Heinrich Männle – Durbacher Urgestein und Ausnahmewinzer
Die Beleuchtung ist gedämpft, überall sind Kerzen. Am anderen Ende des mit Natursteinen ausgekleideten
Gewölbekellers plätschert das Wasser einer Quelle, dahinter thront die
Skulptur einer Frau mit Weintrauben. Rechts und links an den Wänden
stehen mächtige Holzfässer. In ihnen reifen die Weine – darunter
fruchtige Klingelberger, geschmackvolle Gewürztraminer und natürlich die
wundervollen Rotweine, für die das Weingut so berühmt ist. Was für ein
edles Ambiente! „Ich habe mir damit vor einigen Jahren einen lange
gehegten Wunsch erfüllt“, gesteht Heinrich Männle.
In diesem Jahr wurde der 80-Jährige erneut mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet,
das zwölfte Mal. Alle Auszeichnungen aufzuzählen, würde eine lange
Liste ergeben. Deshalb soll hier lieber darauf verzichtet werden. Nur so
viel: Eichelmann, Gault Millau, DLG und viele andere sind der Ansicht,
der Weinbaubetrieb des Durbacher Rotwein-Männle gehört zu den besten in
Deutschland.
Die erste urkundliche Erfassung stammt von 1737. Tatsächlich ist der Erbguthof sogar noch länger in Familienbesitz.
Heinrich Männle ist auf dem Anwesen geboren. Damals war der Hof ein
landwirtschaftlicher Mischbetrieb. „Wir hatten Kühe, Schweine und
Hühner. Die Tiere waren dazu da, die Familie zu ernähren“, erzählt
Heinrich Männle. „Der Weinbau diente der Geldeinnahme.“ Damals wurde
noch nicht in Flaschen abgefüllt, in den Gaststätten gab es Fassweine.
Im November, wenn die Weine vergoren waren, kamen Gastwirte sogar aus
Karlsruhe, Stuttgart oder vom Bodensee nach Durbach. Meist waren Küfer
ihre Berater, die sie zu den Höfen brachten, wo die Jungweine probiert
wurden. Ein Wirt aus Pforzheim kam mit einem großen LKW. „Das war für
uns Kinder damals eine riesige Aufregung“, erinnert sich der Winzer.
„Wurde man sich einig, setzte man sich gemeinsam in die Stube und der
Wirt zählte das Geld bar auf den Tisch. Anschließend gab es
Schälrippchen und Kartoffelsalat.“
Wollte er immer schon Winzer werden oder hätte er gerne etwas anderes gelernt? „Darüber hat man
damals nicht nachgedacht“, so Heinrich Männle. „Es war klar, der älteste
Sohn übernimmt den Hof.“ Das war seine Bestimmung. Die Landwirtschaft
hat ihm aber auch schon immer Freude gemacht. „Wenn im März die ersten
Arbeiten im Garten anfielen, sind wir Kinder barfuß herumgesprungen und
wollten das machen, was die Erwachsenen taten“, erzählt der Durbacher.
Die Familien mit Landwirtschaft waren auf die Arbeitskraft der Kinder
angewiesen. Nach der Schule hieß es damals: Schnell umziehen und essen,
dann ging es auf das Feld oder in die Reben. Das war völlig
selbstverständlich. Da der Vater krank war, musste Heinrich Männle schon
früh Verantwortung übernehmen. Trotzdem besuchte er zwei Wintersemester
die Landwirtschaftsschule in Offenburg. „Die Eltern stimmten nur
widerwillig zu, aber der damalige Landwirtschaftsrat Jäkle beschwatzte
sie“, so der Winzer. „Die Theorie, die ich dort lernte, war schon
wertvoll.“
Sicherlich war es auch diesem Einfluss zu verdanken, dass Heinrich Männle seine Eltern bereits früh drängte, einen Teil des
Weins in Flaschen abzufüllen und diese selbst zu vermarkten: „Das war
damals ein sehr moderner Gedanke.“ Zudem faszinierte es den Jungwinzer,
was sich alles aus der Traube entwickeln kann. Als er kurze Zeit
Mitglied der Winzergenossenschaft war, befriedigte es ihn deshalb nicht,
die Trauben einfach nur abzugeben. Er wollte den Wein selbst ausbauen.
Vor allem der Rotwein hatte es ihm angetan, der vor dem Krieg bei fast
keinem der Durbacher Winzer eine Rolle spielte. Heinrich Männle, der mit
23 Jahren den elterlichen Betrieb übernahm, wagte es, eigene Wege zu
gehen, und der Erfolg gab ihm Recht.
Es gäbe noch so viel mehr über den Rotwein-Männle zu erzählen – diesem Ausnahme-Winzer, der fest
mit Durbach verwurzelt ist, sich im Dorf, dem Vereinsleben und in der
CDU engagiert. Ein Mann wie sein Wein: kraftvoll, nuancenreich und trotz
seiner Reife noch immer mit großem Potential.
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