Kurzer Kick mit schlimmen Folgen
Lachgas – kein harmloser Partyspaß

Lachgaskartuschen und Luftballons auf der Party dienen nicht immer nur der Zubereitung von Schlagsahne und der Dekoration. | Foto: kec
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  • Lachgaskartuschen und Luftballons auf der Party dienen nicht immer nur der Zubereitung von Schlagsahne und der Dekoration.
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Ortenau Lachgas gibt es im Supermarkt in silbernen Kapseln zum Aufschäumen von Schlagsahne. Inzwischen ist es auch in poppigen Metallkartuschen in verschiedenen Duftnoten an Kiosken erhältlich. Diese werden aber nicht nur für die Zubereitung von Desserts und für die Kaffeetafel gekauft. In den vergangenen Jahren kommt Lachgas zunehmend als Partydroge zum Einsatz – auch in der Ortenau. Es wird dann in der Regel über einen Luftballon inhaliert. Aber selbst wenn es legal gekauft werden kann: Um einen harmlosen Partyspaß handelt es sich dabei keineswegs.

"Mir wurde schwindlig"

“Jeder kennt es, jeder konsumiert es, aber keiner ist sich der Gefahr bewusst”, sagt Marius Schmidt von der Jugend- und Drogenberatung (Drobs) Kehl. „Keiner meiner Klienten ist bislang aus Sorge wegen seines Lachgaskonsums hier aufgetaucht,“ so Schmidt. „Die Hauptsubstanzen und Probleme sind Alkohol, Amphetamine, Cannabis und Kokain, Lachgas geht so mit rum."
Studien zeigen, dass 2022 bereits 17 Prozent der 15-Jährigen schon einmal Lachgas konsumiert haben. Auch die 21-jährige Emma (Name der Redaktion bekannt) war erst 15 Jahre alt, als sie es auf einer Silvesterparty probierte. “Ein Typ hatte es dabei und es sehr angepriesen”, erzählt sie im Gespräch mit der Guller-Redaktion. “Ich hatte das Gefühl, dass der eigene Kopf fast platzt. Mir wurde schwindelig, aber gleichzeitig war alles sehr lustig und ich habe gelacht. Insgesamt war es nur ein ganz kurzer Kick.”

„Die Auswirkungen des Gases sind schnell, aber kurzlebig. Sie beginnen fast sofort, erreichen einen Höhepunkt etwa zehn bis 30 Sekunden nach dem Einatmen und enden innerhalb von ein bis fünf Minuten“, so Martha Ohnemus-Wolf, Leiterin der Fachstelle Sucht beim Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation (BWLV) in Offenburg. „Die Wirkungen können individuell sehr unterschiedlich sein.” Zumeist werde von einer euphorisierenden und entspannenden Wirkung berichtet. Es könne zu einem Wärmegefühl und Wahrnehmungsverzerrungen kommen, das Hör- und Sehvermögen beeinträchtigt sein. Mancher fühle sich wie "losgelöst".

Doch die bunten Ballons bergen ernsthafte gesundheitliche Gefahren. Was als Spaß beginnt, kann schnell zum riskanten Spiel mit dem eigenen Leben werden. Eine der größten Gefahren beim Einatmen von Lachgas ist eine plötzliche Ohnmacht, die durch den Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht wird und im schlimmsten Fall zu bleibenden Hirnschäden oder gar zum Tod führen kann. Aber auch extremer Vitamin B12-Mangel und Nervenschäden können auftreten und außerdem besteht die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit. In den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien und der Schweiz ist der Freizeitkonsum von Lachgas mittlerweile verboten. In Deutschland ist der Verkauf nach wie vor legal. Bei Delikten wird ein Rausch durch Lachgas rechtlich genauso gehandhabt wie beispielsweise ein Rausch durch Alkohol.

Zwar kann sich die Notaufnahme des Ortenau Klinikums laut Pressereferent Christian Eggersglüß an keinen Fall von Lachgasvergiftung oder Lachgasmissbrauch erinnern, aber generell wird bei Verdacht auf Drogenmissbrauch der Rettungsdienst sofort an die Uniklinik Freiburg verwiesen.

Distickstoffmonoxid, so der eigentliche chemische Name, ist ein farbloses Gas mit süßlichem Geruch und wurde 1772 vom Chemiker Joseph Priestley entdeckt. Wenige Jahre später stellte dann der Chemiker Humphry Davy mithilfe von Selbstversuchen fest, dass das Gas eine schmerzlindernde Wirkung hat. Im 19. Jahrhundert wurde es in der Zahnmedizin als Narkosemittel eingesetzt. Bis heute wird es als Anästhetikum und zur Schmerz- und Angstlinderung medizinisch verabreicht.

Jahrmarktsbelustigung

Aufgrund seiner berauschenden Wirkung wurde Lachgas übrigens bereits Anfang des 19. Jahrhunderts auf Jahrmärkten zur Belustigung angeboten. In den 1960er-Jahren kam es erneut in der Hippiebewegung auf. Nun ist es in der Rapperszene, bei Technopartys oder Festivals hipp.

„Jugendliche sind besonders anfällig, weil sie alles ausprobieren und dazugehören wollen. Die sozialen Medien triggern den Trend und die Werbung tut das ihrige dazu. Aktuell gehört Lachgas zu den Trenddrogen“, sagt Schmidt und setzt auf Prävention. Er schärft das Bewusstsein für die Gefahren dieser vermeintlich harmlosen Droge und klärt über die Risiken des Konsums auf.  Karen Christeleit

Lachgaskartuschen und Luftballons auf der Party dienen nicht immer nur der Zubereitung von Schlagsahne und der Dekoration. | Foto: kec
"Keiner ist sich der Gefahr bewusst", Marius Schmidt, Jugend- und Drogenberatung | Foto: privat

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