Stefan Strumbel trägt den Schwarzwald in die Welt
"In Offenburg finde ich die Ruhe zum Arbeiten"
Offenburg (arts). „What the fuck is Heimat?“ Am besten kann das vielleicht Stefan Strumbel erklären, der 1979 im Herzen der Ortenau, in Offenburg, geboren wurde. Weltberühmt wurde er mit schrillen, gewehrbestückten Kuckucksuhren, buntem Hirschgeweih oder entweihtem Bollenhut, alles Ausdruck Schwarzwälder Heimat, die im vergangenen Jahrzehnt vom hippen Künstler in neuen, oft provokanten Kontext gestellt wurde. Die riesige Gottesmutter in Hanauer Tracht, im Arm das Jesuskind, dominiert die von ihm gestaltete katholische Kirche in Goldscheuer. Riesige stählerne Tannenzapfen thronen vor der Rothaus-Brauerei, vor dem Karlsruher Schloss steht der Stuhl des Stadtgründers Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach, aus Bronze gearbeitet.
Kraft und Inspiration
Wir sprachen mit dem Künstler, der zwischen den Metropolen der Welt und Offenburg hin und her pendelt, aber jetzt wieder hier mit Frau und achtjährigem Sohn wohnt. „Ich habe zuvor schon in Berlin gelebt, da hatte ich nicht die Ruhe zum Arbeiten. In Offenburg wird die Bordsteinkante früher hochgeklappt“, sagt er ohne Sarkasmus. Hier genieße er die Zeit mit seiner Familie, die Natur und die liebenswerten Menschen der Region. „Kulinarisch lebe ich am schönsten Fleck der Welt, in der Ortenau schöpfe ich Kraft und Inspiration. Diese Gegend hat unheimliche Power, das sieht man in den Unternehmen und Produkten“, schwärmt Strumbel und ergänzt: „Das Ganze wird durch die Kunst getragen, es gibt eine große Dichte an Museen hier. Mit der Ortenau im Rücken kannst Du heil in die Welt gehen." Nach zwei, drei Wochen zieht es den Künstler immer wieder hinaus in die Welt, dann "kribbelt" es ihn. In Rothaus hat er mittlerweile ein zweites Atelier, seine Galerien sind in Paris, Hamburg, Berlin und Köln. Gerade bereitet er eine Einzelausstellung in Paris für März 2020 vor.
Wurzeln in der Streetart
Die Wurzeln von Stefan Strumbel liegen in Offenburg in der subkulturellen Streetart. Über Graffiti kam Stefan Strumbel in den 90er-Jahren zur Kunst. Jutta Spinner verdanke er viel, sie habe ihm die erste institutionelle Ausstellung besorgt. Die städtische Initiative zum Kreativzentrum Schlachthof findet er sehr gut. Das Gebäude sei das letzte verbliebene Herzstück alter Architektur, hier könnten Kreativität und Kunst einen Platz finden. Die Kunst könne gegen das, was in der Vergangenheit hinter den Mauern passiert sei, antreten.
Das Thema Heimat ist für Stefan Strumbel nicht abgeschlossen. Er findet immer wieder neue Ausdrucksformen. So verpackt er jetzt die Gottesmutter mit dem Kind in Luftpolsterfolie.
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