Bastian Fiala im Porträt

Wenn eine Kündigung Kunst entstehen lässt

Oberkirch So richtig angefangen hat es mit einem Rausschmiss. "Ich habe während der Arbeitszeit die meiste Zeit mit dem Block in der Hand gezeichnet", erzählt der 25-jährige Oberkircher Bastian Fiala. Für seinen Job als Werkzeugmechaniker kann er sich nicht richtig begeistern. Und sein Chef kann sich für Fialas Kunstleidenschaft bei der Arbeit ebenso wenig begeistern und kündigt ihn. "Das war natürlich dämlich von mir. Ich hätte mich auch rausgeschmissen", gesteht der sympathische Oberkircher.
Die Zeit nach der Kündigung ist von besonderer künstlerischer Kreativität Fialas geprägt. "Ich war natürlich auch vorher schon sehr produktiv und habe nach der Arbeit immer nur gemalt", erzählt er. Jetzt aber hat er richtig Zeit. "Ich wollte nach der Kündigung meine Hochschulreife nachholen und bis zum Schulstart hatte ich noch rund drei Monate Zeit. Ich habe jede freie Minute gemalt."

Der Druck war ein Motivationsschub

Mehr als 100 Bilder sind in dieser Zeit entstanden. "Ich funktioniere unter Druck am besten. Für mich war die Zeit sehr motivierend, denn ich hatte die Chance, etwas voranzubringen, das mir am meisten Spaß macht und das ich unbedingt machen will", so Fiala.
Beigebracht hat er sich alles selbst – durch ausprobieren. Seine Kunst nennt er Street-Art. Er malt vorwiegend mit Acryl- und Sprühfarben. Seine Inspiration bekommt er von Menschen und Tieren, deren Gesichtszüge er extrem realistisch mit sehr knalligen Farben malt. "Deshalb brauche ich den sozialen Kontakt mit den Menschen. Mir geht es in meinen Bildern um die Emotion und den Ausdruck im Gesicht. Beides muss ich erleben, um es auf die Leinwand bringen zu können." Und weiter: "Nach 200 Bildern habe ich meinen Stil gefunden, da habe ich gesehen, wo ich hin will."

Bastian Fiala malt vorwiegend nachts. "Ich brauche die nächtliche Ruhe, um malen zu können. Da kann ich mich ganz der Kreativität hingeben und die Zeit vergessen." Seine Kunst ist keineswegs brotlos. Seit ziemlich genau drei Jahren ist er selbstständiger Künstler und kann von seinen Bildern leben. In seiner Wohnung in Oberkirch hat er sich ein kleines Atelier eingerichtet. Neben der Malerei bespielt er regelmäßig seinen Instagram-Account, wo er Videos postet, wenn er malt. "Social media hat unglaubliches Potential, viele Menschen zu erreichen, und ist eine wichtige Möglichkeit, seine Arbeit mit anderen zu teilen."

Erste Ausstellung ist ein voller Erfolg

Aber auch seine Ausstellungen kommen gut an. Vor allem an die erste kann er sich noch gut erinnern. Dafür mietet er für zehn Tage ein kleines leerstehendes Ladenlokal in Oberkirch, um seine Kunst in Form einer Pop-up-Galerie zu zeigen. "Ich habe 40 bis 45 Bilder dort gezeigt und wollte eigentlich nur die Miete wieder reinholen. Dafür hätte ich ein Bild verkaufen müssen." Nach einer Woche hat er 22 Bilder verkauft. So ging es weiter. 2023 waren seine Werke in sechs Ausstellungen zu sehen. "Ich war selbst überrascht, wie gut das klappt. Ich hatte aber nie das Ziel, möglichst viele Bilder zu verkaufen, ich will, dass meine Bilder gesehen werden und etwas bei den Menschen auslösen."

Für Bastian Fiala ist Kunst Leidenschaft. "Das Organisieren und Ausstellen ist der Beruf." Dafür brauche es Disziplin. Das habe er lernen müssen. "In festen Strukturen zu arbeiten, ist eigentlich nicht mein Ding", gesteht er mit einem Lächeln. Beim Malen brauche er ein kreatives Chaos.

Und seine Wünsche für die Zukunft? "Ich würde gerne auch mal international ausstellen und würde mich freuen, wenn auf jedem Kontinent ein Bild von mir an der Wand hängt", sagt er abschließend mit einem Lächeln.