Demenzkranke
Pflegeplätze sind im Kinzigtal Mangelware
Haslach (cao). Wenn plötzlich ein Angehöriger an Demenz erkrankt, tauchen viele Fragen auf und zahlreiche Hürden sowie Herausforderungen gilt es dann zu meistern. Klaus Allgaier von der Demenzagentur Kinzigtal ist seit 2008 zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Ratsuchenden geworden.
"Wir arbeiten mit allen Diensten der Altenhilfe, Behörden, Kranken- und Pflegekassen zusammen", erklärt Allgaier. Etwa 1,4 Millionen Menschen sind deutschlandweit an Demenz erkrankt, im Ortenaukreis sind rund 9.000 Menschen davon betroffen. Die Dunkelziffer ist jedoch noch viel höher, erklärt Allgeier. Wie viele Betroffene es im Kinzigtal gibt, kann der diplomierte Sozialarbeiter nicht genau sagen. Noch immer ist Demenz oft ein Tabu-Thema. "Angehörige schämen sich, möchten es selbst nicht wahrhaben", bedauert er. Dabei kann eine Demenzerkrankung jeden treffen.
Was früher allgemein "Wisslosigkeit" hieß, ist heute in mehreren Krankheitsformen bekannt. Die häufigste davon ist mit etwa 60 Prozent Alzheimer. Der Überbegriff Demenz bezeichnet vieles – von einer Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten. "Weg vom Geist" ist die freie Übersetzung von dem lateinischen "Demenz". "Ein Mensch kann sich mit dieser Krankheit radikal verändern", erklärt Allgaier. Forscher haben herausgefunden, dass man eine Demenz 30 Jahre lang in sich herumtragen kann. Auslöser kann es viele geben, gefeit ist davor jedoch niemand. Wichtig ist, dass betroffene Angehörige die Hilfsangebote auch annehmen, denn "pflegende Angehörige brauchen Unterstützung", so Allgeier. Doch auch dem Berater sind manchmal die Hände gebunden. Mindestens zwei bis drei verzweifelte Anfragen zur Tages-, Kurzzeit- oder Dauerpflege gehen pro Tag bei ihm ein. "Das Kinzigtal ist dicht, es gibt keine freien Plätze mehr", bringt es Klaus Allgaier auf den Punkt. Durch die neue Heimmindestverordnung, die nur noch Einzelzimmer vorschreibt, wird es auch nicht besser. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Klaus Allgaier weiß nicht, "wie lange es noch dauert, bis die Situation in den Familien eskaliert und zusammenbricht".
Die Beratungsstelle in der Haslacher Sandhaasstraße 4 bietet auch spezielle Kurse für Angehörige an, sie berät über Finanzierungsmöglichkeiten und Hilfsangebote, hilft bei Leistungserschließung und erstellt auf Wunsch eine individuelle Hilfeplanung. Das Beratungsangebot ist für alle Ratsuchenden kostenlos. Informationen hierzu gibt es bei Klaus Allgaier unter der Telefonnummer 07832/99955220 oder im Internet unter iav-kinzigtal.de.
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