Besuchszahlen steigen
Weißer Winter und viel Zulauf im Nationalpark

Präparierte Loipe im Nationalpark  | Foto: Dominik Rüede/Nationalpark Schwarzwald
  • Präparierte Loipe im Nationalpark
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Seebach (st). Der Winter war wieder ein weißer Winter, wie man ihn im Schwarzwald gerne sieht. An vielen Tagen lag auf den Höhen des Nordschwarzwalds ausreichend Schnee, gute Bedingungen fürs Wandern und auch für den Langlauf. Das zog viele Besucher in den Nationalpark – die Besuchszahlen nahmen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zu. Doch hatte der Zuwachs auch Schattenseiten: Auf manchen Teilabschnitten der Winterwege im Nationalpark war eine gemeinsame Wegnutzung von Langlauf und Wandern nicht oder nur mit sehr viel Rücksichtnahme möglich. Das führte teilweise zu Unmut – im Großen und Ganzen aber überwogen die schönen Erlebnisse und verständnisvollen Begegnungen im Gebiet. Positiv ist auch zu vermerken: Wildtierruhezonen wurden in diesem Winter größtenteils respektiert, so der Nationalpark Schwarzwald in einer Pressemitteilung.

Dominik Rüede ist der Mann, der im Nationalpark den Überblick behält, wenn es um Besuchszahlen geht. Er hat das Besuchermonitoring entwickelt und ein Zählschrankennetz etabliert. Zusätzlich führt er in regelmäßigen Abständen Besuchszählungen durch, die einerseits das tatsächliche Besuchsaufkommen eines Tages erfassen; andererseits sind sie notwendig sind, um zu prüfen, ob das, was die automatischen Zählschranken ganzjährig erfassen, plausibel ist. Im vergangenen Winter fand wieder eine solche Zählung statt: Am 13. Februar 2022 standen von 10 bis 16 Uhr 55 Zählende an 31 Zählpunkten und füllten ihre Strichlisten: Wie viele Personen kreuzen die Zählpunkte, in welcher Richtung, sind sie zu Fuß oder auf Langlaufskiern unterwegs. Die Liste war lang, akribisch wurde das Geschehen an den Zählpunkten dokumentiert – organisiert wurde die Zählung mit Unterstützung des Freundeskreises Nationalpark Schwarzwald e. V., der sich hierbei wie in vielen anderen Projekten dankenswerterweise stark engagiert.

„Hochgerechnet auf den ganzen Tag gehen wir von rund 7.300 Besuchen aus“, sagt Dominik Rüede nach der Auswertung. „Damit war der 13. Februar einer der Spitzentage im vergangenen Winter. Im Vergleich zur letzten Winterzählung am 20. Januar 2019 gab es zudem einen deutlichen Anstieg. Damals zählten wir 6.600 Besuche – das war im Winter 2018/2019 sogar der bestbesuchte Tag!“ Die Gründe für den Anstieg lassen sich natürlich nur vermuten; die Einschränkungen und Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie sind ein möglicher Grund. „Es gab auch wetterbedingte Unterschiede in der Nutzung: Dieses Jahr war nur jeder Vierte mit Skiern unterwegs, deutlich weniger als 2019 – es lag einfach nicht mehr gebietsweit Schnee. Im Nordteil konnten am diesjährigen Zähltag gar keine Loipen angeboten werden. Dafür konnten sich die Wanderer in den tieferen Lagen des Südteils darüber freuen, dass beispielsweise die Wasserfälle Allerheiligen schon schnee- und eisfrei waren.“

90 Loipentage

Ganz besonders beliebt ist der Nationalpark als Ausflugsziel auch bei Inversionswetterlage. Wenn im Tal der Nebel hängt und auf der Höhe die Sonne scheint, dann glitzern die täglich frisch präparierten Loipen im Sonnenlicht und locken die sportlich Aktiven. „Bereits am 30. November 2021 konnten wir die ersten Loipen anbieten“, so Tim Tschöpe, der das Loipenteam des Waldfachbereichs im Nationalpark leitet. „Es gab zwar Anfang Januar eine einwöchige Loipenpause wegen Schneemangels – aber die Saison, die bis einschließlich 7. März 2022 andauerte, war mit 90 Loipentagen insgesamt überdurchschnittlich gut!“ Absoluter Spitzenreiter war dabei einmal mehr die Schwarzkopfloipe – Tschöpes persönlicher Favorit, wenn er selbst Zeit hat, sich die Langlaufskier unterzuschnallen. „Es war eigentlich kein besonders schneereicher, eher ein durchschnittlicher Winter für den Schwarzwald. Deshalb ist die Leistung des gesamten Loipenteams, insbesondere die der Maschinenführer, als besonders hoch zu bewerten: Die tägliche Bewertung der Loipensituation, das Studium der Wettermodelle und die daraus resultierende Umsetzung waren der Schlüssel dazu, 90 Loipentage mit fast täglich frisch präparierten Loipen anbieten zu können“, bedankt sich Tschöpe bei seinem Team.

Des einen Freud kann gerade im Winter aber des anderen Unmut wecken: In manchen Bereichen nahm das Rangerteam in diesem Winter eine angespannte Stimmung wahr. „Einerseits gab es ein erhöhtes Aufkommen von Wanderern mit dem Wunsch nach gerichteten und gut begehbaren Winterwegen; andererseits hatten wir die Loipen in steilen Abschnitten aus Gründen der Sicherheit gesperrt für Fußgänger. Eine zeitgleiche Nutzung wäre hierbei zu gefährlich gewesen, denn auch mit Langlaufskiern werden teils hohe Geschwindigkeiten erreicht, und das Bremsen ist ungleich schwerer als beim Abfahrtsski“, fasst der Leitende Ranger, Urs Reif, die Situation zusammen. Klar, dass Wanderfreunde nicht jeden Umweg zugunsten der Langlauffreunde wohlwollend zur Kenntnis nahmen.

Sperrungen wurden akzeptiert

„Im Großen und Ganzen wurden Sperrungen, egal ob sportlich bedingt oder im Sinne der Wildtierruhe erlassen, aber akzeptiert. Die im vergangenen Jahr neu eingeführten großen Informations-Banner zeigten hierbei eine gute Wirkung – die sind einfach nicht so leicht zu übersehen“, sagt Reif. „Beim regelmäßigen Winterdienst im Gebiet des Nationalparks konnten wir eine Vielzahl guter Gespräche mit Gästen erleben, die die Natur und das schöne Wetter genossen haben – und die Möglichkeit, mit uns Rangern und Rangerinnen ins Gespräch zu kommen.“ Jetzt steht die Sommersaison an, der Schnee ist auch in den höchsten Lagen mittlerweile nur noch Erinnerung. Aber nach dem Winter ist vor dem Winter: „Wir werden die verschiedenen Winternutzungen noch besser aufeinander abstimmen. Eine Prüfung sowie die Überarbeitung der Angebote im Gebiet und der Informationen dazu stehen jetzt im Rahmen eines Besucherlenkungskonzeptes an. Ziel wird dabei sein, die verschiedenen Nutzungsinteressen, vom Wandern übers Langlaufen bis zum Radfahren, zu bewerten und gute Lösungen für alle zu erreichen – die allerdings ganz klar mit den Schutzzielen eines Nationalparks vereinbar sein müssen. Die Natur geht vor.“

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