Die Trachten- und Volkstanzgruppe Ottenhöfen rettet historische Mühlen
Wie früher gemahlen, gesägt und Eisen gehämmert wurde

Dank der Arbeit von Klaus Bohnert schaufelt an der Kopp-Mühle wieder ein Wasserrad das kühle Nass. | Foto: Trachten- und Volkstanzgruppe
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  • Dank der Arbeit von Klaus Bohnert schaufelt an der Kopp-Mühle wieder ein Wasserrad das kühle Nass.
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Ottenhöfen (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute nicht gäbe.

Neun erhaltene oder restaurierte Mühlen haben Ottenhöfen den Beinamen "Mühlendorf" gegeben. Bereits in den 80er-Jahren wurde ein rund zwölf Kilometer langer Wanderweg angelegt, der neben der Hammerschmiede an sechs Mühlen vorbeiführt. Zwei weitere – die Kopp-Mühle am Hagenstein und die Benz-Mühle in Unterwasser – erfordern einen kleinen "Abstecher", denn sie liegen nicht direkt am Mühlenweg. Sie sind die ältesten Mühlen im Ort.

Einige dieser Mühlen wurden in unzähligen Arbeitsstunden von ehrenamtlichen Mühlenrettern wieder instand gesetzt. Zuerst waren es Mitglieder des Schwarzwaldvereins, die sich vor über 25 Jahren für die alten Gebäude einsetzten. Viele wurden nicht mehr gewerblich genutzt und waren ohne Hilfe dem Verfall preisgegeben. Im Jahr 2000 gliederte sich die Trachten- und Volkstanzgruppe aus dem Schwarzwaldverein aus. Ihre Mitglieder waren der Heimat- und Brauchtumspflege verbunden. Mühlen gehörten bei der Gründung nicht zur Vereinsaufgabe. Das änderte sich bald. Viele Ottenhöfener Bürger sind Mitglied in mehreren Vereinen. Man kennt sich. Man spricht miteinander. So wurde festgestellt, dass die Trachten- und Volkstanzgruppe mehr Kapazitäten für die geplanten Projekte stellen konnte als der Schwarzwaldverein. Das war wichtig, denn nicht alle Mühlen sind einfach zu erreichen. Der Bau von Zugangsbrücken war nötig.

2014 hatten die Ottenhöfener Bürger Walter Steimle und Karl Bohnert die Idee, die Kopp-Mühle wieder instand zu setzen. Engagierte Vereinskameraden und junge Ottenhöfener mit Traditionsbewusstsein fanden zueinander. "Wir hatten erst keine Ahnung, wie ein Wasserrad gebaut wird", erinnert sich Udo Kimmig, Vorstand der Trachten- und Volkstanzgruppe. So lasen sich die Mühlenretter in das Thema ein und wälzten Bücher über Mühlenkunde. Welche Arten gab es? Wie wurden sie gebaut? Welche Formeln galten für die Kraftübertragung? Konnte modernes Material genutzt werden? Viele Fragen mussten geklärt werden, bevor man mit der Arbeit beginnen konnte. Zum Glück verfügte man in dem ehrenamtlichen Kreis über handwerklich geschickte Mitstreiter wie Schreiner, Schlosser, Ofensetzer und Baukundige. Die Gemeinde half mit einer Werkstatt aus, wo die Arbeitsgruppe zuerst einen fünf Meter langen Bautisch für die Arbeiten errichtete. Jede Woche wurde ein Abend getüftelt. Der "harte Kern" der Mühlenkundigen bestand aus fünf Aktiven. Bei Großaktionen halfen weitere Hände, wenn beispielsweise ein Mühlrad bewegt werden musste. Klaus Bohnert, der viel Erfahrung als Schlosser mitbrachte, konstruierte eine Radwelle mit einem Industrielager. Die Vorfahren hatten dazu noch hartes Eichenholz benutzt, ebenso für die Wasserschaufeln. Nun wurde Edelstahl eingesetzt, das ruhig läuft und langlebig ist. Kritische Stimmen wurden damals laut wegen des modernen, blitzblanken Materials, aber jetzt, nach einigen Jahren, sind diese Teile auf natürliche Weise dunkel geworden und teilweise mit Moos bewachsen.

Auch der Schulze-Mühle im Simmersbach wurde wieder Leben eingehaucht. Rund 1.500 Stunden Arbeit flossen hier in Erd- und Abrissarbeiten, dem Richten des Zulaufs und der Instandsetzung. Mühlenretten ist ein ungewöhnliches Hobby. Es vereint die Faszination an der alten Technik mit dem Respekt für die Vorfahren, die mit den einfachen Werkstoffen Holz und Eisen die Naturkraft Wasser nutzten, um zu mahlen, zu dreschen, zu sägen oder Eisen zu hämmern. So etwas muss erhalten bleiben, davon sind die Mühlenretter überzeugt. Das Traditionsbewusstsein macht den Ort attraktiv für Besucher. Bei Führungen geben ehrenamtliche Kundige ihr Wissen um die Geschichte der Mühlen weiter. Neue Helfer werden hier immer gesucht. "Unser Lohn ist der Erfolg, wenn eine Mühle wieder funktioniert", sagt Kimmig.

Dank der Arbeit von Klaus Bohnert schaufelt an der Kopp-Mühle wieder ein Wasserrad das kühle Nass. | Foto: Trachten- und Volkstanzgruppe
Stoßen auf die Benz-Mühle an: Rolf Steimle, Matthias Rohrer, Klaus Benz, Richard Benz, Johannes Bühler, Udo Kimmig und Bürgermeister Hans-Jürgen Decker (v. l.) | Foto: Trachten- und Volkstanzgruppe

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