Folgen von Hitze und Trockenheit
Wird der Schwarzwald seinem noch Namen gerecht?
Ortenau (rek). Seit einigen Jahren präsentieren sich die Sommer teilweise extrem trocken. Die Folgen sind allgegenwärtig: Brandgefahr in der Natur, niedrige Pegelstände oder ganz leere Bachbetten und natürlich sind auch Land- und Forstwirtschaft auf Regen angewiesen. Ernteausfälle sind zu erwarten, was die Preise auf dem Markt natürlich auch weiter steigen lässt. Und wie vertragen Bäume sowohl in den Höhen als auch in der Rheinebene die Trockenheit?
Nur ein Jahr "Verschnaufpause"
"Die Jahre seit 2018 waren geprägt von Wärme und Trockenheit", beschreibt Simeon Wiegert vom Amt für Waldwirtschaft die Situation. Die „Verschnaufpause“ 2021 sei für den Boden und den Wald ohne Zweifel hilfreich gewesen. Zumal vor einem Jahr auch eine Verbesserung der Bodenfeuchte in tieferen Schichten damit einhergegangen sei – wenn auch nur vorübergehend. Aber nach diesem heißen Sommer schlägt Wiegert wieder Alarm: "Die fehlenden Niederschläge und zahlreichen Sonnentag haben die Situation deutlich verschärft, sodass sowohl für den Oberrheingraben und als auch den Schwarzwald von einer außergewöhnlichen Dürre zu sprechen ist."
Für den Wald habe das feuchtere Jahr 2021 lediglich die Symptome gelindert, allerdings noch nicht zur Erholung geführt, macht Wiegert klar. Entsprechend zeige sich der Trockenstress zunehmend im Wald. "Viele Bäume lassen bereits jetzt das Laub fallen. Dieser vorzeitige Laubfall ist eine Reaktion auf die anhaltende Trockenheit. Besonders gut zu sehen, ist das in der laubholzgeprägten Vorbergzone zwischen Rheinebene und Höhenlagen", ergänzt Försterin Therese Palm Wiegerts Beschreibung den Zustand der Natur. Inwiefern diese Bäume nachhaltig geschädigt worden seien, lasse sich mit Sicherheit erst im kommenden Frühjahr beim Laubaustrieb genauer beurteilen.
Als wissenschaftlichen Beleg der Feststellungen führen Wiegert und Palm Erkenntnisse des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung an. Deren Dürremonitor für Deutschland mache deutlich, dass eine außergewöhnliche Dürre – statistisch gesehen – ein Ereignis ist, das nur alle 50 Jahre vorkommt. Inzwischen sind feuchte Jahre die Ausnahme.
Durch Hitze und Trockenheit sind weitere Erscheinungen mit Folgen in allen Höhenlagen der Ortenau zu erkennen. Insbesondere in von Fichten dominierten Wäldern, die unter dem Trockenstress leiden, breite sich der Borkenkäfer aus. "Dabei befallen die Käfer bevorzugt gestresste Bäume, sodass letztlich der Baum abstirbt", sagt Palm.
Waldbesitzer reagieren mit Neupflanzungen auf brach liegenden Flächen. Doch auch für die jungen Kulturen bedeutet das vorherrschende Klima Stress. "Das Jahr 2022 hat im Oberboden mit einer guten Ausgangssituation begonnen. Die Erwartungen bei den diesjährigen Pflanzungen war entsprechend hoch", beschreibt Palm die anfänglichen Aussichten. Allerdings habe sich im Laufe dieses Jahres die Situation verschärft. "Entsprechend ist mit hohen Ausfällen zu rechnen. Kulturen, die bereits älter sind und eine größere Wurzel besitzen, sind etwas positiver zu sehen. Allerdings ist auch hier mit Ausfällen zu rechnen", so die Prognose der beiden Forstexperten.
"Das Bild des Schwarzwalds wird sich weiter verändern – hin zu deutlich mehr Laubholz in höheren Lagen", so Palm und Wiegert übereinstimmend.
Bei ausbleibendem Regen "hat auch die Jahres-Verteilung der Niederschläge durch einzelne Extremwetterereignisse einen erheblichen Einfluss auf die Wasserverfügbarkeit für Pflanzen", so Wiegert.
Doch das Amt für Waldwirtschaft hat auch Hoffnung: "Bei ausreichender Beschattung durch den angrenzenden Baumbestand, an gut mit Wasser versorgten Standorten sowie durch Bewässerung sind auch geringere Ausfälle neuer Kulturen zu erwarten. Ob und welche Kulturen 'zu retten' sind, wird der Austrieb im kommenden Frühjahr zeigen", setzen sie auch ein Stück weit auf die Kraft der Natur.
Neue Baumarten?
Die Auswahl der neu angepflanzten Baumarten sei lediglich eine Steuerungsmöglichkeit. Darüber gelte es viele unterschiedliche Alters- und Höhenstufen auf kleiner Fläche zu erhalten. "Dies verbessert sowohl den Wasserhaushalt als auch die Risikovorsorge", erklärt Wiegert. Außerdem sei es wichtig, dass man einzelnen Bäumen ausreichend Platz für die Krone gebe, um so das Konkurrenzverhältnis um das Wasser zugunsten des einzelnen Baumes verbessere. Die Chance, hier einzugreifen, biete sich bei jungen Kulturen: "Junge Bäume sind meist widerstandsfähiger und können sich besser erholen", macht Palm klar.
Allerdings werden daher "langfristig weitere und damit andere Baumarten in unseren Wäldern vertreten sein", so die Prognose von Palm und Wiegert. Welche Baumarten und in welchem Umfang diese beteiligt sein werden, sei Teil von zahlreichen Untersuchungen der forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland.
Klar sei aber auch: "Es ist nicht möglich, pauschal Baumarten aus wärmeren Gebieten wie dem Mittelmeerraum in den hiesigen Breiten anzupflanzen", betont Wiegert und erklärt: "In den Klimaprognosen werden bei uns auch zukünftig Frosttage erwartet. Damit kommen viele Baumarten aus anderen Gefilden wiederum nicht zurecht."
Konkrete Maßnahmen
Neben den waldbaulichen Aspekten "rücken zunehmend Maßnahmen wie Wasserrückhalt auf Waldflächen, Wiedervernässung von Mooren und Humusanreicherung von Böden in den Vordergrund", nennt das Amt für Waldwirtschaft konkrete Projekte.
Prognose: Weinbau in Wolfach wie in Vorbergzone
"Nach den derzeitigen Prognosen ist beispielsweise im Wolfacher Raum ein Weinbauklima zu erwarten, wie es als Vergleich in der Vorbergzone vorhanden ist. Entsprechend werden sich auch die Waldbilder ändern", beschreibt das Amt für Waldwirtschaft die sich verändernde Zukunft eines Schwarzwalds mit deutlich vermehrt auch vertretenden Laubbäumen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.