Immer mehr PV-Anlagen auf Kehler Dächern
Solarstrom für 231 Haushalte
Kehl (st) Immer mehr Dächer von städtischen Gebäuden, werden mit Solaranlagen versehen – derzeit sind allein sechs Anlagen mit einer Leistung von zusammen 256 KWp im Bau oder zumindest in der Planung, so die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. Wenn alle ans Netz gehen, stehen 897 KWp aus Sonnenenergie auf städtischen Dächern zur Verfügung. Umgerechnet bedeute das, dass 231 Fünf-Personen-Haushalte komplett mit Sonnenstrom versorgt werden könnten, wenn man von einer Abnahme von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr ausgehe.
Nahezu fertig sei die neue Photovoltaik-Anlage auf der Josef-Guggenmos-Schule; 156 Platten à 440 Watt wurden installiert (Leistung 68,6 KWp). „Noch im August wird der Strom fließen“, sagt Michael Heitzmann, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. Wenn – voraussichtlich Ende September – die Sanierung des Daches des Rathauses I beginne, würden auch dort Solarmodule draufgesetzt. Ab Januar, schätzt Michael Heitzmann, könnte dann eine Leistung von 17 KWp zur Verfügung stehen. Bereits im November dürfte auf der Grundschule Auenheim Sonnenstrom fließen; elf KWp Leistung würden dort erwartet. Deutlich größer – 60 KWp – sei das Potenzial auf der Kindertageseinrichtung Bodersweier; die Planung sei bereits abgeschlossen. Eine ähnlich große Anlage könne das Dach der Festhalle in Zierolshofen aufnehmen; eine Stiftung interessiere sich für die Investition und habe sich an die Stabsstelle Nachhaltige Stadtentwicklung gewandt, so die Stadt Kehl weiter.
Eigenverbrauch im Fokus
Vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine habe die Stadt Dachflächen für die Installation von Solarpaneelen gerne verpachtet: Schon vor 20 Jahren habe die Bürgerinitiative Umweltschutz Solarmodule auf dem Dach der Mediathek aufbringen lassen. Eine der beiden PV-Anlagen auf der Mehrzweckhalle Bodersweier und die auf der Grundschule Leutesheim und der dortigen Halle gehörten der BürgerEnergiegenossenschaft. Die Wärmegesellschaft Kehl betreibe die Anlage auf der Tulla-Realschule und der Förderverein des Einstein-Gymnasiums die auf dem Dach über dem Lehrerzimmer und der Cafeteria. Die größte PV-Anlage mit einer Leistung von 159 KWp befinde sich auf der Dachfläche der Hebelschule – der Vertrag mit dem privaten Betreiber laufe noch bis Ende 2029. Seit 2017 trage auch die Mehrzweckhalle in Auenheim eine Solaranlage eines privaten Investors; 2019 seien weitere Module auf dem Umkleidebereich hinzugekommen, so dass sich die Leistung auf 99 KWp summiere.
Das Pultdach des städtischen Betriebshofs trage ebenfalls eine PV-Anlage eines privaten Investors (Leistung: 104 KWp); auf dem städtischen Wasserwerk erzeuge die Wärmegesellschaft Kehl Sonnenstrom für den Eigenverbrauch (Leistung: 19,2 KWp). Eine weitere städtische Einrichtung, die schon seit vielen Jahren die Kraft der Sonne nutze, sei das Freibad Auenheim. Die PV-Anlage der Wärmegesellschaft bringe eine Leistung von zwölf KWp. Kleinere Anlagen, eher im Stile von Balkonkraftwerken, ermöglichten es der Natur-Kita in Goldscheuer und der Wald-Kita Odelshofen, Lichtquellen zu speisen.
Seit der Strompreis, bedingt durch den Krieg in der Ukraine „durch die Decke gegangen ist“, wie Michael Heitzmann formuliert, „ist unser Eigenverbrauch in den Fokus gerückt“. Beim Bau neuer öffentlicher Gebäude sei die Stadt seit dem 1. Januar 2022 verpflichtet, diese mit einer Photovoltaik-Anlage zu versehen; erfolgen grundlegende Dachsanierungen müssten seit dem 1. Januar 2023 Solaranlagen errichtet werden. Weil die Stadtverwaltung bis 2040 klimaneutral sein müsse und das Ziel am liebsten noch früher erreichen würde, sei das Gebäudemanagement bestrebt, möglichst bei jedem Eingriff in ein Dach, eine PV-Anlage gleich mit zu planen. Wenn im Herbst die Reparatur des Stadthallendachs anstehe, würden über dem Zedern- und dem Sitzungssaal 82 Module installiert, die eine Leistung von 36,1 KWp brächten. Weil auch das Dach der Kita Sankt Josef saniert werden müsse, werde derzeit die Ausschreibung für eine PV-Anlage vom Gebäudemanagement vorbereitet. Die Arbeiten sollen im November beginnen. Das Gleiche gelte für die Kita Vogesenallee, wo ebenfalls Arbeiten am Dach notwendig seien.
Bei der Entscheidung, bei welchen Gebäuden dies sinnvoll sei, helfe der Sonnenatlas der Landesanstalt für Umweltschutz. Dort könne man für jedes einzelne Hausdach in Kehl das Potenzial auslesen. Michael Heitzmann habe die Erfahrung gemacht, dass die dort angegebenen KWp-Zahlen beim Ausbau eher noch übertroffen würden. Manchmal könne man mehr Module unterbringen oder die Leistung der einzelnen Paneele sei höher, als im Sonnenatlas angegeben.
Die Lieferung der PV-Anlagen funktioniere derzeit gut, ist der Leiter des Gebäudemanagements zufrieden. Die Preise für die Platten hätten sich teilweise halbiert und auch die Batteriespeicher seien günstiger geworden. Den ersten Speicher von den städtischen Gebäuden bekomme die Guggenmos-Grundschule. „Wir wollen den Autarkiegrad prüfen“, sagt Michael Heitzmann, „also schauen, welche Tagesmenge an Strom wir decken können“. Zwar seien in den Schulen die konventionellen Leuchtmittel inzwischen fast überall durch LED ersetzt worden, doch seien dafür andere Stromverbraucher wie digitale Tafeln, Router und Access-Points hinzugekommen.
Potenziale
Ihre Potenziale habe die Stadt mit den bestehenden und in Planung und Bau befindlichen Anlagen noch längst nicht ausgeschöpft: Module mit einer Leistung von mehr als 100 KWp könnten beispielsweise auf der Feuerwache, auf der Falkenhausenschule und dem Dach der zugehörigen Turnhalle ebenso installiert werden wie auf der Söllingschule, der Wilhelmschule oder der Albert-Schweitzer-Schule. Darüber hinaus böten auch die Dächer des Haupt- und des Sanitätsgebäudes der Großherzog-Friedrich-Kaserne Platz für Module mit einer Gesamtleistung von voraussichtlich 260 KWp. Auf den Dächern der ehemaligen Werkrealschule Bodersweier und der Grundschule Goldscheuer bestehe das theoretische Potenzial von Anlagen mit einer Leistung von zusammen rund 360 KWp. In Kork werde zurzeit geprüft, ob auf der Grundschule Solarpaneele installiert werden könnten. Eine größere Anlage mit rund 200 KWp könnte das Dach der Mehrzweckhalle aufnehmen.
Um diese Potenziale nutzen zu können, müsse die jeweiligen Dachkonstruktionen geprüft werden. Die Ausschreibungen für große Anlagen seien komplex, weshalb das Gebäudemanagement damit Ingenieurbüros beauftrage. „Kleinere Anlagen schreiben wir inzwischen selber aus“, erklärt Michael Heitzmann.
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