Interview
Wie unterstützt nectanet seine Mitglieder in der Krise?
Krieg, explodierende Energiepreise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel – Unternehmen auch im Ortenaukreis müssen sich vielen Herausforderungen stellen. Im Interview mit Anne-Marie Glaser spricht nectanet-Geschäftsführer Dominik Fehringer über die aktuelle Situation sowie Lösungen.
Welche Auswirkungen haben die derzeitigen Krisen auf die regionalen Unternehmen?
Die Aneinanderreihung und zum Teil auch die Gleichzeitigkeit der Krisen stellen die Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Unternehmer sein heißt heute mehr denn je, schwierige Situationen erfolgreich meistern zu können. Besonders hart getroffen sind gerade Unternehmen im Energiesektor, einzelnen ist die Geschäftsgrundlage bereits entzogen. Das gilt auch für kommunale Energieversorger, die ihren Vertrieb teilweise einstellen müssen. Diese Zerschlagung lokaler Strukturen führt zu einer weiteren Konzentration auf wenige Akteure.
Was erwarten Sie als Geschäftsführer von nectanet vom Staat?
Der Staat muss entschlossen handeln, von den Ministerien und Parlamenten werden schnelle und klare Entscheidungen erwartet, an denen sich Unternehmen orientieren können. Er muss qualifizierte Zuwanderung ohne bürokratische Hürden ermöglichen und die Energieversorgung sicherstellen. Bei der Zuwanderung wäre das leicht zu lösen. Aber auch triviale Aufgaben machen wir in Deutschland leider zu oft zum komplexen Problem. Wir brauchen mehr Pragmatismus und endlich die Bereitschaft zur tiefgreifenden Veränderung in unserem Land.
Es wird immer so schön gesagt: Jede Krise birgt auch eine Chance. Welche Chancen können das für die Unternehmen im Augenblick sein?
Die Unternehmen erhöhen ihre Leistungsfähigkeit. Wir erleben gerade eine Zeit mit einer erheblichen Innovationsbereitschaft in allen Bereichen. Jedes Unternehmen muss sich neu erfinden und dazu braucht es Bewegungsfreiheit. Der Staat muss seinen Teil dazu beitragen, unter anderem mit Investitionen in die digitale Infrastruktur, in die Digitalisierung der Verwaltungen und mit echtem Bürokratieabbau.
Geben Sie doch bitte einmal ein Beispiele, wie nectanet seine Mitglieder in der Praxis unterstützen kann.
Wir werben aktiv Arbeitskräfte – bundesweit und international. Der Arbeitsmarkt der Ortenau wird mittelfristig in den kommenden Jahren einen jährlichen Zuzug von rund 4.000 Arbeitskräften brauchen. In den vergangenen beiden Jahren war die Ansprache von Kandidaten nur noch digital möglich. Umso wichtiger sind die umfangreichen Kompetenzen im Onlinemarketing, die wir gewinnbringend für die Region einsetzen können. Die Interessenten landen in unserer Datenbank futurenet und können von Unternehmen angesprochen werden.
Was spielt darüber hinaus eine Rolle bei der Suche nach Arbeitskräften?
Digitalisierung der kommunalen Standortfaktoren: Unternehmen können auf der Suche nach Arbeitskräften heute nicht mehr nur mit ihren Produkten werben. Entscheidend für den Zuzug sind oft andere Faktoren: Wie können meine Kinder betreut werden? Gibt es eine gute medizinische Versorgung? Welchen Freizeitwert hat die Region? Mit diesen Fragen werden Unternehmen heute konfrontiert. Oft können sie darauf nur begrenzt und mit hohem personellen Aufwand Antworten geben. Wir haben das geändert. In allen unseren Mitgliedskommunen stehen die weichen Standortfaktoren nun für alle Unternehmen, nicht nur für unsere Mitglieder, zur kostenlosen Verwendung zur Verfügung. Ein schönes Beispiel dafür, wie regionale Wirtschaftsförderung wirkt.
Wie tut sich in Sachen Vernetzung?
Wir unterstützen den Aufbau und den Betrieb kommunaler Innovations- und Gründerzentren mit Vernetzung, Events und Marketing. Mit foundersnet bringen wir die Gründerszene der Ortenau regelmäßig zusammen, geben Hilfestellung und leisten wertvolle Vernetzung in regionale Unternehmen und weit über die Region hinaus. Auch unterstützt nectanet die Vernetzung unserer Unternehmen in neue Märkte. Dazu bieten wir unterschiedlichste Veranstaltungen an, zum Teil auch Delegationen in andere Länder, sofern eine intensive Begleitung und Vorbereitung zur Anbahnung von Geschäftskontakten von unseren Mitgliedsunternehmen gewünscht ist.
Gibt es auch ein Beispiel, wie Kommunen profitieren?
Für Mitarbeiter aller Gesellschafterkommunen bieten wir vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten im Onlinemarketing an. Dazu steht unsere Digikomm-Akademie zur Verfügung. Über 400 Teilnahmen aus über 40 Rathäusern, dem Landratsamt und aus kommunalen Tourismusorganisationen konnten wir seither dort verzeichnen.
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