Kommandant Liehr
"Nächstes Silvester werden wir anders vorgehen"

Die Angriffe auf Kehler Feuerwehrleute in der Silvesternacht sollen Konsequenzen haben. | Foto: Kerssenbrock
  • Die Angriffe auf Kehler Feuerwehrleute in der Silvesternacht sollen Konsequenzen haben.
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Kehl/Stuttgart Thomas Strobl wollte es genau wissen. Aus diesem Grund lud er zu einem Blaulicht-Austausch ein. Dem baden-württembergischen Innenminister ging es darum, "reinzuhorchen: Wie schützen wir die, die uns schützen?" Mit dabei war auch Kehls Feuerwehr-Kommandant Viktor Liehr.
Die Angriffe auf Kehler Feuerwehrleute in der Silvesternacht sind allen noch präsent: Bei Löscharbeiten am leerstehenden Hallenbad – das Feuer breitete sich durch Brandbeschleuniger aus – waren aus einer Gruppe Jugendlicher die Einsatzkräfte gezielt mit Raketen und Böllern beschossen worden.
Nun ist Baden-Württemberg nicht Berlin, insbesondere schon gar nicht an Silvester, so die klare Lageeinschätzung der Polizei und des Innenministers. Nur in Kehl war es landesweit zu Ausschreitungen dieser Art gekommen, so Liehr. Aber diesen Fall und die inzwischen allgemein zunehmenden Anfeindungen von Einsatzkräften nehmen alle Beteiligten sehr ernst.
"Ein Kollege", schilderte Liehr im Gespräch mit dem Guller, "leidet seit dem Silvestereinsatz an psychischen Problemen und wird in einer Spezialklinik behandelt." Auf diesen, so der Kommandant, ist direkt mit Feuerwerkskörpern geschossen worden. Bevor er die Situation habe realisieren können, seien drei weitere Raketen geflogen. "Es ist ein Kollege mit 40 Jahren Erfahrung, der schon viel erlebt, viele Leben gerettet und auch Einsätze absolviert hat, wo kein Leben gerettet werden konnte", so Liehr.

Strafanträge gestellt

"Inzwischen wurden die Vorkommnisse dieser Silvesternacht gesammelt und zuständigen Ermittlungsbehörden übergeben", heißt es in einer Presseinformation der Stadt Kehl. „Mittlerweile sind auch Strafanträge gestellt worden“, ergänzte Liehr und kündigte an: "Nächstes Silvester werden wir anders vorgehen." Einsatzkräfte vor Verletzungen und Gefahren bestmöglich zu schützen, habe höchste Priorität.
Bei dem Austausch wurden laut Liehr auch "Hausaufgaben verteilt". So werde er sich jetzt konkret dafür einsetzen, dass die Feuerwehr zusammen mit der Polizei sowie der Ortspolizeibehörde neue Abläufe in der Planung und Durchführung von Einsätzen umsetzt: "Wir können uns beim Einsatz nicht selbst absichern." Die Stadt Kehl habe für sich zudem beschlossen, andauernde verbale Angriffe gegen Feuerwehrleute im Einsatz anzuzeigen. Und: "Wir sind auch auf die Unterstützung der Bürger angewiesen", machte Liehr im Gespräch mit der Guller-Redaktion klar. Es habe ihn deshalb sehr gefreut, dass er als Reaktion auf die Kehler Silvesternacht viel Zuspruch und aufmunternde Mails von Bürgern erhalten habe.
"Wir wollen uns bei unseren Einsätzen nicht zurückdrängen lassen", betonte der Kehler Kommandant und freut sich über den starken Willen des immer noch verletzten Kollegen: "Er hat die Motivation, wieder als Feuerwehrmann aktiv zu sein."

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