Geschäftsführer Christian Keller im Interview
Gestärkter Teamgeist gibt Kraft
Ortenau. Die Kliniken haben sich in kürzester Zeit auf die Pandemie vorbereitet. Christina Großheim sprach mit Klinik-Geschäftsführer Christian Keller über die Maßnahmen.
Wie ist das Ortenau Klinikum durch die Krise gekommen?
Das Ortenau Klinikum hat die Entscheidungen von Bund und Land, vorsorglich zusätzliche Intensivkapazitäten zur Behandlung schwerer erkrankter Covid-Patienten zu schaffen, sehr gut umgesetzt. Dank dem großem Engagement und der Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte sich unser Klinikverbund in kürzester Zeit auf die Krisensituation einstellen. Deshalb waren wir im Ortenaukreis gut gerüstet und hatten stets ausreichend Behandlungskapazitäten. Im Gegenzug musste das Ortenau Klinikum dafür sein Leistungsspektrum vorübergehend stark einschränken. Dies wird auch finanzielle Folgen haben.
Welche speziellen Maßnahmen gelten aktuell mit Blick auf Corona?
Seit Anfang Mai kehrt das Ortenau Klinikum schrittweise zum Regelbetrieb zurück und wird nach und nach sein volles Leistungsspektrum wieder anbieten können. Trotz einer aktuellen Entspannung der Corona-Situation ist für das Ortenau Klinikum dennoch Wachsamkeit geboten, wie das wiederholte Aufflammen von Neuinfektionen beispielsweise in Altenheimen zeigt. Das Ortenau Klinikum hat weiterhin Vorgaben von Bund und Land sowie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu beachten und umzusetzen. So müssen die Patientenströme zum Schutz aller Patienten nach an Coroan Erkrankten und Nicht-Covid-Patienten getrennt werden. Damit ist beispielsweise allein in den Notaufnahmen ein wesentlich erhöhter Personalbedarf erforderlich. Das absolute Besuchsverbot konnten wir glücklicherweise aufheben, sodass derzeit wieder eingeschränkt Besuche von Patienten möglich sind.
Wie viele stationäre Corona-Patienten gab es?
Der Höchststand an rund 180 behandelten Covid-Patienten oder Covid-Verdachtsfällen in den Häusern des Ortenau Klinikums bestand Anfang April. Mit den ursprünglich bestehenden 39 Beatmungsplätzen hätten wir zu diesem Zeitpunkt nicht alle schwer erkrankten Covid-Patienten ausreichend versorgen können. Deshalb war es wichtig, zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung zu haben.
Was hat die Pandemie das Klinikum bislang gekostet?
Das Ortenau Klinikum erstellt gerade eine aktualisierte Hochrechnung, um einen Nachtragswirtschaftsplan einbringen zu können. Wenn die Zahlen errechnet sind, dann werden wir uns dazu äußern. Da wir die gesamten Folgen aktuell noch nicht absehen können, wird die Hochrechnung aber noch Unsicherheiten beinhalten.
Welche positiven Momente gab es in dieser schwierigen Zeit?
In der Krise hat sich erneut gezeigt, dass im Ortenau Klinikum Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, die ihre Frau und ihren Mann stehen und mit großem Engagement sowie großer Einsatzbereitschaft gehandelt haben. Dabei haben alle Häuser in unserem Klinikverbund sehr eng kooperiert und sich gegenseitig ergänzt.
Was nimmt die Klinikleitung für die Zukunft aus der Krise mit?
Vor allem den in der Krise gestärkten Teamgeist der Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die noch engere Zusammenarbeit aller Häuser im Klinikverbund. Darüber freue ich mich ganz besonders. Beides wird uns Kraft geben für Herausforderungen in der Zukunft.
Aus der Krise haben wir darüber hinaus für mögliche bauliche Veränderungen gelernt. Die bauliche Situation kann sich aber erst mit den Neubauten verbessern. In den bestehenden Strukturen können wir das Optimum nicht herbeiführen. Für die Agenda 2030 haben wir deshalb mehr Intensiv- und in diesem Zusammenhang auch mehr Beatmungsplätze eingeplant. Wir verhandeln deshalb mit dem Land. Außerdem haben wir in den Planungen die Schleusensituation optimiert. Sollte es noch mal zu einer ähnlichen Krise kommen, wollen wir natürlich keine Zelte mehr aufstellen müssen. Wir wollen stattdessen die Zugangswege zu den Kliniken besser trennen können. Das haben wir ebenfalls schon für den Architektenwettbewerb berücksichtigt.
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