Bilanz des Landesfeuerwehrtags
Rund 80.000 Besucher in Kehl
![Die historische Handspritze forderte höhen Körpereinsatz. | Foto: Stadt Kehl](https://media04.stadtanzeiger-ortenau.de/article/2023/07/24/9/138809_L.jpg?1690210487)
- Die historische Handspritze forderte höhen Körpereinsatz.
- Foto: Stadt Kehl
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Kehl (st) „Rundum glücklich und euphorisch“, so beschreibt der Kehler Feuerwehrkommandant Viktor Liehr seine Gefühlslage am Tag danach: Am späten Sonntagnachmittag, 23. Juli, ist der Landesfeuerwehrtag in Kehl zu Ende gegangen; rund 80.000 Besucher haben von Freitag bis Sonntag die Feuerwehr mit ihrem kompletten Aufgabenspektrum erlebt. Aus Sicht der Feuerwehr wurde „das Ziel voll erreicht“. Und obwohl von den Feuerwehrangehörigen niemand über das Wochenende zusammengenommen mehr als zehn Stunden Schlaf bekommen hat: „Wenn es einen Weltfeuerwehrtag gäbe – wir würden uns bewerben“, sagt Viktor Liehr.
Lob und Glückwünsche
„Es war sehr gelungen. Der Zusammenhalt war bombastisch.“ Viktor Liehr kommt aus dem Schwärmen für die Großveranstaltung Landesfeuerwehrtag, die nur alle fünf Jahre und jedes Mal in einer anderen Stadt in Baden-Württemberg stattfindet, nicht heraus. „Wir haben durch die Bank viel Lob und Glückwünsche für die Organisation bekommen“, freut er sich. Am Freitag hätten sich die Feuerwehren etwas mehr Publikum gewünscht“, sagt der Kommandant, andererseits sei klar gewesen, „dass die Leute arbeiten müssen“. Dafür seien viele Fachleute in der Stadt gewesen. Allein 110 Feuerwehrleute aus dem gesamten Land nahmen am Symposium „Gefahrenabwehr auf Wasserstraßen“ teil; 70 waren es beim Seminar zum Thema Vegetationsbrand, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Fortbildung der Feuerwehrangehörigen und der Austausch über die Praxis ist ein wichtiger Teil des Landesfeuerwehrtags und auch das hat funktioniert: So berichtet Viktor Liehr, dass gerade in der Ortenau neue Pläne für die Zusammenarbeit entstanden sind und erste Treffen vereinbart wurden – zum Beispiel für Bootsführer.
Besucherandrang am Wochenende
Am Samstag und Sonntag seien dann „so viele Familien“ nach Kehl gekommen, dass teilweise der Zugang zum Feuerlöschboot Europa 1 kanalisiert und gestoppt werden musste. Das deutsch-französische Schiff erwies sich als Publikumsmagnet und gerade Kinder begeisterte es, wenn sie sich in großen Feuerwehrautos hinters Steuer setzen durften oder bei Mitmachaktionen aktiv werden konnten. Dass sich die lebendige Feuerwehrmeile von der Villa Schmidt bis zum Wasserband zog, und auch auf den Bühnen am Altrhein sowie bei der Feldscheune Konzerte stattfanden, trug zu einer Entzerrung der Besucherströme bei.
Und tatsächlich ist passiert, was sich der Präsident des Landesfeuerwehrverbands, Dr. Frank Knödler, wiederholt gewünscht hatte: Zumindest auf eine Interessentin ist der Funke übergesprungen, sie hat sich bei Viktor Liehr bereits erkundigt, wie sie Teil der Feuerwehr werden kann. Als besonderen Höhepunkt hat der Kommandant den Abend der Feuerwehren am Samstagabend auf dem Marktplatz empfunden: „Die Freude, die ausgelassene Stimmung“ bei einer harmonisch verlaufenen Party mit rund 1.000 Feiernden, „das habe ich so noch nie erlebt“, schwärmt er.
Zusammenarbeit der Feuerwehren
„Die Zusammenarbeit war bombastisch“, kann Viktor Liehr sowohl die Feuerwehren aus der Ortenau als auch die eigene in Kehl nur in Superlativen loben. Dass jeder Ausrückbereich seine Aufgabe hatte, „hat uns abteilungsübergreifend noch mehr zusammengeschweißt“. So war beispielsweise der Ausrückbereich Auenheim/Leutesheim für die Gemeinschaftsunterkunft in der Tulla-Realschule zuständig, wo bis zu 250 Feuerwehrangehörige genächtigt haben. Außerdem kümmerten sich Feuerwehrleute aus Leutesheim gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk am Samstag und Sonntag um die Absperrung der Insel. Der Bereich Bodersweier/Querbach/Zierolshofen organisierte die Präsentation der Dekon-Einheit ebenso wie den Shuttle-Dienst. Goldscheuer/Hohnhurst war für die Umsetzung des Parkkonzepts zuständig, kontrollierte Einfahrtsberechtigungen, wies Autofahrer ein und übernahm den Auf- und Abbau der Ausweichparkplätze. Kork/Odelshofen organisierte die Fahrdienste, den Transport und die Belieferung der sich präsentierenden Einheiten. Der Ausrückbereich Kernstadt/Neumühl stellte den Brandschutz in der Feuerwache sicher, hatte die Ausstellungsbereiche zwischen der Villa Schmidt und dem Wasserband eingeteilt, war bei der Präsentation der Taucher, der Europa 1, des Hochwasserschutzes und der Jugendfeuerwehr engagiert – und überall, wo gerade Unterstützung gebraucht wurde.
„Sehr zufrieden“ ist Antje Lenz, Leiterin des Bereichs Tourismus bei der Kehl Marketing, mit dem zu Ende gegangenen Landesfeuerwehrtag in der Rheinstadt. „Es war ein tolles Aushängeschild für Kehl. Die Stadt hat sich den Besucherinnen und Besuchern super präsentiert“, resümiert sie. Nach einem auch durch das Wetter bedingten verhaltenen Start am Freitag, 21. Juli, wurde die Stadt in den beiden Folgetagen sehr gut frequentiert. Anders als bei Großveranstaltungen wie dem Kehler Messdi habe sich das Publikum stärker verteilt: über den Marktplatz und die Fußgängerzone hinaus auf den Kehler Teil des Gartens der zwei Ufer, rund um den Weißtannenturm und den Bereich bis zur Feldscheune sowie auf den Läger, den Standort der großen Feuerwehrmesse. Zufriedene Rückmeldungen habe sie auch aus der Gastronomie und Hotellerie erhalten, berichtet Antje Lenz. Für das Wochenende sei es kaum mehr möglich gewesen, über die gängigen Reservierungsoptionen noch ein freies Hotelzimmer in Kehl zu bekommen.
Das große Interesse am Landesfeuerwehrtag spiegelte sich auch in den Seitenaufrufen auf der städtischen Homepage wider. 7.872 Mal ist die Berichterstattung über das Großspektakel der Feuerwehren aufgerufen worden. Am Besucherwochenende griffen Nutzer aus 39 verschiedenen Ländern auf den kontinuierlich aktualisierten Online-Artikel zu. Außer aus der Bundesrepublik und dem benachbarten Frankreich informierten sich auch Interessierte aus dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und den Niederlanden über das Geschehen in Kehl.
Keine besonderen Vorkommnisse
Zu besonderen Vorkommnissen ist es während des Landesfeuerwehrtages nicht gekommen. „Insgesamt ist die Lage ruhig geblieben“, resümierte Laial Badr vom städtischen Bereich Sicherheit und Ordnung. In den Abendstunden waren Fußstreifen des Kommunalen Ordnungsdiensts und des Gemeindevollzugsdiensts in der Innenstadt, entlang der Hauptstraße und im Bahnhofsumfeld unterwegs. Dabei stellte der Gemeindevollzugsdienst insgesamt 116 Verwarnungen wegen Parkverstößen aus: Zur Kasse gebeten werden Autofahrer, die ihre Fahrzeuge in Halteverbotszonen oder auf Gehwegen abgestellt hatten. Der Abschleppdienst musste nicht gerufen werden. Sowohl der externe Sicherheitsdienst, der mit acht Kräften im Einsatz war, als auch der Kommunale Ordnungsdienst meldeten keine besonderen Vorkommnisse.
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