Zwischenbilanz nach Öffnung
211 Übernachtungen im Kälteschutzquartier
Kehl Der Kälteschutz bietet freiwillig obdachlosen Menschen auch in diesem Winter wieder Schutz vor den Elementen. 15 Personen haben das Angebot in den vier Wochen vor Weihnachten bereits genutzt. 211 Übernachtungen gab es insgesamt (Stand: 19. Dezember).
"Zusammen mehr erreichen"
Das Quartier verfügt über fünf beheizte Container mit je drei Schlafplätzen. Abermals stellt die Firma Algeco die Container zur Verfügung. Jeweils 2.000 Euro steuern die Sparkasse Hanauerland, die Volksbank Bühl sowie die Lotte-und-Dieter-Klumpp-Stiftung für den laufenden Betrieb bei. Für die Übernahme der Schließdienste bezuschusst der Ortenaukreis das Diakonischen Werk im Evangelischen Kirchenbezirk Ortenau. Oberbürgermeister Wolfram Britz lobt das gemeinsame Engagement für sozial benachteiligte Menschen bei einem gemeinsamen Ortstermin: „Zusammen können wir mehr erreichen“, ist er sich sicher.
Nadine Jamieson, Mitarbeiterin in der sozialen Tagesstätte Café Kanne im Gemeindehaus der Sankt-Johannes-Nepomuk-Kirche, schließt die Container für die Nutzer am Nachmittag auf. Das ist vorteilhaft, den sie kennt viele der Obdachlosen bereits aus dem Café Kanne. In der seit 2021 bestehenden Tagestätte können sich Obdachlose für eine Übernachtung anmelden.
Mehr Frauen nutzen Angebot
Vor Ort stehen 15 einfache Stahlrohrbetten, also drei pro Container, zur Verfügung. Zwei sind nur für Frauen reserviert. Deren Zahl steige stetig an, bemerkt Nadine Jamieson. „Seit Wiedereröffnung haben bereits vier hier übernachtet“, berichtet sie. Eine von ihnen, eine ungefähr 70 Jahre alte Frau aus Moldawien, befand sich bei ihrer Ankunft in schlechtem gesundheitlichem Zustand. Die Kommunikation gestaltete sich aufgrund der Sprachbarriere schwierig. Im Café Kanne kümmerten sich die Mitarbeitenden der Diakonie um sie und sorgten dafür, dass sie ärztlich versorgt wurde. Nach einigen Tagen hatte sich ihr Zustand deutlich verbessert und sie konnte selbstständig die Reise in ihre Heimat antreten.
Angetan sind die beiden Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werkes davon, wie sehr die Nutzer auf Sauberkeit in der Unterkunft achten. „Die Meisten sind sehr ordentlich und reinigen ihre Schlafplätze ohne Aufforderung durch uns“, sagt Nadine Jamieson. Doch obwohl sich der Kälteschutz unter freiwillig obdachlosen Menschen in Kehl etabliert hat, verzichten einige darauf, das Angebot wahrzunehmen, wie Nadine Jamieson weiß. Daran ändere auch ihre Überzeugungsarbeit nichts.
Hintergrund
Das Kälteschutzquartier schließt eine Lücke für freiwillig wohnungslose Menschen in Kehl. Bevor die Unterkünfte existierten, mussten Obdachlose für eine warme Unterkunft entweder nach Offenburg oder Straßburg. In der vergangenen Kälteschutzsaison ist sowohl die Zahl der Übernachtungen (912) als auch die Zahl der Gesamtnutzer (36) im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Algeco stellt neben den Containern zusätzlich die Betten, Matratzen und sowie die Toiletten zur Verfügung. Auch sozialverträgliche Hunde dürfen mit übernachten. Geöffnet werden die Container ab 14 Uhr. Werktags müssen die Übernachtungsgäste ihre Unterkunft zwischen 8 und 9 Uhr sauber verlassen. An Wochenenden und Feiertagen steht das Kälteschutzquartier den ganzen Tag über offen.
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