Raphaela Greminger hilft werdenden Müttern
Hebamme für die Hausgeburt
Offenburg (st). Seit über 40 Jahren hilft Raphaela Greminger dabei, jährlich 40 bis 50 Kinder zur Welt zu bringen. Knapp 2.000 dürften es gewesen sein. Sie hat sie nicht gezählt. Im Ortenaukreis ist sie fast die einzige Hebamme, die zur Geburt eines Kindes ins Haus kommt. Am 24. Oktober wird sie 70 Jahre alt – und denkt nicht ans Aufhören.
„Frauen sollen selbstbestimmt aktiv gebären können“, sagt Raphaela Greminger. Das komme auch dem Kind zugute. Bei einer Hausgeburt entstehe von Beginn an eine feste Mutter-Kind-Beziehung, das „Urvertrauen“. „Diese Kinder haben eine gute Chance, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, weil sie in der Lage sind, selbst zu denken.“ Davon ist die Offenburgerin überzeugt.
Dass sie einmal Hebamme werden würde, ist Raphaela Greminger nicht an der Wiege gesungen worden. Bis Mitte 20 probierte sie sich in anderen Metiers aus, dann wurde sie durch Anregungen aus dem Bekanntenkreis auf das Thema Geburtshilfe aufmerksam. Dem Examen an der Uniklinik Freiburg folgte der Berufseinstieg im Krankenhaus Achern. „1987 habe ich dann begonnen, freiberuflich zu arbeiten“, berichtet sie.
Ungewöhnliche Orte
Die meisten Geburten verliefen ohne besondere Vorkommnisse, wenn auch hin und wieder an ungewöhnlichen Orten wie einem Keller oder einem Bauwagen. Eine junge Mutter kam auf der Autobahn in Raphaela Gremingers Auto nieder. „Ich habe es gerade noch auf den Parkplatz geschafft, bevor es losging“, erinnert sie sich. Ansonsten ist ihre oberste Maxime: Keine unnötigen Wagnisse! Risiko-Schwangerschaften überlässt sie den Kliniken.
Penibel hält sie sich an die Corona-Vorgaben des Hebammenverbandes, auch wenn sie die damit einhergehenden Einschränkungen bedauert: „Gerade die Erstgebärenden profitieren sehr vom Austausch und gegenseitiger Ermutigung. Dieses Miteinander war leider nicht möglich, denn die Vorbereitungskurse mussten zum großen Teil online stattfinden.“
Eine gute Vorbereitung ist für Raphaela Greminger die Voraussetzung für eine gute Geburt. Einbezogen sind in der Regel auch die Väter. „Buchen“ kann man ausschließlich das „Gesamtpaket“, inklusive Nachbereitung. Drei Wochen vor dem Geburtstermin bekommen die werdenden Eltern die Handynummer, um die Hebamme ihres Vertrauens jederzeit erreichen zu können.
Ihre Hilfe ist Tradition
Werbung macht Raphaela Greminger nicht. Ihre Qualitäten sprechen sich herum. Für einige Familien gehört ihre Hilfe bereits zur Tradition. „Fast in jedem Kursus gibt es unter den jungen Eltern jemanden, den ich mit zur Welt gebracht habe“, schmunzelt sie.
Das Geschäftsmodell „Freie Hebamme“ ist nicht einfach. 10.000 Euro pro Jahr muss Raphaela Greminger allein für die Versicherung aufbringen. „Ich habe sie noch nie in Anspruch nehmen müssen“, sagt sie stolz. Dazu kommt die Bereitschaft rund um die Uhr. Dennoch hofft sie, dass sich eine Nachfolgerin findet. „Es wäre schade, wenn die Frauen keine Wahl mehr hätten“, sagt sie. Und dann eilt sie mit großen Schritten davon. Eine werdende Mutter erwartet sie.
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