Nationalpark vermittelt Naturschutz digital
Übers Tablet raus ins Grüne
Seebach (st) Eine Actionbound-App führt Familien über den Spechtpfad und durch den Lebensraum der Spechte. Mittels Tablet und dem vor Ort buchbaren Modul „Districts for Future“ lernen Jugendliche die Bedeutung der Biodiversität kennen. Auf Instagram sind Quiz, Clips und Fotos zur Artenkenntnis und rund um den Naturschutz zu finden. Und in Audios, Videoclips sowie Kurzgeschichten, erfahren die Jüngeren auf der Kinderwebsite vieles über die Bewohner des wilden Waldes oder erhalten Tipps zum Naturschutz vor der Haustür. „Da die digitale Welt bei Kinder und Jugendlichen sowie in der Gesellschaft einen immer größeren Raum einnimmt, ist es uns wichtig, dass der Naturschutz auch hier präsent ist“, sagt Sebastian Schwab, Leiter der Natur- und Wildnisbildung im Nationalpark. „Außerdem haben wir so Gelegenheit, auch diejenigen zu erreichen, die vielleicht zu weit weg wohnen oder aus anderen Gründen keine Möglichkeit haben, den Nationalpark vor Ort zu erleben.“
Ganz neu auf der Website gibt es ein interaktives Wimmelbild. Mit Hilfe von Gartenschläferin Lotta, einem der Maskottchen des Nationalparks, lässt sich das Wimmelbild vom Wilden See vom Tag in die Nacht verschieben. „So können die Kinder auch am Computer entdecken, was sich alles verändert, wenn es dunkel und ruhig wird im Nationalpark“, erklärt Wildnispädagogin Ulrike Unser, die Lotta ihre Stimme lieh und auch viele andere Tiere auf dem Bild mit spannenden Zusatzinformationen bestückt hat. Kinder und ihre Eltern können so zum Beispiel einem Wolfsgeheul lauschen oder einen Eichelhäher mit einer Aufnahme aus der Wildtierkamera beobachten.
Digitale Medien als Türöffner
„Wir nutzen die digitalen Medien als Türöffner, um über sie die Menschen für direkte Naturerlebnisse zu begeistern“, sagt Matthias Eberspächer, Wildnispädagoge im Nationalpark. Oder beides zu verbinden. Bei „Districts for Future“ sind Jugendgruppen über eine Stunde selbstständig mit einem Tablet im Wald unterwegs, um herauszufinden, welche Bedingungen im Wald für die biologische Vielfalt wichtig sind. „Die Spielgeschichte führt in die Zukunft – in eine Welt, in der biologische Vielfalt nicht vorhanden ist. Eine Zentrale aus der Zukunft beschließt ein Expeditionsteam aus Jugendlichen zu schicken, um herauszufinden, was in der Gegenwart wertvoll ist und nicht verloren gehen darf“, erklärt Eberspächer.
Auch der Spechtpfad ist mithilfe der Actionbound-App ungeführt und im eigenem Tempo erlebbar. Mit dem Smartphone können Familien auf dem Bohlenweg eine digitale Schnitzeljagd erleben, ergänzt durch Mitmachstationen, bei denen Familien Maskottchen Lotta auf Wohnungssuche begleiten und nebenbei viel über Spechte erfahren oder gleich mal selber ausprobieren können.
Im alljährlich stattfindenden Filmemachercamp und auf den Foto-Safaris werden die Juniorrangerinnen und Juniorranger zu kreativen Fotografen und Naturfilmern. Anhand ihrer selbst kreierten Storybords fangen die jungen Regisseurinnen und Kameramänner begeistert die Vielfalt, Schönheit und Magie der werdenden Wildnis aus allen Perspektiven ein. „Natur in Bild und Film festzuhalten, übt eine große Faszination aus“, betont Eberspächer. „So lernen die Kids Lebensräume kennen, erforschen Tierverhalten und liegen auch mal mit der Kamera in der Hand auf dem Boden. Mit diesen technischen Hilfsmitteln verbringen sie nebenbei viel Zeit in der Natur.“
Lehrmaterialien
Die vielen Angebote auf der Website eigenen sich natürlich auch für Familien oder Schulklassen in der Region. „Wenn das Wetter zum Beispiel im Winter mal zu schlecht ist, um einen Ausflug in den Nationalpark zu machen, finden sich in unserem Wibidigi-Blog ganz viele Tipps für den Naturschutz zu Hause“, sagt Ulrike Unser. Upcycling-Ideen für jahreszeitliche Deko, leckere Rezepte aus der Outdoor-Küche oder Tipps zur Naturfotographie. Wibidigi hat das Wildnisbildungsteam übrigens während der Corona-Pandemie erfunden, um weiter mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Die Abkürzung steht für „Wildnisbildung digital“.
Ebenfalls online finden sich auch Lehrmaterialien für Lehrkräfte der Grundschulen bis Gymnasien: Stundenverläufe, Methoden und Arbeitsblätter - gedacht zur Vor- und Nachbereitung eines Nationalparkbesuchs und ohne großen Aufwand im Unterricht einsetzbar. „Trotz all der tollen und wichtigen Möglichkeiten – ersetzen können sie den direkten Kontakt zur Natur nicht, nur gut ergänzen“, sagt Sebastian Schwab. „Gerade weil die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen immer digitaler wird, ist es wichtig, dass sie die Natur auch selbst erleben. Mit allen Sinnen und im eigenen Tempo“, betont er. „Wer sich der Natur so auf ganz viele verschiedene Weisen nähern darf und von ihr berührt wird, der wird auch bereit sein, sie zu schützen“, ist er überzeugt.
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