Vitalitätsmangel und Pilzbefall
Marktplatzplatane muss gefällt werden
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- Diese Platane auf dem Kehler Marktplatz muss gefällt werden.
- Foto: Stadt Kehl/Norman Mummert
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Kehl (st) „Der Baum erscheint insgesamt als abgängig“ – mit diesen Worten beschreibt ein Offenburger Sachverständigenbüro in seinem Gutachten die Platane auf dem Kehler Marktplatz. Der Baum weist einen Vitalitätsmangel auf und leidet darüber hinaus an einem Massaria-Pilzbefall, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Kehl. Noch vor dem Beginn der Schonzeit soll er in der zweiten Februarwoche gefällt werden.
Das Expertengutachten für die Platane fällt ernüchternd aus. Der Baum steht, so schreibt es das Sachverständigenbüro, an einem sogenannten Mangelstandort. Gemeint ist damit insbesondere das Pflanzloch. Die Grube, in die der Baum dereinst gesetzt wurde, ist nach heutigen Erkenntnissen eigentlich zu klein und wurde relativ schnell und umfassend durchwurzelt. Weiter ausbreiten können sich die Wurzeln allerdings nicht. Denn unter dem versiegelten Marktplatzboden befindet sich Elektroofenschlacke. Diese eignet sich sehr gut für Verkehrsflächen und weniger für Vegetationsflächen. Die Marktplatzplatane wird dadurch in ihren Durchwurzelungsmöglichkeiten begrenzt.
Eingeschränkte Ernährungssituation
Im Gutachten ist von einer „deutlich eingeschränkten Ernährungssituation“ und einem „stark behindertem Gasaustausch“ die Rede. Diese Standortfaktoren führen zu Vitalitätsmangel. Zusätzlich macht dem Baum ein Massariabefall zu schaffen. Diese Pilzinfektion birgt nicht nur für den Baum, sondern auch für Passanten Gefahren. Denn: Befallene Platanen können nicht nur Totholz, sondern mitunter auch sogenannte Starkäste abwerfen. „Das Gehölz kommt nicht mehr aus eigener Kraft gegen die Pilzinfektion an“, berichtet der städtische Fachagrarwirt für Baumpflege, Kevin Lösch. Das Expertengutachten kommt zu dem Fazit, dass die Platane kurz- bis mittelfristig als abgängig anzusehen ist. Sollte sich der Zustand verschlechtern, rät das Offenburger Sachverständigenbüro zu einer Fällung. Das Gutachten datiert von April 2024.
Zwischenzeitlich hat die Marktplatzplatane weiter an Vitalität eingebüßt. „Wir kontrollieren regelmäßig, gerade im Vorfeld von Veranstaltungen“, berichtet Kevin Lösch. Unter anderem bei Laubkontrollen war den städtischen Baumpflegern aufgefallen, dass sich das Blattwerk in der Platanenkrone „extrem gelichtet hat“, wie es Kevin Lösch beschreibt. Bohrwiderstandsproben bestätigten die schlechten Vitalwerte des Gehölzes. Daher folgt der städtische Betriebshof der Empfehlung in dem Gutachten und lässt die Marktplatzplatane in der Woche von Montag bis Freitag, 10. bis 14. Februar, abnehmen. Der genaue Termin hängt von den Witterungsbedingungen ab. „Für uns als Baumpfleger ist es immer sehr bedauerlich, wenn ein Baum gefällt werden muss“, sagt Kevin Lösch. Allerdings hat die Stadt eine Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen. „Menschenleben gehen vor“, betont Kevin Lösch.
Neupflanzung geplant
Schon jetzt ist klar, dass an selber Stelle wieder ein Marktplatzbaum eingesetzt wird. Dazu heißt es in dem Gutachten: „Eine Ersatzpflanzung am Standort ist ohne umfassende Standortsanierung nicht zielführend.“ Wie im Falle der beiden neugepflanzten Kastanien soll deshalb am jetzigen Platanenstandort eine fünf auf fünf Meter große und zwei Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden. Das Pflanzloch wird mit einem Bewässerungs- und Belüftungssystem ausgestattet und anschließend mit Substrat aufgefüllt, um die Lebenserwartung des neuen Baumes zu steigern. Welche Baumart auf dem Marktplatz eingesetzt wird, ist nicht abschließend geklärt.
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