Invasive Pflanzen und Tiere
Gartenabfälle nicht im Wald entsorgen
Ortenau (st) Asiatische Laubholzbockkäfer im Auewald, chinesische Wollhandkrabben im Rhein, Kirschlorbeer im Bergwald – im Zuge der Globalisierung erreichen immer mehr Pflanzen und Tiere den Ortenaukreis, die hier ursprünglich nicht heimisch waren. Das führt zunehmend zu Problemen. Bei den genannten Beispielen handelt es sich um sogenannte „invasive“ Arten, also um Tiere und Pflanzen, die in unserer Region ursprünglich nicht heimisch waren und dennoch irgendwann einmal bei uns auftauchten. Als Käferlarve in einer Holzpalette oder in Ballasttanks von Schiffen aus China oder als im Wald illegal entsorgter Gartenabfall. Doch wo liegt das Problem? „Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren haben sich meist über längere Zeiträume entwickelt“, erklärt Holger von Elling, der am Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises für Waldnaturschutz zuständig ist. Jede einzelne Art sei Teil einer oft komplexen Lebensgemeinschaft und spiele als Glied der jeweiligen Nahrungsnetze eine wichtige Rolle. Alle Arten hätten ihre eigenen Gegenspieler – Organismen, die sich von ihnen ernährten und dafür sorgten, dass sie sich nicht übermäßig ausbreiteten und so die bestehende Lebensgemeinschaft aus dem Gleichgewicht brächten.
So besiedelt zum Beispiel eine Pflanze einen bestimmten Standort, weil sie unter den dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen durchsetzungsstärker ist als andere Pflanzen; weil sie vielleicht mehr Trockenheit ertragen kann, als die Konkurrenzvegetation. Sie besetzt somit die kleine Nische des Lebensraums, den sie sich mit vielen anderen Arten teilt. Es gibt bestimmte Insekten, von denen sie befallen wird, ihre Früchte und Blätter dienen anderen Organismen als Nahrung und sie ist wichtiger Teil des Systems innerhalb dieser Lebensgemeinschaft.
Lebensgemeinschaft wird beeinträchtigt
Wird diese Pflanze nun auf einen anderen Kontinent verschleppt, dann ist sie nicht automatisch Teil der dort vorhandenen Lebensgemeinschaft, sondern ein sogenannter Neophyt. So werden Pflanzenarten bezeichnet, die erst nach der Entdeckung Amerikas, gewissermaßen als Ausgangspunkt des weltweiten Waren- und Personenverkehrs, in einem Gebiet neu auftreten. Im besten Fall sind die „Ureinwohner“ konkurrenzstärker und der Neuling hat keine Chance, sich unter ihnen einen Platz zu erkämpfen. Ist der Neophyt jedoch durchsetzungsstärker als die vorhandene Vegetation, dann verdrängt er diese und verwildert. „Durch das Einschleppen fremder Art können vorhandene Lebensgemeinschaften beeinträchtig und zum Teil komplett zerstört werden. Mit fatalen Folgen und meist ohne, dass das der breiten Öffentlichkeit auffiele“, warnt von Elling.
So auch der Kirschlorbeer, ein ursprünglich in Kleinasien heimischer Strauch, der bei uns gefühlt in jedem zweiten Hausgarten als Hecke wächst, immergrün und blickdicht. Langsam aber stetig breitet er sich auch in den heimischen Wäldern aus, mit allen bekannten negativen Folgen. „Weil sein Schnittgut einfach in den nächsten Wald geworfen wird, anstatt es ordnungsgemäß auf einer dafür vorgesehenen Sammelstelle richtig zu deponieren“, so von Elling. Dabei ist die Entsorgung von Schnittgut aus dem heimischen Garten kein Kavaliersdelikt, weil es zu ernsthaften Problemen führen kann, wenn sich beispielsweise der Kirschlorbeer ungehindert ausbreitet. „Die einzig erfolgversprechende Strategie ist, die Ausbreitung invasiver Arten – Pflanzen wie Tiere – möglichst früh konsequent zu verhindern“, ist sich von Elling sicher. Andere Länder in Europa seien bereits weiter, was diese Strategien angeht. In der Schweiz wurde der Verkauf von Kirschlorbeer mithilfe einer Freisetzungsverordnung zwischenzeitlich faktisch verboten. „So weit ist es bei uns zwar noch nicht, aber Gartenabfälle gehören grundsätzlich nicht in den Wald. Und der Kirschlorbeer schon gar nicht!“, betont von Elling.
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