Brettener "Badewelt" Bretten hat die Nase vorn
Projektgruppe "Neubau Hallenbad" Kehl unterwegs
Kehl (st). Vier Bäder hat sich die Projektgruppe "Neubau Hallenbad" inzwischen angeschaut; für die „Badewelt“ in Bretten konnten sich die Mitglieder bislang am meisten begeistern. Das Kombi-Bad überzeugte nicht nur durch seine ansprechende Gestaltung, sondern auch durch die schlüssige Organisation. Bei ihrer zweiten Bädertour hat sich die Kehler Projektgruppe außerdem im Fächerbad in Karlsruhe umgesehen. Bei allen Besichtigungen spielen die Erfahrungen der Badbetreiber eine große Rolle: Was ist gut gelungen und was würden sie anders machen, wenn sie nochmal bauen könnten?
„Ein Bad bauen kann fast jeder“, erklärte Badleiter Holger Poppeck in der Brettener „Badewelt“ den Besuchern, „die Organisation der Abläufe ist schon schwieriger“. Deshalb habe man die „Badewelt“ „maßgeblich über die Funktion geplant“. Man habe sich die Zeit genommen, genau festzulegen, wie die Besucherströme durch das Bad geleitet werden sollen und habe sich intensiv mit den technischen Fragen beschäftigt, „bis hin zum Lampenwechsel“.
Er könne nur raten: „Fragen Sie Ihre Mitarbeiter“, appellierte Holger Poppeck an die Kehler Gruppe. Die Gestaltung sollte immer der Funktion folgen. Ergebnisse dieser Vorgehensweise sind zum Beispiel ein Kinderwagenparkplatz im Gebäude, ein großzügiger Eingangsbereich mit Sofas und Bücherregal sowie große und vor allem eindeutige Piktogramme, die Besuchern unabhängig von Sprachkenntnissen den Weg weisen.
17,3 Millionen Euro hat das Hallenbad in Bretten gekostet; weitere 4,5 Millionen wurden für die Sanierung des Freibades fällig. In den Kosten enthalten ist eine Million Euro für die Heizzentrale, nicht enthalten sind die Ausgaben für den Parkplatz für die Badegäste, der bewirtschaftet wird. Die Baukosten, ist sich Holger Poppeck sicher, wären niedriger ausgefallen, wenn das neue Hallenbad auf der grünen Wiese entstanden wäre und nicht auf den Bestand hätte Rücksicht genommen werden müssen.
Eine Besonderheit des durch eine Saunalandschaft ergänzten Kombi-Bads besteht darin, dass das ursprünglich im Freibad vorhandene 50-Meter-Becken aus Kostengründen durch ein 25-Meter-Bassin ersetzt wurde. Die Erfahrungen mit dem Betrieb des Bades zeigten, dass zwei 25-Meter-Becken ausreichend seien – im Sommer würden beide gut genutzt. Zusätzlich gibt es in Bretten ein Lehrschwimmbecken, ebenso wie ein sogenanntes Vitalbecken mit 30 Grad Wassertemperatur. Im neu errichteten Bad wurde zusätzlich ein Baby- und Kleinkindplanschbecken mit 32 Grad warmem Wasser eingebaut.
Im Sommer lassen sich die Flügeltüren des Hallenbades sowie Dachluken öffnen, so dass „wir drinnen und draußen die gleiche Luft haben“, sagt Holger Poppeck. Die Kehler Gruppe war beeindruckt von der „Badewelt“ und sehr interessiert an der Konzeption, wenngleich klar war, dass ein Bad in dieser Größenordnung und vor allem mit Wasserflächen in diesem Ausmaß in Kehl nicht realisierbar sein wird.
Das Gleiche gilt für das zweite Bad, das die Projektgruppe besucht hat: Das 25 mal 16 Meter messende Cabrio-Becken ist die Besonderheit des Fächerbades in Karlsruhe: Das Dach lässt sich automatisch öffnen, auch die Glasscheiben, welche das Becken vom Außenbereich trennen, können zu zwei Dritteln zur Seite gefahren werden.
Weil jedes der elf Karlsruher Bäder einen speziellen Auftragt hat und das Fächerbad der Landesstützpunkt für die Springer und deren Wettkämpfe ist, verfügt es nicht nur über ein 50-Meter-Becken in der Halle, sondern zusätzlich über eine Zuschauertribüne. Der Hubboden im großen Becken ist eine Investition, die bei einem nochmaligen Bau wohl nicht mehr erfolgen würde: Er werde nur etwa vier Mal pro Jahr genutzt, berichtete Prokuristin Jenny Retzbach der Projektgruppe aus Kehl. Ganz anders sieht es im Therapiebecken aus, das gleichzeitig zum Schwimmenlernen für Kinder genutzt wird: Dort wird die Wassertiefe über den Hubboden drei bis vier Mal täglich verändert.
Bewährt hat sich im Fächerbad das Transpondersystem: Mit den Chips im Armband können die Badbesucher nicht nur ihren Spind auf- und zuschließen, über den Transponder wird der Badetarif ebenso abgerechnet wie der Konsum in der Gaststätte des Fächerbads. Dass der Gaststättenbetrieb auch von außen zugänglich ist, ist schon deshalb wichtig, „weil die Eltern einen Wartebereich benötigen“, machte Jenny Retzbach deutlich: Im Fächerbad finden mehr als 100 Schwimmkurse statt.
In beiden Bädern kämpfte man vor der Sanierung mit ähnlichen Problemen wie in Kehl: Weil die Technik komplett veraltet war, mussten Teile beider Bäder zeitweise geschlossen werden. Während im Fächerbad in Karlsruhe noch immer gebaut wird und die Badegäste deshalb noch mit verkleinerten Flächen im Umkleidebereich zurechtkommen müssen, sind in Bretten seit Mai alle drei Bauphasen abgeschlossen. Dass diese schneller aufeinander folgen mussten, als ursprünglich vorgesehen, lag darin begründet, dass die Statiker die Gewähr für die Sicherheit des Daches des alten Hallenbads nicht mehr übernehmen wollten.
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