Dr. Dominik Tacuri-Strasser klärt auf
Nierenleiden sind schwer zu erkennen

Dominik Tacuri-Strasser weist auf die Gefahren einer eingeschränkten Nierenfunktion hin.  | Foto: Foto: Ortenau Klinikum
  • Dominik Tacuri-Strasser weist auf die Gefahren einer eingeschränkten Nierenfunktion hin.
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Offenburg 2,5 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik leiden unter einer eingeschränkten Nierenfunktion. Bei zwölf Prozent der erwachsenen Menschen wird als Vorstufe einer reduzierten Entgiftungsleistung der Nieren eine vermehrte Eiweißausscheidung im Urin diagnostiziert. Am Samstag, 7. Oktober, bietet das Nephrologische Zentrum (NZO) des Ortenau Klinikums einen Informationstag zu dem Thema für niedergelassene Ärzte und Internisten an. Christina Großheim sprach mit Dr. Dominik Tacuri-Strasser, Internist, Nephrologe und Diabetologe am NZO über das Krankheitsbild.

Werden chronische Nierenleiden in Deutschland rechtzeitig erkannt?
Prinzipiell sind die Möglichkeiten zur Erkennung von chronischen Nierenerkrankungen bekannt und etabliert, sodass in der Ortenau in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Hausärzten und Internisten und der nephrologischen Praxis ein praktikables System angeboten wird, wie diese Patienten fachärztlich von nephrologischer Seite ambulant abgeklärt werden können. Wichtig ist es, zu betonen, dass die Hauptursache für Nierenfunktionseinschränkungen die Faktoren langjähriger Nikotinmissbrauch, Bluthochdruck, Diabetis mellitus und Übergewicht sind.

Was sind typische Anzeichen für ein chronisches Nierenleiden?
Es gibt keine, das ist das Tückische daran. Symptome wie geschwollene Beine, schwerer Bluthochdruck, Übelkeit und Erbrechen, die allesamt auf eine sehr vorangeschrittene Nierenschwäche hindeuten, treten erst auf, wenn die Entgiftungsleistung bereits auf 20 Prozent oder weniger reduziert ist. Diese Fälle nennen wir stille Nierenvergiftung. Doch diese ist zum Glück sehr selten.

Wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten aus?
Bei rechtzeitiger Diagnose kann das Voranschreiten des Nierenfunktionsverlustes durch einen veränderten Lebensstil sowie durch ein Bündel von medikamentösen Maßnahmen jeglicher Ursache erfolgreich eingesetzt werden. Das bedeutet, dass nicht mehr geraucht, weniger Salz zu sich genommen oder das Gewicht reduziert werden sollte. Für Spezialfälle wie Autoimmunerkrankungen, welche die Nierenfunktion einschränken, existieren Behandlungsprotokolle. Diese Spezialfälle sind allerdings sehr selten.

Steht immer eine Transplantation am Ende eines chronischen Nierenleidens?
Eine Nierentransplantation ist die beste Form des Nierenersatzes, wenn die Entgiftungsleistung des Organs vollständig versagt. Sie ist aber auch das seltenste Prinzip des Ersatzes. Die meisten betroffenen Patienten sind biologisch schon älter, sodass deren Begleiterkrankungsprofil eine Transplantation oft unmöglich macht. Für biologisch jüngere Patienten existieren etablierte Programme, um eine Transplantation bevorzugt durchzuführen, wenn das Organ ersetzt werden muss.

Worauf müssen sich die Patienten mit Blick auf die Behandlung einstellen?
Wenn die Nierenfunktion leicht bis mittelgradig eingeschränkt ist, also unter 50 Prozent liegt, besteht ein relevantes Risiko für einen voranschreitenden Nierenfunktionsverlust bis zur Dialysepflicht. Diese Patienten müssen unbedingt geschult werden und es muss eine optimale Lebensstilmodifikation sowie medikamentöse Behandlung durchgeführt werden, um den Verlust der Nierenfunktion zu stoppen oder zu verlangsamen.

Hintergrund

Die Veranstaltung des Ortenau Klinikums richtet sich an die niedergelassene Ärzteschaft aus dem Bereich der hausärztlichen und internistischen Versorgung. Sie findet am 7. Oktober von 9.30 bis 12.30 Uhr statt und ist zweigeteilt: Im ersten Teil lernen die Teilnehmer die Dialyse mit den Bereichen Hämodialyse und Bauchfell-Dialyse vor Ort kennen. Im zweiten Teil werden Fachvorträge den aktuellen medizinischen Kenntnisstand darstellen.

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