Schulen legen großen Wert auf Berufsvorbereitung
Rechtzeitig für das Leben nach der Schule vorbereiten

Berufsvorbereitung wird an der Bärbel-von-Ottenheim-Schule groß geschrieben. | Foto: Schule
  • Berufsvorbereitung wird an der Bärbel-von-Ottenheim-Schule groß geschrieben.
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Ortenau (ds). Viele junge Menschen verlassen die Schule, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, wie es weitergehen soll. Sie können ihre Fähigkeiten oftmals nicht einschätzen und so fehlt es an einem konkreten Berufswunsch. Mit zahlreichen Programmen zur Berufsorientierung versuchen Schulen schon seit einigen Jahren, ihren künftigen Absolventen Klarheit zu verschaffen.

So werden an der Real- und Werkrealschule in Friesenheim bereits in der siebten Klasse im Rahmen eine sogenannten Assessment Centers Fähigkeiten, Begabungen und Interessen der Schüler herausgearbeitet. "Mit diesen Informationen schicken wir die Kinder dann in die Berufserkundung bei der Handwerkskammer", berichtet Schulleiterin Angelika Philipzen. In der Werkrealschule werden drei, in der Realschule zwei Praktika angeboten. Die Werkrealschüler lernen im Bauzentrum Bühl die Berufe am Bau kennen.

"Wir besuchen zudem verschiedene Betriebe und bekommen selbst Besuch von Betrieben und auch den beruflichen Schulen", so Philipzen. Zusätzlich unterstützt die Agentur für Arbeit die Schule, indem sie Einzelgespräche mit den Schülern führt. Ein Besuch der regionalen Berufsinformationsmessen in Offenburg und Lahr gehört ebenfalls zum Orientierungsprogramm. "Ein sehr wichtiger Baustein unserer Berufsvorbereitung sind natürlich auch unsere Bildungspartner. Das sind Ausbildungsbetriebe aus der Region, mit denen wir verschieden Projekte innerhalb und außerhalb der Schule durchführen. Unserer Arbeit in der Berufsvorbereitung wurde übrigens bereits zweimal mit dem renommierten Boris-Berufswahl-Siegel ausgezeichnet", erläutert die Schulleiterin weiter. Zusammen mit ihrem Kollegium handelt sie stets getreu dem Motto "Kein Abschluss ohne Anschluss". 

Den gleichen Weg verfolgt man an der Gemeinschaftsschule in Schwanau-Ottenheim: "Wir begleiten den Übergang in eine Ausbildung oder in weiterführende Schulen", so Angelika Walter, Konrektorin der Bärbel-von-Ottenheim-Schule.  Deshalb kooperiert man mit den Eltern und den Partnern aus der Wirtschaft. Dabei umfasst die Kooperation Schule-Eltern drei Bereiche: Information, Kommunikation und Partizipation. "So gibt es etwa Informationsabende mit Berufsberatern, weiterführenden Schulen und außerschulische Experten. Wir binden die Eltern direkt ein, es gibt Eltern- und Schülergespräche und wir informieren die Eltern über die individuellen Berufsorientierungsmaßnahmen ihrer Kinder. Darüberhinaus nehmen wir Eltern gern zu Berufsinformationsmessen mit oder unterstützen sie bei der Praktikumssuche", erläutert Walter.

Die Berufswegeplanung findet an der Schwanauer Gemeinschaftsschule ab Klasse 8 statt. Alle Maßnahmen zur Berufsvorbereitung sind Pflicht und in das Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung (WBS) integriert. Freiwillig dagegen sind beispielsweise Praktika in den Ferien oder auch Bewerbungstrainings. Die Erfahrungen zeigen: "Sehr wichtig sind Praxistage und Praktika. Schüler lernen dabei verschiedene Berufsfelder kennen und ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen einzuschätzen", betont Walter.

"Schüler sollen sich zeitig Gedanken machen über die berufliche Zukunft, es gibt ein Leben nach der Schule", betont Frank Woitzik, Schulleiter des Gymnasiums Ettenheim. Ab der Klasse 10 ist die Teilnahme an "Bogy" – Berufsorientierung am Gymnasium – Pflicht. "Derzeit ist die Berufsvorbereitung noch an das Fach Erdkunde angehängt, später wird diese im neuen Fach Wirtschaft aufgehen", so Woitzik. Schon seit einigen Jahren ist das umfangreiche Berufsinformationsprogramm Teil des Schulprofils. Dazu gehören neben Praktika unter anderem auch ein Studientag an der Uni Freiburg, eine Potentialanalyse und die Partnerschaft mit der IHK Südlicher Oberrhein mit dem Projekt "Unternehmer machen Schule".

"Berufsorientierung wird für Schüler immer schwieriger, aufgrund steigender Anforderungen durch politische Steuerung, demografische Entwicklung und ein verändertes Rollenverständnis. Familiäre, regionale und überlieferte Traditionen befinden sich im Umbruch und die Wirtschaft entwickelt eine Dynamik in der Berufe in schneller Folge veralten, sich verändern oder ganz verschwinden. Deshalb ist die Berufsvorbereitung für uns eines der wichtigsten Felder", erklärt Wolfgang Panzer, Leiter der Kehler Hebel- und Wilhelmschule. Schon ab Klasse 5 werden hier berufsbezogene Kompetenzen, Werte, Haltungen und Einstellungen systematisch aufgebaut, um der multikulturellen Schülerschaft einen optimalen Übergang in die künftigen beruflichen Felder zu ermöglichen.

Dazu gehört auch das Durchlaufen von Berufspraktika, die schon ab Klasse 6 mit einem Schnupperpraktikum beginnen. In den weiterführenden Schuljahren werden die Praktika immer „passgenauer“, sodass der Übergang von Schule zu Beruf erleichtert wird. "Die enge Zusammenarbeit mit unseren Bildungspartnern ermöglicht den Schülern, Grenzen zu erkunden, ihre Stärken zu entdecken und ein Gespür dafür zu entwickeln, woran sie weiterarbeiten müssen. Wir sind in einem ständigen Prozess, um die Schüler individuell zu fordern und zu fördern. Mehrere Auszeichnungen, unter anderem das 'Boris'-Berufswahlsiegel Baden-Württemberg, bestätigen unsere Arbeitsweise", so Panzer.

In der Moscherosch-Schule in Willstätt beschäftigen sich schon die Fünftklässler mit der Berufswelt, schwerpunktmäßig finden berufsvorbereitende Maßnahme an der Gemeinschaftsschule aber in den Klassen 7 und 8 statt. "Wir haben ein durchgängiges Konzept der Berufsvorbereitung in der Sekundarstufe. Die Maßnahmen zur Berufsvorbereitung sind fest verankert in den einzelnen Klassenstufen und wir arbeiten dabei mit verschiedensten außerschulischen Partnern zusammen", erläutert Rektor Bertram Walter. So ist der entsprechende Unterricht ebenso für jeden Schüler Pflicht wie verschiedene Praktika in den Stufen 7 bis 9. Dabei kooperiert die Moscherosch-Schule mit der IHK, besucht beispielsweise Ausbildungsmessen, das Berufsinformationszentrum, weiterführende beruflichen Schulen und Betriebe. Einmal im Jahr kommen auch regionale Betriebe eine Woche lang zum Bewerbertraining in die Schule. "Außerdem stehen regelmäßige Gruppen- und Einzelberatungen durch den Berufsberater, Elternabende mit dem Schwerpunkt Berufsvorbereitung oder individuelle Unterstützung bei Bewerbungen auf dem Programm", so Walter.

"Berufliche Orientierung ist uns sehr wichtig. Das ist bei über 18.000 Studiengängen und hunderten von Ausbildungsberufen auch dringend nötig", betont Thomas Müller-Teufel, Schulleiter des Anne-Frank-Gymnasiums in Rheinau. In Klasse 8 beginnt hier die Berufs- und Studienorientierung. Über das verpflichtende Angebot hinaus versucht man beispielsweise in Betriebsbesichtigungen im Zusammenhang mit dem Unterricht beziehungsweise durch Unterricht im Betrieb den Schülern, die regionalen Firmen näherzubringen und diese als Bildungspartner zu verstehen. "Regelmäßige Befragungen über unser Berufsinfo-Angebot bestärken uns auf diesem Weg: Die Rückmeldungen von Eltern und Schülern sind überaus erfreulich", erklärt Müller-Teufel.

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