Gemeinsames Monitoring mit Hilfe von Fotofallen soll Fragen beantworten helfen
Was machen Wildtiere, wenn sie sich unbeobachtet fühlen?
Seebach (st). Wie viele Rehe, Hirsche und Wildschweine streifen eigentlich im Wald umher? Wie bewegen sie sich in ihrem Lebensraum? Und welchen Einfluss haben die Tiere auf die Waldentwicklung? Die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um die Wildtierbestände in Deutschland wollen die deutschen Großschutzgebiete jetzt gemeinsam finden – im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens.
„Ein standardisiertes Monitoring der Huftiere in den deutschen Nationalparks soll es möglich machen. So sollen gebietsübergreifend Zusammenhänge zwischen den Populationsgrößen und der Wirkung der verschiedenen Tierarten aufs Ökosystem erkennbar werden“, erklärt Dr. Stefanie Gärtner, Sachbereichsleiterin Prozessschutz und Vegetationsentwicklung im Nationalpark Schwarzwald. Sie war beim Auftaktworkshop für das Projekt im Nationalpark Bayerischer Wald dabei.
20 Forscher kommen zusammen
Vertreter aus neun Nationalparks in Deutschland sowie knapp 20 Forscher aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen diskutierten dort, wie ein solches Monitoring aussehen könnte. „Wir erwarten davon auch wertvolle Impulse für ein sinnvolles Management der Bestände“, sagt Friedrich Burghardt, Leiter des Schalenwildmanagements im Nationalpark Schwarzwald.
Einjähriger Testlauf
Konkret soll es zunächst einen einjährigen Testlauf geben. „Ab Herbst sind bundesweit über 550 Fotofallen – also automatische Wildtierkameras – im Einsatz, um die Bestände von Hirschen, Rehen oder Wildschweinen zu erfassen“, erläutert Raffael Kratzer, der im Nationalpark Schwarzwald für das Säugetier- und Fotofallen-Monitoring zuständig ist. „In diesem Umfang ist das Projekt zumindest in Deutschland bislang einzigartig“, ergänzt Burghardt. Am Probebetrieb nehmen neben dem Nationalpark Schwarzwald die Nationalparks Bayerischer Wald, Berchtesgaden, Hainich, Kellerwald-Edersee, Hunsrück-Hochwald und Müritz sowie das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide teil. „Alle Nationalparks mit Schalenwild stehen vor den gleichen Herausforderungen und müssen ähnliche Aufgaben erfüllen“, sagt Projektleiterin Professorin Ilse Storch von der Universität Freiburg. „Die Chancen dafür, optimierte Methoden zu finden, sind gemeinsam natürlich größer. Und dann muss auch nicht jeder das Rad neu erfinden.“
Auch Wild in Nationalpark wird bejagt
Auch in Nationalparks wird zumindest in Teilbereichen mittels Jagd regulatorisch in Wildbestände eingegriffen. Zum einen sind die deutschen Schutzgebiete in Anbetracht teils sehr großer Lebensräume der Tiere oft zu klein, um dem Wild ganzjährig genügend Ressourcen zu bieten. Zum anderen können hohe Wildschäden in der umgebenden Kulturlandschaft, die Gefährdung des Schutzzwecks sowie das Risiko von Tierseuchen einen Eingriff in die Population nötig machen.
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