Stolperstein in Hauptstraße 169
Erinnerung an Max Bensinger
Kehl (st) Der Stolperstein von Max Bensinger ist wieder an seinem angestammten Platz. 2017 erstmals verlegt, musste die Gedenktafel mit den Lebensdaten des ehemaligen jüdischen Mitbürgers zwischenzeitlich aus dem Gehsteig an der Hauptstraße 169 entnommen werden. Der Grund war der Bau eines Mehrparteienhauses. Inzwischen weist die Messingplatte im Boden aufmerksame Passantinnen und Passanten wieder auf das traurige Schicksal Max Bensingers hin.
Zweieinhalb Jahre lang wohnte Max Bensinger an der heutigen Hauptstraße 169, die damals noch als Adolf-Hitler-Straße ausgewiesen war. Der unverheiratete selbstständige Kaufmann wurde am 1. Juli 1896 in Bodersweier geboren. Drei seiner Geschwister lebten ebenfalls in Kehl: Elise Wertheimer, Regine Mannheimer und Simon Bensinger. Erstmals deportiert wurde Max Bensinger am 10. November 1938 nach der Reichspogromnacht. Zusammen mit den anderen jüdisch-stämmigen Kehlern trieben ihn Mitglieder der Gestapo, SS, Grenzpolizei, aber auch Kehler Mitbürger durch die Straßen, bespuckten, beschimpften, demütigten und misshandelten ihn. Ziel der Deportation war das Konzentrationslager Dachau. Zwar kehrte Max Bensinger am 23. Dezember 1938 in die Rheinstadt zurück, an eine Rückkehr in sein altes Leben war jedoch nicht mehr zu denken. Bis zum 7. Januar 1939 wohnte er in der damaligen Adolf-Hitler-Straße 49 bei seiner Tante Rosa Bensinger, die ihrerseits am 22. Oktober 1940 von den Nationalsozialisten ins Lager im französischen Gurs deportiert wurde und dort starb. Unterschlupf für drei Monate gewährte Max Bensinger zudem die Witwe Luise Baum (Siegfriedstraße 8). Deren Ehemann Karl Baum war bereits am 28. März 1938 verstorben. Am 5. April 1939 zog Max Bensinger schließlich zu seiner Schwester Regine Mannheimer und ihrem Ehemann, dem früheren Lehrer Lazarus Mannheimer, in die Kinzigstraße 20. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs – am 1. September 1939 – wurde die gesamte Kehler Bevölkerung evakuiert, darunter auch Max Bensinger. Er sollte nicht mehr in die Rheinstadt zurückkehren; auf seiner Meldekarte ist keine Rückkehr nach Kehl vermerkt. Stattdessen zog Max Bensinger nach Frankfurt und wohnte dort in der Straße Am Tiergarten 18. Von dort wurde er am 15. September 1942 zusammen mit 1.364 Frankfurter Jüdinnen und Juden in das Lager Theresienstadt deportiert. Schließlich zwangen ihn die Schergen des menschenverachtenden NS-Regimes, am 29. Januar 1943 einen Zug mit dem Ziel Ausschwitz zu besteigen. Dort wurde er ermordet. Seine Schwester Elise Wertheimer konnte gemeinsam mit ihrer Familie das Land verlassen. Regine und Lazarus Mannheimer sowie Simon Bensinger, dessen Ehefrau und drei Kinder fielen dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer. Für sie wurden in Kehl ebenfalls Stolpersteine verlegt. Im Jahr 1940 wurden zudem die Geschwister Max Bensingers, Klara Kaufman und Eduard Bensinger aus Bodersweier sowie Auguste Valfer aus Diersburg, nach Gurs deportiert. Einzig Klara Kaufmann überlebte.
Mitarbeitende des Betriebshofs fügten den Stolperstein wieder ins Bankett, ehe Neuntklässler der Zeitzeugen-AG des Einstein-Gymnasiums unter der Leitung von Lehrer Uli Hillenbrand weiße Rosen davor niederlegten. Stadtarchivarin Dr. Ute Scherb dankte den Schülern dafür, sich mit dem Leben Max Bensingers auseinandergesetzt zu haben.
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