Ohne Sponsoring kein Spitzensport
Mitgliedsbeiträge reichen nicht aus
Ortenau (als). Der Fall des VC Printus Offenburg in dieser Woche zeigt: Ohne Sponsoren geht im Sport nichts, die Beiträge der Mitglieder reichen in der Regel nicht aus, um hochklassig zu spielen. Im aktuellen Fall müssen die Offenburger Volleyballerinnen – derzeit in der zweiten Liga – auf den Aufstieg in die erste Bundesliga verzichten. Stattdessen tritt der Verein den Gang in die dritte Liga an (wir berichteten). Der Spielbetrieb ist teuer, wer dauerhaft ganz oben dabei sein möchte, ist auf Sponsoren angewiesen.
Mittel für den Lebensunterhalt
Doch auch Einzelathleten, zum Beispiel in der Leichtathletik, sind auf die finanzielle Unterstützung von Unternehmen oder Personen angewiesen, damit sie sich ganz auf den Sport konzentrieren und so die gewünschten Spitzenleistungen erbringen können. Laut Aussage des Trainers der Speerwurfweltmeisterin des Jahres 2013, Christina Obergföll, und langjährigem leitenden Landestrainer des Badischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) und späteren Cheftrainer der ARGE baden-württembergischer Leichtathletik-Verbände, Werner Daniels vom ETSV Jahn Offenburg, ist ein Sponsoring in der Leichtathletik unerlässlich. Seiner Meinung nach gilt das für das gesamte Vereinsumfeld, weil dort hohe Kosten für den Wettkampfbetrieb und natürlich auch für die jungen Athleten, die ihre berufliche Ausbildung oder das Studium verschieben müssten, entstehen. Während dieser Zeit müssen die Sportler aber ihren Lebensunterhalt bestreiten und der kostet zusammen mit Trainingslagern und vielem mehr Geld, so Daniels.
Sponsoring deckt den Hauptetat
Eine ähnliche Lage zeigt sich im Bereich des Profifußballs. Laut Auskunft von Claudia von Lanken, Geschäftsstellenleiterin des SC Sand, finanziert sich die Erste-Bundesliga-Damenmannschaft, welche in der deutschen Allianz Frauen Bundesliga spielt, primär durch die Mitgliedsbeiträge. Diese würden aber auch in den Gesamtverein miteinfließen. Denn der Sportclub Sand habe nicht nur eine Abteilung für Frauenfußball. Die Sponsorengelder decken den Hauptetat in finanzieller Hinsicht, aber ebenfalls in Bezug auf die Ausrüstung ab, so von Lanken.
Die Sponsorenunterteilung beim SC Sand in Platin-, Gold-, Silber- und Bronze-Kategorien beinhalte hierbei die Hochwertigkeit des Sponsorings. Platin habe der Hauptsponsor und meistens auch der Trikotsponsor. Diese Unterteilung orientiere sich an der Stärke der finanziellen Belastungen.
Spielergehälter sichern
Ohne diese Sponsoren wäre überhaupt eine erste Bundesligamannschaft der Damen leistungssportlich im professionellen Spielbetrieb nicht aufrechtzuerhalten – im Hinblick auf die Spielerinnengehälter sowie die nötigen Transfers. "Ohne Sponsoren wäre Bundesligafußball nicht möglich", ist sich von Lanken sicher. Der Gesamtsponsorenpool, welcher sich synergetisch ergänzt, deckt den ganzen Etat zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes ab, stellt die Geschäftsstellenleiterin fest. Beim SC Sand bestünden neben den Sponsorengeldern weitere Einnahmen aus Fernsehrechten, dem Merchandising, dem Fanartikelverkauf, Radioübertragungen und Werbung sowie der Bandenwerbung von Firmen, aber auch durch die Namensgebung "Orsay" für die Stadion-arena. Einen Mitgliederförderverein, der ebenfalls als Sponsor auftreten könne, wie bei anderen Vereinen, gebe es in Sand nicht.
Auch im Herrenfußball geht ohne das Engagement von Sponsoren nichts: Laut Auskunft von Lisa Hörth, Pressesprecherin von "WeberHaus" in Rheinau-Linx, engagiert sich das Unternehmen mittels Trikotsponsoring und Werbe-Schriftzug, Bandenwerbung und seit 59 Jahren – seit der Firmengründung durch Chef Hans Weber – als Sponsor der Fußballmannschaft des SV Linx.
Die Herren spielen derzeit erfolgreich in der Oberliga Baden-Württemberg Südwest und sicherten sich 2018 den Pokal des Südbadischen Fussballverbandes (SBFV). Das Linxer Fußballstadion wurde im Rahmen der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Rheinau an den Firmengründer offiziell in Hans-Weber-Stadion umbenannt. Dieser fungiert nunmehr seit 60 Jahren als Vereinspräsident des SV Linx, so Hörth.
Nur in der Klasse spielen, für die Mittel da sind
Jeder Verein kann nur in der Klasse spielen, für welche ausreichende finanzielle Mittel vorhanden sind, sind sich Lisa Hörth und Stefan Senn, Marketingleiter des SV Linx, einig. "Sicherlich ist es so, dass der Hauptsponsor hierbei den höchsten Einzelbudgetbeitrag des Vereins einbringt", betont Hörth. Marketingleiter Senn erklärt, dass neben dem Hauptsponsor "WeberHaus" ein Sponsorenpool besteht sowie weitere Einnahmen für den Verein von den 300 Mitgliedern über deren Beiträge generiert werden können.
Aus Sicht des Unternehmens wurden die großen Erfolge des SV Linx in der Vergangenheit und der Gegenwart primär dank eines stets sehr guten Vereinsmanagements und sportlichem Engagement der jeweils Verantwortlichen des Vereins erzielt.
Laut Auskunft von PR- & Marketingmanager Florian Scheuer vom VC Printus Offenburg finanziert sich das Damenteam, das derzeit in der zweiten Deutschen-Volleyball-Bundesliga-Süd der Frauen spielt, im Wesentlichen durch die Mittel, die Sponsoren zur Verfügung stellen. Weitere Einnahmen des Vereins wie Fördergelder der Stadt Offenburg oder Mitgliedsbeiträge fließen in den Etat des Gesamtvereins, so Teammanager Scheuer. Beim VC Offenburg gebe es zwar einen Förderverein, dieser habe aber mit dem Bundesliga-Spielbetrieb nichts zu tun. "Die Gelder des Fördervereins werden unter anderem für Trainingslager unserer Jugendteams verwendet", macht Florian Scheuer deutlich.
Förderverein für die Jugendarbeit
Auch beim VC Offenburg würden die einzelnen Sponsoren in Kategorien unterteilt werden, aber auch in Medien, Ausrüster und Gesundheit sowie Fitnesspartner. Diese unterschiedliche Einteilung resultiert aus der Verschiedenheit des Engagements in finanzieller und materieller Hinsicht, so Teammanager und Pressereferent Florian Scheuer: "Eine Volleyball-Bundesliga-Damenmannschaft ist leistungssportlich im Hinblick auf die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes und die Auszahlung von Spielerinnengehälter sowie die nötigen Transfers definitiv ohne Sponsorenpartner nicht möglich."
Laut Scheuer ist es deshalb beim VC Offenburg wichtig, dass neben dem Hauptsponsor noch ein Sponsorenpool besteht, welche sich synergetisch ergänzen. Nur mit diesem Mix aus Sponsorengeldern könne man einen solchen professionellen Spielbetrieb auf diesem hohen Niveau aufrechterhalten.
"Wir haben eine klassische Sponsorenpyramide mit entsprechenden Beträgen für entsprechende Werbe- oder anderweitige Leistungen, ergänzt um die Partner aus den Bereichen Fitness, Gesundheit, Medien und Ausrüstung. Neben den klassischen Sponsorengeldern existieren noch finanzielle Einnahmen aus einem erscheinenden Saisonheft. Hier haben wir noch entsprechende Werbepartner. Ebenso haben wir Spielerinnen-Patenschaften, bei welchen je eine Firma eine Spielerin als „Roll-Up“-Banner präsentiert. Die meisten Bandenwerbungen sind in Verträgen mit Sponsoren integriert", schlüsselt Teammanager Scheuer die verschiedenen Einnahmeposten zum besseren Verständnis auf.
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