Angedacht: Hans-Georg Dietrich
Glückselige Fasent – mit oder ohne Maske

Hans-Georg Dietrich | Foto: privat

„So ein Gesicht kann nur eine Mutter lieben“, erklärte eine Frau in der Krimiserie "Polizeiruf" am 8. Dezember. Dieser Satz trifft, er ist brutal und direkt. Es ist klar: die Frau findet den Mann nicht schön und nicht liebenswert.

So ist es auch mit vielen Masken, die wir in diesen Fasnachtstagen sehen. Viele der Hexen und Teufelsgesichter, Tierfratzen und Geister finden wir nicht schön und nicht liebenswert. Doch der brutale Satz aus dem Krimi hat eine zauberhafte Hintergrundmelodie: eine Mutter kann dieses Gesicht lieben.

Eine Mutter wird ihr Kind immer liebenswert finden. Das wissen wir aus der Erfahrung. Die Liebe findet das Schöne und Liebenswerte nicht vor, sondern sie erschafft das Schöne und Liebenswerte. Deshalb kann die alte Theologie behaupten: „Der Sünder wird von Gott nicht geliebt, weil er schön ist, sondern der Sünder ist schön, weil er von Gott geliebt wird.“

In der hebräischen Sprache ist das Wort ‚Gesicht‘ immer in der Mehrzahl. Der Mensch lässt sich nicht auf ein einziges Gesicht festlegen. Aber eines davon ist das von Gott schöngeliebte Gesicht – auch wenn es sich hinter schaurigen Masken verbirgt. Wer das weiß, kann glückselig Fasnacht feiern – mit oder ohne Maske.

Hans-Georg Dietrich, Schuldekan im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau

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