Eingeschränkte Beratungszeiten
Nur zwei Integrationsmanager statt drei

Sven Hoffmann (v. l.), Karim Mohamed und Montserrat Riera | Foto: Caritasverband
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Ortenau Ab Januar wird einiges anders im vom Land finanzierten Integrationsmanagement. Der Caritasverband Vordere Ortenau, der in vier Ortschaften im vorderen Kinzigtal drei Integrationsmanager eingesetzt hat, muss sein Engagement zurückfahren, heißt es in einer Pressemitteilung. Das machevielen Flüchtlingen Stress.

„Wir als Mitarbeiter der Caritas leisten das Integrationsmanagement für die Kommunen Ortenberg, Ohlsbach, Gengenbach und Berghaupten“, erklärt Sven Hoffmann. Eine neue Verteilung der Gelder des Landes führt jedoch dazu, dass es ab Januar in Berghaupten keine Sprechstunde mehr geben werde und dass die Beratungszeiten in Gengenbach, Ortenberg und Ohlsbach kürzer würden. Der Caritasverband müsse sein Engagement auf diesem Gebiet von zwei auf eine Vollzeitstelle zurückfahren.

Neue Vorschrift

Eine neue Verwaltungsvorschrift des Landes sehe vor, dass in den Kommunen nur noch die vom Kreis zugewiesenen Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung beraten würden. „Viele dürfen ab Januar nicht mehr zu uns kommen, was wir sehr bedauern“, sagt Sven Hoffmann. Das betreffe auch viele Ukrainer, die privat Wohnraum gefunden haben. Ihnen blieben nur noch wenige Tage Zeit zu klären, wie es ab 2025 weitergehen kann.

Ende November bekamen viele Zugewanderte im vorderen Kinzigtal einen Abschiedsbrief von ihrem Integrationsmanager. „Wir haben ihnen erklärt, was sich ändert und warum. Wir können sie nicht mehr beraten, weil wir nicht mehr dürfen“, so Hoffmann. Das löse bei den Menschen Stress und Unsicherheit aus, denn sie verlieren eine Konstante. In den Sprechstunden fanden sie jeweils ein bekanntes Gesicht, einen Helfer, mit dem sie Hindernisse bei der Integration klären konnten. „Sie müssen sich künftig direkt an die Regeldienste wie Familienkasse, Jobcenter und Migrationsamt wenden“, weiß das bisher dreiköpfige Caritas-Team. Es weiß auch, dass es bei den Regeldiensten kaum Möglichkeiten zu persönlichen Terminen und schon gar nicht zu ausführlichen Gesprächen gibt.

Empathie war gefragt

„Bei uns konnten sich die Menschen öffnen, unsere Empathie und unsere interkulturelle Kompetenz waren gefragt“, sagt der Integrationsmanager Sven Hoffmann. „Viele unserer Klienten haben einen schwierigen Background“, erklärt seine Kollegin Montserrat Riera: „Sie kommen aus einem Krieg oder haben Gewalt erlebt. Es ist nicht einfach für sie. Wir hören ihnen zu und oft finden sie dabei selbst eine Lösung für ein Problem. Das ist das, was die Institutionen nicht machen können.“ Sie war seit Dezember 2023 in Ortenberg Ansprechpartnerin für die Geflüchteten und wird zum Jahresende in einen anderen Bereich beim Caritasverband wechseln.

Karim Mohamed leistete ab 2021 das Integrationsmanagement in Ohlsbach und Berghaupten. 500 bis 600 Beratungen pro Jahr waren normal: „Manchmal war es nur eine Kleinigkeit und manchmal ein Riesenfass“, sagt er. Einige Geflüchtete hätten immer wieder Fragen und Nöte, während andere alleine oder mit der Hilfe von Landsleuten zurechtkommen. Die Erfolge des Integrationsmanagements, das in den meisten Kommunen das Landratsamt mit eigenen Mitarbeitern leistet, können sich sehen lassen. Viele geflüchtete Personen arbeiten schon lange, wollen für ihre Kinder eine gute Zukunft und Teil der Gesellschaft werden. Viele aus Syrien geflüchtete Kinder haben inzwischen eine Ausbildungsstelle. Zugewanderte Frauen wollen einen Beruf erlernen und arbeiten gehen. Dafür brauchen sie Deutschkenntnisse und eine verlässliche Kinderbetreuung.

Sven Hoffmann hatte in Gengenbach 2024 bis Ende November 550 Beratungen. 57 Personen mit 110 Angehörigen kamen zu ihm ins Familien- und Seniorenbüro im Kloster oder schicken ihm Post aufs Diensthandy. „Die Arbeit lohnt sich auf jeden Fall“, sagt er. Viele syrische Familien berät er inzwischen auf Deutsch. Einige sind bereits eingebürgert. Das Baby eines Afghanen ist aufgrund der vorbildlichen Integrationsleistung seines Vaters von Geburt an deutsch. Zu all diesen Menschen habe ein Vertrauensverhältnis bestanden. Doch durch die Umverteilung der Gelder des Landes könnten viele sich nun nicht mehr an ihn wenden. Diese Familien werden nach Hoffmanns Einschätzung ihren Weg auch ohne Beratung vor Ort weitergehen, allerdings mit mehr zeitlichem Aufwand, auch für die Behörden.

Das bedauert auch Robert Sauer, Vorstand des Caritasverbandes Vordere Ortenau. „Wenn eine Gesellschaft Zuwanderung hat wie unsere, dann muss sie dafür sorgen, dass die Integration gelingen kann“, sagt er. Nach seiner Erfahrung und Überzeugung geht das nicht ohne Profis.

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