Angedacht: Christian Meyer
Nicht den starken Mann markieren
In fünf Wochen ist Ostern, das wichtigste Fest der Christen. Für mich ist Ostern ein Happy End nach langem Leiden: Jesu Freunde sind erschüttert von der grausamen Kreuzigung. Da passiert ein Wunder: Jesu Grab ist leer. Ein Engel tröstet die Freunde: „Fürchtet Euch nicht! Jesus ist auferstanden. Er lebt, dass wir leben!“
Auf dem Weg zu diesem Oster-Happy End berichtet die Bibel von Menschen mit vielen Sorgen. Die Jünger ahnen wahrscheinlich nach dem letzten Abendmahl: Bald werden die Römer Jesus verhaften. Nur Petrus, Jesu bester Freund, markiert den starken Mann. Scheinbar ohne Zweifel ruft er: „Jesus, was auch kommt, ich gehe mit Dir in den Tod!“ Man sagt: Aller guten Dinge sind drei. Für Petrus gilt das nicht. Gleich dreimal verrät er Jesus. Passend kräht dreimal der Hahn. Als die Soldaten Jesus an Petrus vorbeizerren, weint Petrus bitterlich.
Wie Jesu Freunde fürchtete sich auch der jüdische Dichter Erich Fried in Nazi-Deutschland vor Gefängnis und Tod. Anders als Petrus steht Fried aber dazu. In einem Gedicht schreibt er: „Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst. Aber hab' Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel.“ Fried floh bald nach England und überlebte dort die Shoa.
Ich glaube: Jesus hat Petrus, seinem besten Freund und Verräter, am Ende verziehen. Sonst wäre er ihm nach Ostern nicht noch einmal begegnet, um ihm zuzurufen: „Fürchte Dich nicht, weide meine Lämmer!“
In Vorfreude auf das wichtigste Fest der Christen in fünf Wochen denke ich bei all diesen Oster-Happy Ends besonders an zwei Dinge:
Erstens, die Kraft von Jesu Auferstehung kann auch viele meiner Sorgen besiegen! Zweitens, ich muss dabei nicht wie Petrus den starken Mann markieren.
Pfarrer Christian Meyer, evangelische Gemeinde Haslach
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