Die Glosse im Guller
Dann doch lieber mit dem Auto im Stau stehen

Vor zwei Wochen wurde in der Fußnote beschrieben, wie ich wegen einer neuen Radfahrerspur in der Offenburger Okenstraße für eine Strecke von nur fünf Kilometern mit dem Auto eine Dreiviertelstunde brauchte. Das empfanden auch viele Leser als sehr lange und ich bekam freundliche Ratschläge, wie ich schneller unterwegs sein könnte. Genauer gesagt war es immer nur derselbe: Ich soll das Fahrrad nutzen.

Es ist kompliziert

Klar, grundsätzlich könnte das schon eine Lösung sein. Aber sagen wir mal so: Es ist kompliziert. Journalistinnen fahren nämlich selten einfach in die Redaktion und bleiben da den ganzen Tag gemütlich am Schreibtisch sitzen. Es ist ein Kommen und Gehen. Morgens in Renchen ein Rendezvous mit dem Jäger von Soest für ein Foto, am Nachmittag eine Einladung zur Pressekonferenz mit wichtigsten Anzugträgern in Offenburg und abends die Vorstellung der Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Wolfach. Zugegeben, auch mit Fahrrad nicht unmöglich, man müsste allerdings ganz schön in die Pedale treten. Doch das ist gar nicht der alleinige Grund. Wenn ich mit meiner kleinen Handykamera so zwischen den Wichtigen der Ortenau herumwusele, mag ich halt auch ein kleines bisschen nett aussehen. Und nachdem ich durch Wind und Wetter gestrampelt bin, mache ich in Gummistiefeln und Regenhose optisch einfach nicht mehr viel her. Natürlich könnte ich hochhackige Schuhe und Kostüm im wasserdichten Rucksack transportieren. Aber wer sich jemals in einer öffentlichen Damentoilette umgezogen und die Haare mit dem Warmluft-Händetrockner geföhnt hat, versteht vielleicht, warum mich das abschreckt. Davon abgesehen, habe ich mich schon zu Tode erschreckt, als mal in der Dämmerung ein Eichhörnchen meinen Weg kreuzte. Und so jemand soll nachts durch den Schwarzwald radeln?! Nein, ich glaube, da stehe ich doch lieber mit dem Auto im Stau.

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