Im Gespräch mit Klaus Dahlmeyer
Menschen dürfen nicht ins Abseits geraten
Zukunft sozial gestalten: Unter diesem Motto findet am Freitag eine Bezirkssonderkonferenz der AWO Baden in Offenburg statt. Prominente Gäste der Veranstaltung sind Hans-Peter Kopp,
Bürgermeister der Stadt Offenburg, Nils Opitz-Leifheit, Vorsitzender der
AWO Württemberg, und die Vorsitzende der AWO Ortenau, Monika Schmidt.
Eine Festrede zur 40-jährigen Geschichte des AWO Bezirksverbands Baden
hält Hansjörg Seeh, Ehrenvorsitzender der AWO Baden und ehemaliger
Bürgermeister der Stadt Freiburg. Redakteur Daniel Hengst sprach mit
Klaus Dahlmeyer, Geschäftsführer der AWO Baden, über die Entwicklung in
den zurückliegenden 40 Jahren und die zukünftigen Aufgabenschwerpunkte.
Wie hat sich der Aufgabenschwerpunkt in den zurückliegenden 40 Jahren verändert?
Die zurückliegenden 40 Jahre des Bezirksverbandes kann man in zwei große
Zeitabschnitte unterteilen, die sich sozialpolitisch ganz wesentlich
voneinander unterscheiden. Das ist zunächst einmal die Zeit von 1976 bis
1995. Diese Jahre waren geprägt von einem mit öffentlichen Mitteln
stark unterstütztem Ausbau des Sozialstaates. Ab dem Jahre 1995 hat der
Gesetzgeber zunächst mit Einführung der Pflegeversicherung begonnen,
weite Bereiche der sozialen Arbeit zu ökonomisieren. Für unseren Verband
bedeutete dies, dass wir unseren Blick stärker als bisher auf
Wirtschaftlichkeit und Qualität in unseren Einrichtungen und Diensten
richten mussten. Das ist uns bis heute sehr gut gelungen.
Wie viele Mitglieder, Beschäftigte und ehrenamtliche Helfer setzen sich heute für die AWO ein?
Die AWO in Baden hat heute über 15000 Mitglieder. Leider sind unsere
Mitgliedszahlen bereits seit Jahren rückläufig und wir unternehmen große
Anstrengungen, um dies zu ändern. Dies gilt auch für die Gewinnung von
ehrenamtlichen Helfern, wobei wir dort gute Erfolge erzielen konnten. In
den Ortsvereinen und Kreisverbänden und auch in unseren Einrichtungen
arbeiten zahlreiche Ehrenamtliche, die einfach etwas Gutes tun und
hilfsbedürftige Menschen unterstützen wollen. Hauptamtlich sind in den
Einrichtungen und Diensten des Bezirksverbandes und in unserer
Geschäftsstelle in Karlsruhe fast 2000 Mitarbeiter beschäftigt.
Was darf man unter dem Motto "Zukunft sozial gestalten" verstehen?
Das Motto unserer Bezirkskonferenz "Zukunft sozial gestalten" beschreibt
sehr treffend die grundsätzliche Aufgabe, der sich der Bezirksverband
Baden in der heutigen Zeit verpflichtet fühlt. Die gesellschaftlichen
Veränderungen und der politische Reformprozess im Bereich der sozialen
Arbeit stellen auch den AWO Bezirksverband Baden vor einige
Herausforderungen. Wir wollen sicherstellen, dass hilfsbedürftige
Menschen in unserer Gesellschaft ernst genommen werden und nicht noch
mehr ins Abseits geraten. Die Leitbilder unseres Verbandes -
Solidarität, Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit - werden auch in
Zukunft nichts von ihrer Aktualität verlieren.
Welcher Aufgabenschwerpunkt der AWO wird in der Zukunft von größerer Bedeutung sein als heute?
Bereits heute ist die Hilfe für ältere Menschen, insbesondere in der Pflege,
das mit Abstand größte Arbeitsfeld des Bezirksverbandes. Angesichts der
demografischen Entwicklung in Deutschland gehen wir davon aus, dass sich
dieser Aufgabenbereich noch weiter vergrößern wird. Dabei wird die
ambulante Pflege ebenso eine Rolle spielen wie die stationären
Pflegeheime, die nach meiner Überzeugung auch in Zukunft eine ganz
wesentliche Aufgabe, zum Beispiel bei der Betreuung von
schwerstpflegebedürftigen Menschen, übernehmen werden. Der
Bezirksverband Baden hat frühzeitig damit begonnen, alle seine
Einrichtungen nach modernsten qualitativen Standards zu betreiben. Unser
Ziel ist es, neben einer qualitativ hochwertigen Pflege und Betreuung
den uns anvertrauten Menschen ein familiäres und wohnliches Umfeld zu
bieten. Und es ist uns genauso wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in einem modernen und attraktiven Umfeld arbeiten und eine
faire, leistungsgerechte Bezahlung erhalten. Wir sind hier bereits sehr
gut aufgestellt und haben damit gute Grundlagen geschaffen, um die
Entwicklung des Bezirksverbandes auch weiterhin positiv gestalten zu
können.
Was sind die Hauptthemen der Bezirkssonderkonferenz der AWO Baden, die in Offenburg stattfindet?
Die Bezirkssonderkonferenz hat insbesondere das Ziel, Änderungen in der
Satzung des Bezirksverbandes zu beschließen, die aufgrund des für alle
Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt bundesweit gültigen neuen
Verbandsstatuts notwendig geworden sind. Darüber hinaus wollen wir den
Zeittakt unserer ordentlichen Bezirkskonferenzen an den unseres
AWO-Bundesverbandes anpassen. Und nicht zuletzt ist die
Bezirkssonderkonferenz in diesem Jahr auch von historischer Bedeutung,
denn genau vor 40 Jahren fand am gleichen Ort in Offenburg die
Vereinigungskonferenz der beiden damaligen AWO-Bezirksverbände Nord- und
Südbaden statt.
Autor: Daniel Hengst
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.