Bianca Zimmermann ist Weltmeisterin im Sportkegeln
Konzentration, Kraft und richtige Technik
Zell a.H.-Unterharmersbach. Sie konnte noch nicht einmal richtig laufen, da war Bianca Zimmermann schon hinter der Kugel her. Ihr allerliebster „Spielplatz“ war die
Kegelbahn in der Gaststätte „Grüner Hof“, die ihrem Onkel gehört und in
der auch ihre Mutter Jutta arbeitet. Letztere war früher selbst
passionierte Sportkeglerin, wie die meisten Mitglieder in ihrer Familie.
Bianca Zimmermanns Opa Fritz gründete 1969 den Sportkegelclub (SKC)
Unterharmersbach mit. Nur Vater Dieter kegelt nicht. Er fährt Tochter
Bianca aber zu den Turnieren. Von Kindesbeinen an räumte diese schon
Kegel ab. Und das kann sie so gut, dass die inzwischen 17-Jährige
vergangenes Jahr zusammen mit Alena Bimber den Weltmeistertitel im
Tandem U18 holte.
Sportkegeln hat rein gar nichts mit lustigen Stammtischrunden in bierseliger Atmosphäre zu tun. Dafür um so mehr mit
Konzentration, Kraft, Ausdauer und natürlich der perfekten Technik. Wer
hier bestehen möchte, muss körperlich topfit sein und braucht einen
klaren Kopf. Für Bianca Zimmermann heißt das regelmäßig Joggen,
Fahrradfahren, Seilspringen und natürlich Kegeln, Kegeln, Kegeln. Zu
Letzterem muss die Unterharmersbacherin nicht lange überredet werden.
Auf das Laufen könnte sie dagegen gerne verzichten. Aber Nationaltrainer
Günther Doleschel – der Jogi Löw im Sportkegeln – gibt hier ein
strenges Trainingsprogramm vor, zu dem auch Ausdauersport gehört.
Manchmal wird Bianca Zimmermann gefragt, ob es sich dabei um echten
Sport handelt. Eine Frage, über die sie immer ein wenig Schmunzeln muss
und sich insgeheim nur denkt: „Oh, ihr Unwissenden...“
Die Tatsache, dass diese Sportart nicht so stark im öffentlichen Fokus
steht, kann aber schon manchmal ein Hemmnis sein. So fand die wichtigste
Vorbereitungsveranstaltung für die Weltmeisterschaft ausgerechnet zu
der Zeit statt, als die Unterharmersbacherin für die Mittlere Reife die
Mathematik-Prüfung hätte schreiben müssen. Nun ist es normalerweise gang
und gäbe, dass Leistungssportler in solchen besonderen Fällen
nachschreiben können. Bei Bianca Zimmermann musste erst der Dachverband
intervenieren. Sei‘s drum, um so mehr freute sie sich als
frischgebackene Weltmeisterin, dass dann auch auf der Schule ihre tolle
Leistung offiziell gewürdigt wurde.
Wie stolz Zell am Harmersbach auf die erfolgreiche Sportlerin ist, beweist, dass sich Bianca
Zimmermann beim Neujahrsempfang als erste in das neue Goldene Buch der
Stadt eintragen durfte. Es gab sogar eine kleine monetäre Anerkennung
seitens der Stadt, über die sich die 17-Jährige sehr freute. Geld
verdienen lässt sich in Deutschland mit Kegeln aber nicht. Außerdem ist
es schwierig, Sponsoren zu finden. „Ich bin froh, dass mich Sport-Beck
unterstützt“, erklärt sie, ebenso wie die Sparkasse Haslach-Zell.
Obwohl sie ein Kind des SKC Unterharmersbach ist, kegelt die 17-Jährige seit
drei Jahren beim KSC Önsbach. Markus Wacker, ihr Onkel und Vorsitzender
des Heimatvereins, riet ihr dazu – wenn auch mit schwerem Herzen. Der
SKC ist zwar auf einem guten Weg, verfügt aber noch nicht über eine
entsprechende Damenmannschaft. Im Alltag trainiert Bianca Zimmermann
allerdings wegen der großen Entfernung trotzdem zusätzlich in
Unterharmersbach, unterstützt von Jugendtrainer Georg Brosmer. Auch ihr
sportlicher Ziehvater Michael Lehmann vom Verein nimmt sich des jungen
Talents weiter an, das dies zu würdigen weiß und erklärt: „Er hat mir
alles beigebracht.“
Zusammen mit ihrem zehnjährigen Bruder Fabian kümmert sich Bianca Zimmermann um die Wellensittiche Lucky und Lores,
ansonsten dreht sich bei ihr aber alles um den Sport. Davon abgesehen
macht es ihr große Freude, sich mit Kindern zu beschäftigen. Ihr
Berufsziel: „Ich möchte Erzieherin werden.“ Im Augenblick macht sie ein
Freiwilliges Soziales Jahr im Kindergarten und ab September wird die
17-Jährige die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik in
Nonnenweier besuchen. Auch beim Sportkegeln will sich Bianca Zimmermann
gerne noch in der Jugendarbeit einbringen. Allerdings fehlt es ihr im
Augenblick an Zeit, stehen jetzt doch erst einmal Berufsausbildung und
die eigenen sportlichen Wettbewerbe im Vordergrund. Wer im Nationalkader
ist, darf das Training nicht schleifen lassen.
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