Stadtarchiv bietet faszinierende Dokumente, Fotos und Schriftstücke
Suche nach digitaler Lösung für Gedächtnis Oberkirchs

Dr. Irmgard Schwanke mit einer historischen Ausgabe "Der Renchtäler" von 1882  | Foto: jtk
  • Dr. Irmgard Schwanke mit einer historischen Ausgabe "Der Renchtäler" von 1882
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Oberkirch (jtk). Für das Vereinsjubiläum eine dokumentarische Zeitschrift? Ahnenforschung für eine Familienchronik? Im Unterricht steht eine Präsentation über die lokale Geschichte an? Schulen, Vereinen, Ahnenforschern und Familien dient in diesem Fall für das Renchtal das Stadtarchiv Oberkirch als erste Anlaufstelle. „Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt und hat eine große Bedeutung für ihre regionale Geschichte“, sagt Dr. Irmgard Schwanke, Leiterin des Stadtarchivs Oberkirch. Stolz fügt die Historikerin hinzu: „Nicht nur historisch und wissenschaftlich interessierte Menschen werden hier fündig, auch Schulklassen erhalten einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit.“

Allein das Kennenlernen der bis zum 20. Jahrhundert verwendeten typischen deutschen Schrift, die in den handschriftlichen Dokumenten zu lesen ist, löst aufgrund ihrer Gradlinigkeit und Sorgfalt Erstaunen aus. In der Sammlung „Contractum Protocollum“ finden sich Eheverträge, Lehrverträge, Grundstücks- und Hausverkäufe aus den Jahren 1673 bis 1687. „Ein lediglich nach Vornamen sortiertes Register ist aus heutiger Sicht vielleicht nicht ganz so sinnvoll, aber immerhin besser als gar keins“, betont Schwanke. In „Eheberedungsprotokollen“ von 1792 bis 1800 wird die Versorgung der Familienmitglieder dokumentiert. Die Archivleiterin weist schmunzelnd auf das oft für Schulklassen spannende Protokollbeispiel aus dem Jahr 1798 hin, in dem Ehepartner wegen fehlender Schreibkenntnisse lediglich mit einem Kreuz unterschrieben haben.

In einem Fotoalbum sind Szenen von 1926 zur 600-Jahr-Feier von Oberkirch mit einem Festumzug und Theaterspiel auf der Hauptstraße festgehalten. Eine Fotosammlung aus dem Jahr 1940 von Kaplan Herrmann zeigt Alltagsszenen wie Schlittschuhlaufen auf dem Weierweg und Menschen in zeitgemäßer Kleidung und Tracht.

Zahllose Akten und Schriftstücke über Straßenbau, Statistiken und Gemeindebesitz liegen in Regalen zum Lesen und Blättern bereit, von alten Urkunden wie zum Beispiel dem Mooswaldbrief gibt es jedoch nur wenige. Das Zeitungsarchiv umfasst alle Ausgaben seit 1882. Anzeigen in einigen Ausgaben erlauben einen Blick in die Gedankenwelt dieser Zeit. Neben der Suche nach Lehrling fallen besonders die Angebote von Agenturen auf, Auswanderern zum Beispiel in die USA die Überfahrt zu organisieren.

Der Name Oberkirch geht nach Vermutung von Dr. Schwenke auf folgende Entwicklung zurück: „Die Hauptkirche im Renchtal stand damals in Nußbach. Später wurde oben im Tal eine weitere Kirche gebaut, worauf der Stadtname Oberkirch entstand.“

Die aktuelle Herausforderung für das Stadtarchiv ist der Umgang mit lediglich digital festgehaltenen Dokumenten. In Zusammenarbeit mit anderen Stadtarchiven wird gerade eine Lösung gesucht, mit dieser Entwicklung umzugehen.

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