Der "Förderkreis Forum Illenau" setzt dem Ort im Arkaden Museum ein Denkmal
Eine Erinnerung an eine segensreiche Einrichtung

Die Illenau-Anlage, heute Sitz von Teilen der Stadtverwaltung | Foto: Florian Hofmeister
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  • Die Illenau-Anlage, heute Sitz von Teilen der Stadtverwaltung
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Achern (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute so nicht gäbe.

Sie sollten endgültig vorbei sein, die Zeiten, in denen man Geisteskranke als vom Teufel Besessene ansah. Mit diesem Ziel wurde 1848 in der Illenau bei Achern eine moderne Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Erkrankte eröffnet. Initiator dieser "Irrenanstalt" war der badische Arzt Christian Friedrich Wilhelm Roller. Er wollte neue Richtlinien weisen und Maßstäbe setzen für eine humanere Zukunft auf dem Gebiet der Psychiatrie. Jahrzehntelang war das schlossähnliche, weitläufige Gebäudeensemble im spätklassizistischen Stil eine Musteranstalt für Kranke aus allen Gesellschaftsschichten.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde sie für zahlreiche Patienten zur Falle. Trotz der Versuche des damaligen Direktors Hans Römer, seine Patienten zu schützen, wurden 260 von ihnen in der NS-Tötungsanstalt Schloss Grafeneck ermordet. Im Rahmen der Aktion "T4" lösten die Nazis die Anstalt im Jahr 1940 auf. In den Gebäuden wurden eine Napola und geraubte polnische Mädchen zur "Eindeutschung" untergebracht. Nach dem Ende des NS-Regimes zogen französische Streitkräfte ein.

"In meiner Jugend war die Illenau Sperrgebiet. Niemand wusste, was da drin passierte", erinnert sich Florian Hofmeister, heute Vorstand des Förderkreises Forum Illenau. Als die Franzosen ihren Abzug ankündigten, war die Zukunft der Anlage offen. Manche Bürger plädierten für einen Abriss. Ein "Tag der Offenen Tür" 1992 brachte ein Umdenken und die Einsicht, dass man es mit etwas Erhaltenswertem zu tun hatte. Im gleichen Jahr bildete sich auf Initiative von Dr. Gerhard Lötsch und Hans Vierneisel mit der "Bürgerinitiave Zukunft der Illenau" ein Arbeitskreis, der gemeinsam mit der Stadt Achern erste Perspektiven für den Erhalt und die künftige Nutzung der Gebäude entwickelte. 1999 kaufte die Stadt das Gelände. Heute sind die Stadtverwaltung und Kreisbehörden dort ansässig. Andere Gebäudeteile wurden zu Wohnungen umgebaut. Auch die Bürger engagierten sich weiter.

"Es fanden Menschen zusammen, die sich vorher nicht gekannt hatten", weiß Hofmeister. Sie einte das Ziel, die Illenau in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und zu erhalten. So renovierten über 20 ehrenamtliche Helfer als Arbeitsgruppe "Illenau aktiv" 2003 in unzähligen Arbeitsstunden den Festsaal, der mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt geworden ist. Um für neue Aufgaben gewappnet zu sein, wurde 2006 der "Förderkreis Forum Illenau" gegründet, der damit die ursprünglichen Initiativen ablöste. Im gleichen Jahr formierte sich der Verein "Illenauer Werkstätten e.V." und baute die ehemaligen Stallungen zu einem Kreativzentrum für Kunst, Technik und Handwerk um. So mancher Unterstützer ist Mitglied in beiden Illenau-Vereinen.
Weitere große Schritte des Förderkreises erfolgten 2014 mit dem Bistro Café und 2015 mit der Eröffnung des Illenau Arkaden Museums. Dies wurde teilweise von der Bürgerinitiative selbst finanziert, die mit ihren Geschirr- und Bücherbasaren sowie Spenden aus der Bevölkerung große Unterstützung fand sowie mit Fördermitteln des Landes Baden-Württemberg. Das Museum setzt der Illenau ein Denkmal. Historische Exponate, Texttafeln, Multimedia- und Hörstationen bieten dem Besucher fundierte Einblicke.

"Ohne die enorme Bereitschaft in Achern wäre vieles nicht realisierbar gewesen. Was wir heute haben, existiert durch die aktive Arbeit aller Helfer und dank der Spenden von Privatpersonen und Firmen", weiß Hofmeister. Außer dem Betrieb des Museums sieht der Förderkreis seine künftige Aufgabe darin, Veranstaltungen zu konzeptionieren und durchzuführen. Die Illenau soll ein Ort der Begegnung sein. Die kundigen ehrenamtlichen Museumsführer haben seit der Eröffnung rund 250 Besuchergruppen durch das Museum geführt. "Die Leidenschaft und gebündelte Energie der engagierten Menschen trägt die Projekte", so Hofmeister.

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