Axt übergibt Unterlagen ans Archiv
Geschichte der Kehler FDP jetzt aktenkundig
Kehl (st). 50 Jahre Mitgliedschaft in der FDP, Landtagskandidat für seine Partei und ausgezeichnet mit der Reinhold-Maier-Nadel, der höchsten Ehrung, welche die Freien Demokraten in Baden-Württemberg vergeben: Die Geschichte der Kehler FDP ist aufs Engste mit dem langjährigen Stadtrat Karlheinz Axt verbunden. Im Beisein des FDP-Bundestagesabgeordneten Martin Gassner-Herz, des FDP-Ortsverbandsvorsitzenden Benedikt Eisele, des FDP-Stadtrats Horst Körkel, von Kreisvorstandsmitglied Hans Baas und Oberbürgermeister Wolfram Britz hat er die Akten des FDP-Ortsverbands – und einiges mehr – an Archiv- und Museumsleiterin Dr. Ute Scherb übergeben.
Stadt- und Kreisrat sowie Ehrungen
34 Jahre lang war Karlheinz Axt als FDP-Stadtrat Mitglied des Kehler Gemeinderats, lange Jahre vertrat er Kehl auch im Kreistag, 1996 hat er für seine Partei für den Landtag kandidiert. Alle Schriftstücke, Unterlagen, Plakate, Protokolle „habe ich mehr oder weniger abgelegt“, sagt er mit Blick auf die Kiste mit den Ordnern, die im Stadtarchiv auf dem Tisch steht. „Hassmails waren damals Briefe“, fügt er hinzu. Auch solchen Inhalt birgt seine Sammlung.
Lebhaft erinnert sich der 84-Jährige in diesem Zusammenhang an die für ihn spannendste Zeit in der Kommunalpolitik: vom Moment an, als Kehl 1996 zusammen mit Straßburg den Zuschlag für die Landesgartenschau erhielt bis zu deren Eröffnung am 23. April 2004. „Die Aufregung um die Passerelle“ sei groß gewesen, sagt er und verweist auf die von Brückengegnern gesammelten 4000 Unterschriften. „Viele von ihnen habe ich später auf der Passerelle getroffen.“
Dass er bei der Gemeinderatswahl im Gartenschaujahr 800 Stimmen weniger bekommen habe als fünf Jahre zuvor, hat der 84-Jährige nicht vergessen und führt dies auf sein Engagement für die Passerelle und die Ausrichtung der sechsmonatigen Großveranstaltung zurück. „Man hat schon Momente, in denen man überlegt, ob man weitermacht oder nicht.“
Weil Karlheinz Axt aber nicht nur Kommunalpolitiker, sondern immer auch Vereinsmensch und als solcher 23 Jahre lang Vorsitzender des Kehler Fußballvereins war, hat er für Ute Scherb zudem Originalautogrammkarten mitgebracht, „von zwei Kehlern, die es bis in die Nationalmannschaft geschafft haben“: Dieter Eckstein und Martin Wagner.
Straßburg-Plan aus dem Jahr 1942
Besonders aber freut sich Ute Scherb über einen Archivzugang, den Karlheinz Axt einst von einem Freund zum 60. Geburtstag bekommen hatte: Es handelt sich dabei um einen Plan von Straßburg aus dem Jahre 1942. Kehl war damals Teil der unter Nazi-Herrschaft stehenden Stadt Straßburg und ist auf der Karte als „Straßburg 10“ bezeichnet. „So etwas haben wir gar nicht“, erklärt die Archiv- und Museumsleiterin, „und ich wüsste auch nicht, dass das Straßburger Museum einen solchen Plan besitzt“. Die Herkunft des besonderen Stückes hatte auch Karlheinz Axt interessiert, weshalb er nachgefragt hatte: Der Freund hatte mal eine Freundin in Straßburg und deren Vater hatte diesem den Plan geschenkt, erinnert sich der 84-Jährige: „Jetzt ist er am richtigen Platz.“
Zum Anlass, den Karlheinz Axt dem Archiv übergibt, gehören darüber hinaus Unterlagen des Fördervereins Weißtannenturm, dem er zunächst als Beisitzer, dann als Vorsitzender diente. Der Förderverein hat nicht nur die 210 Treppenstufen an Spender verkauft, sondern zudem zur Beleuchtung des Turms und den Fontänen im Altrhein beigetragen – hierzu hat der Ex-Stadtrat ebenfalls nicht nur sehr erfolgreich Spenden, sondern auch die relevanten Dokumente gesammelt. Alles zusammen bezeichnet Ute Scherb „wirklich als einen Schatz“. Sie hoffe sehr, dass der Weißtannenturm noch Jahrzehnte lang stehe, dank der Unterlagen im Archiv könne nun aber, selbst wenn der Turm einst nicht mehr existiere, nachvollzogen werden, wie es zu seinem Bau gekommen sei.
Weil ein Nachlass auch eine Last für die Kinder sein könne, „wollte ich das vor meinem Tod regeln“, begründet Karlheinz Axt den Zeitpunkt der Aktenübergabe ans Archiv. „Es ist umso schöner, wenn man die Dinge dann in guten Händen weiß.“ Im Namen der Stadt Kehl bedankte sich auch Oberbürgermeister Wolfram Britz für das Überlassen der zeitgeschichtlichen Dokumente und erinnerte daran, dass die Stadt das vielfältige Engagement mit der Bürgermedaille gewürdigt habe. Die, schmunzelt Karlheinz Axt, bewahre er zu Hause im Tresor auf.
Er beschäftige sich in Berlin mit dem Thema bürgerschaftliches Engagement, berichtete Bundestagsabgeordneter Martin Gassner-Herz: „Karlheinz Axt hinterlässt in Kehl exemplarisch sichtbare Fußstapfen“, lobte er, „jetzt wird aus der Tatkraft, die ihn angetrieben hat, sogar Geschichte“.
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