es folgten Kooperationen mit elsässischen Kunsthochschulen und Galerien. Das jüngste Projekt startet in diesem Jahr mit einer Filiale der Kunstschule in Kehl.

"Ohne Freiraum für Kreativität wird der Mensch unglücklich", ist sich Bröckelmann sicher und fordert, den "Kreativitätsmuskel frühzeitig und regelmäßig" zu trainieren. Er sieht in der Kunstschule einen "Raum für Entwicklung über die Sprachen von Bild und Bewegung. Ein Ort, der die Autonomie der Ideen zulässt und die Lust, etwas selber zu machen", fördert. "Wir wollen keine ausgeleierten Kindergartenthemen", hat er auch inhaltliche Ansprüche an die große Zahl der Dozenten, deren Spektrum sich von freischaffenden Künstlern, Pädagogen bis zu Handwerkern erstreckt. "Originalität und Exklusivität" sollen den Ideenpool der Kunstschule ständig erweitern.
Heinrich Bröckelmann und die Kunstschule scheinen eins.

Dass er loslassen kann, davon ist er überzeugt, wenn ab März 2019 der Ruhestand kommt und seine Frau, zwei Kinder und sechs Enkelkinder verstärkt zum Zuge kommen. Nach 30 Jahren Aikodo hat er auch Tai Chi Chuan als Bewegungskunst für sich entdeckt. "Langweilig wird mir nicht", ist Heinrich Bröckelmann überzeugt. rek

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