Helena Gareis und das Kinder- und Familienhospiz
Momente voller Liebe und Freundschaft
Offenburg Voller Vorfreude führt Helena Gareis durch die Räume der Geschäftsstelle des Kinder- und Familienhospizdienstes im Asternweg 11 in Offenburg. Alles ist gerichtet für eine Weihnachtsfeier. Dort treffen sich Familien mit ihren unheilbar kranken Angehörigen. Eine Märchenecke, ein Basteltisch und eine Kaffeetafel sind aufgebaut. Alle Räume sind liebevoll eingerichtet, bieten eine Atmosphäre, sich fallen lassen zu können. "Wir wollen Momente voller Liebe und Freundschaft anbieten", erzählt Gareis mit einem warmen Lächeln. Als Geschäftsführerin ist Helena Gareis seit der Gründung vor zehn Jahren die Triebfeder des als Kinder- und Jugendhospizdienstes gegründeten Ortenauer Vereins, vor zwei Jahren kamen der Begriff der Familien hinzu.
Der Endlichkeit des Lebens bewusst begegnen
Als Kind einer Durbacher Winzerfamilie wächst Helena Gareis mit der nötigen Bodenständigkeit auf. "Auch weil ich mit vielen Tieren auf unserem Hof aufgewachsen bin, habe ich die natürlichen Kreisläufe des Lebens früh begriffen", erklärt die heute 55-Jährige. Sie macht ihr Abitur am Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg, absolviert eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitet 15 Jahre in Stuttgart. Dort wird sie auch Paliativ Care Fachkraft. "Die Endlichkeit des Lebens und der Tod von Patienten macht einem das eigene Leben bewusster", betont Gareis den Gedanken, dass ein Schicksalsschlag auch sie treffen könne. Daher ist es ihr wichtig, das Leben gut zu gestalten, sollte es früher enden.
Nach 15 Jahren, einer beendeten Ehe und mit ihren zwei Kindern folgt sie ihrem Heimweh und kehrt in die Ortenau zurück. Aus einem Praktikum von 14 Tagen werden zwölf Jahre im Hospizhaus der Franziskanerinnen Maria Frieden in Oberharmersbach, in denen sie Menschen bis zum Tod begleitet. "Jeder Patient dort hätte jederzeit gerne mit mir getauscht", fasst Gareis zusammen, dass sie immer wieder neu lernt, was sie trotz aller Probleme alles hat und alles kein Grund zum Jammern ist. Die Betreuung ist ihre Berufung. "Ich bin außerordentlich belastbar und kann viel an Leid ertragen", stellt sie fest und die Patienten schätzen, dass sie jemand ist, "die sich berühren lässt".
Berührt hat sie auch die Aufgabe, durch den Verein des Hospizdienstes vor zehn Jahren an sie herangetragen, einen solchen Dienst für Kinder und Jugendliche aufzubauen. So haben sie als Leiterin, Martin Stippich als Koordinator und Melanie Braun als Bürokoordinatorin sowie einem Team von ehrenamtlichen Begleitern – derzeit etwa 35 – seit Beginn rund 1.000 Familien betreut. Durch das von Gareis aufgebaute Netzwerk an Organisationen und Institutionen wird vielen Familien geholfen, die so vielleicht nicht von dem Dienst erfahren hätten.
Ihre Kraftquellen sind ihre inzwischen erwachsenen Kinder, die Familie und Freundschaften. "Diese Menschen habe ich bewusst um mich herum gesammelt. Denn zu Hause und im Privaten brauche ich eine heile Welt, dort will ich mein Leben selber und gut gestalten", erklärt Gareis. Denn: "Man kann nur Liebe weitergeben, wenn die eigene Schale überläuft", erinnert Gareis an Bernhard von Clairvaux und seinen Appell an die Selbstfürsorge.
Sobald ein Familienmitglied schwer erkrankt, steht das Angebot zur Begleitung zur Verfügung. Während der emotionalen Weihnachtszeit gibt es die meisten Anfragen nach Begleitung. "Da wird auch schon mal ein Weihnachtsfest vorgezogen", berichtet Gareis von Schicksalen in Familien.
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