Offenburger Gärtner versachlichen Diskussion
Gründe für Baumfällungen

Gerade an Gewässern – bespielhaft der Mühlbach – wachsen Bäume, die nicht mit Absicht dort gepflanzt wurden. | Foto: gro
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Offenburg 726 Bäume sollen über die Wintermonate in Offenburg gefällt werden. Eine Zahl, die viele Bürger erschreckt und gerade nach dem Kampf um den Erhalt der Bäume in der Moltke- und Weingartenstraße hellhörig macht. Die Stadt Offenburg hat nun bekanntgegeben, welche Art von Gehölzen von den Fällungen betroffen sind. So würden 134 unter die Kategorie Wildwuchs fallen, die nicht gezielt gepflanzt wurden und dünn sind. 345 Bäume würden aus flächigem Bestand entnommen. Das soll denen, die stehenbleiben, mehr Luft zum Atmen und Wachsen geben. 41 von 247 Bäume seien von Schädlingen oder Krankheiten befallen und nicht mehr zu retten. 27 seien durch Sturmschäden in Mitleidenschaft gezogen worden oder stünden in schlechten Baumquartieren. Fünf seien bei Bauarbeiten beschädigt worden. Unter die Kategorie "allgemeine Vitalitätsmangel" würden 173 Bäume fallen. Dabei handele es sich um Pflanzen, die bereits abgestorben und am Absterben seien.

Informationen fehlen

Doch nicht nur die Stadt Offenburg wirbt um Verständnis: Thomas Bauknecht und Hans-Martin Einstein, von Beruf Gärtner, sowie Gerhard Schröder, SPD-Gemeinderat und Landschaftsgärtner, haben sich positioniert. Sie schreiben, dass sie die Diskussion wieder auf eine fachliche Ebene führen wollen. "Sicher war es unvorteilhaft von Verwaltungsseite, ohne weitere detaillierte Aufschlüsselungen und Informationen diese Liste in Umlauf zu bringen", heißt es in dem offenen Brief. Der Begriff "allgemeiner Vitalitätsmangel" umschreibe eine Vielzahl von Ursachen aufgrund derer Bäume und Sträucher keine Zukunftsperspektive hätten.
"Aufgrund der Klimaveränderung nehmen Wetterextreme sehr stark zu", erklären die drei Experten. Es gebe länger anhaltende Trockenperioden, extreme Hitzephasen, gestiegene UV-Einstrahlung und Starkregenereignisse. Dadurch seien immer mehr Bäume nachhaltig in ihrer Vitalität beeinträchtigt, was zur Folge habe, dass sie für Krankheiten und Schädlinge vermehrt anfällig seien.

Zur Forderung, Straßenbäume zu beschneiden, führen Einstein, Schröder und Bauknecht aus, dass freiwachsende Gehölze und Bäume keinen Schnitt benötigen. Dies gelte für gepflanzte Jungbäume, wenn sie an ihren endgültigen Standorten die Anwuchs- und Entwicklungsphase hinter sich hätten. Ausnahmen seien Obstbäume sowie Kopfbäume und Dachplatanen. Notwendige Schnittmaßnahmen sollten behutsam und wohlüberlegt durchgeführt werden. Sie seien nicht völlig vermeidbar, da Totholz aus Gründen der Verkehrssicherheit an Straßen entnommen werden müsse.

In der Vergangenheit seien Fehler in der Herstellung der Baumquartiere hinsichtlich der Größe und geeignetem Pflanzsubstrat gemacht worden. Die Drei betonen, dass mehr als ein Drittel der zu fällenden Bäume Hain- oder Weißbuchen wie auf dem SCO-Gelände seien. Wer sich die Situation vor Ort anschaue, erkennen, dass es sich mehr um Hecken handele, die seit Jahren nicht gepflegt worden seien. "Wir widersprechen dem Vorwurf der Willkür und respektieren die Fachkenntnis und Fähigkeiten der städtischen Mitarbeiter", stellen sie fest.

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