Haslacher Ministranten pflegen alten Osterbrauch
Wenn Rätschen Glocken ersetzen

Es kostet viel Kraft, die Rätschen zu bedienen. Die Haslacher Ministranten wechseln sich dabei ab. | Foto: Ministranten Haslach
  • Es kostet viel Kraft, die Rätschen zu bedienen. Die Haslacher Ministranten wechseln sich dabei ab.
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Haslach (cao). Es ist ein ohrenbetäubender Lärm, der an den Kartagen vom Glockenturm der Haslacher Kirche Sankt Arbogast weit über die Dächer der Altstadt hinaus zu hören ist. Was verbirgt sich dahinter?

Vom Gloria des letzten Abendmahls in der Gründonnerstagsmesse an bis zum Gloria in der Osternacht schweigen die Glocken, auch das Angelus-Läuten bleibt in dieser Zeit aus. An ihre Stelle treten mancherorts Rätschen. Einem alten, religiösen Brauch zufolge wird das Glockengeläut in den katholischen Kirchen durch solche hölzernen, krachschlagenden Instrumente ersetzt.

"Es heißt, in dieser Zeit fliegen die Glocken nach Rom, um ihre Osterbeichte abzulegen", sagt der Haslacher Historiker Alois Krafczyk. Schon im 15. Jahrhundert ist dieser Brauch erwähnt worden, wann er in Haslach begonnen hat, ist unklar. Das Haslacher Rätschen wurde auf dem "neuen" Kirchturm, der 1906 erbaut wurde, bis heute jedenfalls fortgesetzt. Dorthin werden zwei Rätschen – eine große und eine kleine – vom Kirchenspeicher hinaufgetragen und von den 15 bis 20 Ministranten bedient.

"Das ist eine anstrengende Sache, allein kann man das gar nicht machen", erklärt Krafczyk und Oberministrant Sebastian Oberfell stimmt ihm zu. Immerhin handelt es sich bei einer Rätsche um ein großes Schrapinstrument, das zu den Idiophonen gehört, also mit dem Drehen einer großen Kurbel schwingend Klang erzeugt, weil Holzhämmer auf leeres Holzgehäuse schlagen. Einige der Ministranten stehen dabei auf den Rätschen, um sie zu beschweren und damit sie nicht vom Boden abheben, andere wechseln sich beim schweißtreibenden Drehen der Kurbel ab.

Sebastian Oberfell legt jedes Mal selbst mit Hand an. Es sind nur die älteren Ministranten, dazu gehören alle von der Leiterrunde im Alter zwischen 15 und 27 Jahren, die das schwere Instrument bedienen können. Denn dafür gilt es, ganz schön viel Kraft aufzuwenden. Sie werden anstelle des Angelusläutens am Karfreitag- und Karsamstag um 12 Uhr Mittags statt der Glocken als Aufruf für die Gläubigen zum Besuch der Messe eingesetzt.

Doch nicht nur die Glocken sollen am Karfreitag bis zur Osternacht schweigen, auch die Orgel bleibt in vielen katholischen Kirchen unberührt. Außerdem werden selbst während der Gottesdienste kleine Holzklappern angeschlagen, die die Altarschellen ersetzen.

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