Stadt erwirbt 1997 das geschichtsträchtige Gebäude und gibt ihm neue Funktion
Die Salmen-Rückkehr der Chorvereinigung Concordia

Die Ernennung des Salmen zum „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ führte 2002 den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zur Besichtigung der Erinnerungsausstellung, hier mit Oberbürgermeister Wolfgang Bruder, nach Offenburg.  | Foto: Stadt Offenburg
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  • Die Ernennung des Salmen zum „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ führte 2002 den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zur Besichtigung der Erinnerungsausstellung, hier mit Oberbürgermeister Wolfgang Bruder, nach Offenburg.
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Offenburg (ast). Viel hat der Offenburger Salmen seit seiner Erbauung gesehen und mit gemacht. Erstmalig erwähnt wird er als Poststation und Werbelokal für Soldaten im Jahr 1787. Seit dem war er Festsaal, Pferdestall, Wirtshaus, Synagoge und Lagerraum für eine Elektrofirma – bevor ihn die Stadt 1997 erwirbt und zum "Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung" überführt.

In der Geschichte des Chorvereinigung Concordia Offenburg 1843 e.V. finden sich seit seiner Gründung in eben diesem Jahr immer wieder geschichtsträchtige Berührungspunkte. Kaum eine andere Vereinigung hat ein solche kontinuierliche Tradition bewahrt. Bereits im Vormärz der badischen Revolutionsbewegung war der Gesangsverein laut Dr. Hans-Joachim Fliedner, ehemaliger Fachbereichsleiter Kultur, eine zutiefst demokratische Vereinigung. So wie in dieser Zeit viele Vereinigungen, die ihrem Namen nach eigentlich unpolitisch waren, traf man sich dennoch, um politische Situationen zu diskutieren.

Nach der vermeintlich gescheiterten Revolutionsbewegung wurde der Salmen 1857 in eine jüdische Synagoge umgewandelt. Das letzte Konzert vor der Umwandlung gab die Chorvereinigung Concordia Offenburger 1843. Als der Salmen nach dem Zweiten Weltkrieg fast 50 Jahre einem Elektrogeschäft als Lager gedient hat, war die gesamte Bausubstanz erheblich ruiniert und der Salmen war 1997 zum Freiheitsfest alles andere als nutzbar. Der Offenburger Ältestenrat hatte bereits zugestimmt, dass die Stadt Offenburg den Salmen ankauft.

Im Rahmen des Freiheitsfests 1997 standen endlich wieder die Mitglieder der Chorvereinigung Concordia Offenburg 1843 e.V., wenn auch zwischen Brettern in dem ausgeräumten Salmen. Dieser war zu diesem Zeipunkt in keinster Weise als vorzeigbar zu bezeichnen gewesen, und dennoch sang man jetzt und hier für die Offenburger und deren Gäste. Einen Tag nach dem Freiheitsfest wurde der Salmen von der Stadt Offenburg zurück gekauft. Es dauerte noch bis zum Jahr 2002 bis der Salmen endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich war. Heute finden an diesem geschichtsträchtigen Ort neben den unterschiedlichsten Veranstaltungen und Konzerten auch die Gemeinderatssitzungen statt. Und natürlich wird hier während des, inzwischen alle zwei Jahre stattfindenden Freiheitsfestes die Verkündung der 13 Forderungen des Volkes durch Friedrich Hecker und Gustav Struve nachgestellt.

Demokratiebewegung im 19. Jahrhundert und zugleich das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte mit der Judenverfolgung kaum 100 Jahre später machen die Gegensätze deutscher Geschichte am Offenburger Salmen sichtbar. Wer sich für Geschichte des Salmens und seinen Einzug in die Jetztzeit interessiert, kann dies informativ und bildhaft in dem im Sommer erschienenen städtischen Magazin „Salmen – ein Magazin für die Freiheit und gegen das Vergessen“ nachlesen.

Salmen-Stationen
• 1787: erste urkundliche Erwähnung als Poststation und Musterungsstelle
• 1847: Friedrich Hecker verkündet die 13 Forderungen des Volkes
• 1875: Gebäude geht in jüdischen Besitz über und wird als Synagoge genutzt
• 1938: Schändung der Synagoge in der Reichspogromnacht durch die Nazis
• nach 1945: Lagerhaus für Einzelhändler
• 1997: Stadt erwirbt in zeitlichem Zusammenhang mit dem Freiheitsfest das Gebäude
• 2002: Ernennung durch die Bundesregierung zum "Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung und Besuch des Bundespräsidenten Johannes Rau

Auf der Empore befindet sich eine Ausstellung, die an die jüdische Geschichte erinnert. Zudem ist der Salmen Veranstaltungsort für Konzerte, Kleinkunst und Tagungen. Und: Der Gemeinderat hat ihn als Sitzungssaal erkoren. Jetzt soll er umgebaut, die Ausstellung erweitert, modernisiert und ständig zugänglich sein. Bisher ist der Salmen nur bei Veranstaltungen oder Sonderführungen geöffnet.

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