An(ge)dacht
Weihnachten ist keine Weltraumfahrt Gottes

Bernhard Pfaff  | Foto: Privat

So stellen sich leider viele Leute Weihnachten vor und sie werden auch durch Lieder, Gebete und manche Predigten darin noch bestärkt: Die Menschheit war verloren und ganz in Sünden. Da sandte Gott seinen Sohn auf die Erde. Vor allem durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz hat er Gott wieder mit uns versöhnt. Auferstehung und Himmelfahrt waren dann das Happy-End. Jesus ist im Himmel und wir vorerst noch auf dieser Erde. Erst wenn wir uns bewähren, kommen wir auch zu Gott. Die Menschwerdung Gottes war in diesem System ein Ereignis von circa 35 Jahren.
Gott ist mitten unter uns
An Weihnachten feiern wir, dass Gott ganz in diese Welt eingeht, dass er einer von uns geworden ist. Das gilt für alle Zeiten und für alle Menschen. Gott hat seine Welt und uns Menschen nie alleine gelassen. Die Welt war weder vor noch nach Jesus Gott-los. Genau das hat Jesus selbst immer wieder betont, wenn er sagt: „Das Reich Gottes ist nahe.“ Oder: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Das heißt doch, dass Gott mit seinem Wirken mitten unter uns ist. Jesus macht es noch deutlicher, wenn er sagt, in jedem Menschen, der eure Hilfe braucht, bin ich selbst da: im verhungernden Kind im Jemen, im Wohnsitzlosen auf unseren Straßen, in der Frau, die von ihrem Mann verlassen wurde, weil eine andere attraktiver war, in dem behinderten Jugendlichen, den niemand einstellen will...
Wir brauchen nicht weit zu gehen, um Jesus heute zu finden. Das Lied vom holden Knaben im lockigen Haar und sentimentale Weihnachtslieder bringen uns eine „weihnachtliche“ Stimmung, weisen uns aber wohl in die falsche Richtung.

Die Menschwerdung Gottes, sein Hineingehen in unsere Welt geschieht nicht nur an Weihnachten, sondern täglich. Er ist immer der Gott mit uns, der Immanuel. So wird die Welt nicht nur am heiligen Abend auf Gott hin durchsichtig: in jedem Kinderlachen, im Einsatz zur Rettung unserer Welt und im letzten Atemzug eines Sterbenden.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein erfülltes Weihnachtsfest.
Bernhard Pfaff
kath. Pfarrer i. R.
Renchen Bernhard Pfaff
Foto: Privat

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