Stadt Kehl gegen Zigarettenkippen
Abstimmen statt auf die Straße werfen
Kehl (st). Zwei neue Kipp-O-Meter – von anderen Städten auch Kippenwähler genannt – stehen an der Tramhaltestelle am Bahnhofsvorplatz. Raucher sollen durch die Fragen auf den Automaten dazu animiert werden, ihre Zigarettenstummel in die von ihnen bevorzugte Wahlöffnung und nicht einfach achtlos auf die Straße zu werfen. In der ersten Frage geht es um den bevorzugten Dialekt, badisch oder elsässisch.
Die beiden Automaten dienen der Rheinstadt als Versuchslauf. „Alle drei bis vier Wochen werden die Fragen ausgetauscht“, erklärt Dr. Ann-Magret Amui-Vedel, Umweltreferentin der Stadt Kehl. „Wenn die Kipp-O-Meter gut angenommen werden, kann das Projekt gegen die Verschmutzung der Stadt durch Zigarettenstummel auch auf weitere Gebiete Kehls ausgeweitet werden.“
„Die Filter von Zigaretten verschmutzen nicht nur Kehls Stadtbild, sondern auch die Umwelt und können je nach Situation auch für Kinder und Haustiere gefährlich werden“, warnt Amui-Vedel. Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) sind Zigaretten weltweit das am häufigsten weggeworfene Abfallprodukt.
„In Kehl ist dieses Abfallprodukt nicht nur ein unschöner Anblick: Zigarettenfilter sind nicht, wie oft angenommen wird, biologisch abbaubar, sondern bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat“, teilt die Umweltreferentin mit. Die Stummel enthielten neben Nikotin, Schwermetalle, Pestizide und Herbizide, zahlreiche weitere krebserregende und toxische Substanzen. Diese Gifte verschmutzen die Umwelt der Rheinstadt, mitsamt Grundwasser, Flüssen, Bäumen und Wiesenflächen. Je mehr Kippenreste in der Natur landen, desto mehr Nikotin wird ihnen ausgewaschen und in die Stadtgewässer, Seen oder Flüsse der Rheinstadt weitergeleitet.
„Eine Sensibilisierung der Bevölkerung für diese Themen hat in den vergangenen Jahren ohne Zweifel bereits stattgefunden“, weiß Amui-Vedel. Auf diesem Weg sei es möglich weitere Aufklärungsarbeit zu leisten, ohne auf Verbote oder Strafen zurückgreifen zu müssen. Der Berliner Vergiftungszentrale lagen 2017 deutschlandweit mehr als 8.000 Fällen von Vergiftungen von Kindern aufgrund von Tabak vor.
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