Großkontrolle der Polizei an der Autobahn
Gefahrtransporter im Visier
Achern (gro). Obwohl es erst kurz nach 9 Uhr ist, zeigt das Thermometer über 20 Grad Celsius an. Auf dem Parkplatz Feldmatt bei Achern, Fahrtrichtung Süden, scheint es noch ein bisschen heißer zu sein. Ein Großaufgebot an Polizei ist vor Ort: Die Verkehrspolizeidirektion Baden-Baden hält eine LKW-Großkontrolle von 9 bis 15 Uhr ab. Im Fokus der Ermittler stehen Gefahrguttransporte. 30 Mitarbeiter, nicht nur aus der Ortenau, sondern auch von angrenzenden Präsidien nehmen an der Kontrolle teil.
"25 Prozent aller Gefahrguttransporte, die deutschlandweit unterwegs sind, fahren innerorts", so Polizeidirektor Peter Westermann, Leiter der Verkehrspolizeidirektion Baden-Baden. "Weitere 25 Prozent sind außerorts auf den Landstraßen unterwegs, gut 50 Prozent auf der Autobahn." Auch wenn Westermann zu Beginn des Gesprächs an den verheerenden Unfall vor 31 Jahren in Herborn erinnert – damals versagten die Bremsen eines LKW, der krachte in ein Haus, zwei Menschen starben, 38 wurden verletzt, die Ladung bestehend aus Benzin und Diesel lief in die Kanalisation und explodierte dort und sorgte so dafür, dass zwölf Häuser unbewohnbar wurden – seien solche schweren Unfälle nicht an der Tagesordnung. "Die Unternehmen machen viel in diesem Bereich", lobt Westermann.
Ein bis zwei Mal im Jahr finden solche Großkontrollen statt, ansonsten werden die Fahrzeuge während des normalen Dienstes überprüft, verrät Polizeihauptkommissar Klaus Hornung. Vor kurzem wurde ein Kompetenzteam Gefahrgut bei der Polizei Baden-Württemberg gegründet, dem Beamte von allen Verkehrspolizeidirektionen angehören und in dem das Fachwissen ausgetauscht und gebündelt wird. Deshalb sind am Dienstagmorgen auch Kollegen aus den Polizeipräsidien Karlsruhe, Mannheim, Tuttlingen und Offenburg vor Ort. Kurz vor 10 Uhr stößt ein Team des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) dazu. Unterstützung gab es ebenfalls durch Mitarbeiter des Eichamtes. Auch Mitarbeiter von Bußgeldstellen nutzen die Gelegenheit, um sich das, was später als Vorgang für einen Bußgeldbescheid auf ihrem Schreibtisch landet, vor Ort mit anzusehen.
Ständig werden Lastwagen von zwei Motorradpolizisten auf den Parkplatz geleitet. Kontrolliert wird aber nicht nur die Ladung: Es beginnt bei den Papieren, geht über den Zustand des Fahrzeugs bis hin zu den Lenkzeiten der Fahrer. "Die Zusammenarbeit mit den Fahrern und den Firmen ist gut", weiß Klaus Hornung. Erfreut sei keiner über die Kontrolle, aber es werde selten gepöbelt. Die Kontrolldauer ist sehr unterschiedlich: Je nachdem, was den Beamten auffällt. Es gibt sogar Rücksprachen mit den Transportunternehmen, für die die Fahrer unterwegs sind. "Ich habe Bitumen geladen", sagt der Fahrer eines LKW. Eigentlich sei alles soweit in Ordnung, aber "ich habe ein paar Kleinigkeiten vergessen, das ärgert mich jetzt". Dabei handelt es sich um einen Besen und eine Schaufel. "Es sind oft solche Kleinigkeiten, die nicht in Ordnung sind", verrät Klaus Hornung. So hätten die Fahrer manchmal nicht den vorgeschrieben Feuerlöscher an Bord oder dessen Betriebserlaubnis sei abgelaufen. Überrascht von der Kontrolle war dieser Fahrer indes nicht: "Das hat sich schnell rumgesprochen", sagt er mit einem Lächeln.
Die Bilanz am Ende der Kontrolle: Bei insgesamt 57 kontrollierten Schwergewichten werden rund 40 Verstöße gegen einschlägige Vorschriften geahndet. Während die Mehrzahl der festgestellten Unzulänglichkeiten Bußgelder zur Folge haben, ist an die Weiterfahrt eines 40-Tonners nicht mehr zu denken. Der mit Altholz beladene Lastwagen weist derart gefährliche Mängel im Bereich des Fahrwerks und der Reifen auf, dass die Fracht an Ort und Stelle abgeladen werden muss. Danach wird das Gespann durch Sachverständige technisch überprüft und stillgelegt.
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