Vortrag beim Kreisseniorenrat
Alkohol- und Medikamentenkonsum im Alter
Ortenau (st) Was haben Depressionen, demenzielle Prozesse und Schlafstörungen mit Sucht und schädlichem Konsum zu tun? Dieser Frage ging der Kreisseniorenrat im Ortenaukreis e.V. in seiner jüngsten Sitzung mit einem Vortrag von Dr. phil. Gabriele Jerger von der Suchtberatung Lahr nach. Die Suchtberatung Lahr gehört zum AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V.
Fazit vorab: Mehr als ein Viertel der über Sechzigjährigen leiden an solchen Symptomen. Ursache ist der verringerte Wassergehalt und eine geringere Muskelmasse von älteren Menschen, was ein vermindertes Verteilungsvolumen und eine schnellere Vergiftung im Körper zur Folge hat, so eine Pressemitteilung. Weiter heißt es darin: Die höchste Suizidrate haben bei älteren Menschen vorwiegend Männer. Abhängiger Konsum sei gegeben, wenn ein starker Wunsch nach alkoholischen Getränken besteht und daraus ein Zwang zum Konsum entsteht. Dies gehe mit verminderter Kontrollfähigkeit und der Milderung von Entzugserscheinungen einher. Hierbei komme es zu fortschreitender Vernachlässigung anderer Interessen.
400.000 Menschen mit Alkoholproblemen
Die Gesamtquote der Personen mit Alkoholproblemen liege in der Bundesrepublik bei 400.000 Menschen, wobei 26 Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen über 60 Jahre sogar einen riskanten Alkoholkonsum vorweisen würden. Der Anteil alkoholkranker Personen in Alten- und Pflegeheimen liege höher als der Anteil in Privathaushalten. Dies habe auch damit zu tun, dass bei Alkoholkranken der Beginn des Pflegeheimaufenthalts bereits bei 62 Jahren liege, während er bei sonstigen Personen bei 78 Jahren liege. Leider bestehe ein Wissensdefizit in der Alten- und Suchthilfe und es finde keine intensive Vernetzung zwischen Ärzten und Einrichtungen zum Alkoholmissbrauch statt. Hier gebe es auch zu wenig altersspezifische Angebote in der ambulanten Suchthilfe. Primärärzte würden alkoholbezogene Störungen bei älteren Personen seltener erkennen als bei jüngeren. Interventionen würden daher noch seltener als bei jüngeren Menschen erfolgen.
Medikamente und Psychopharmaka
Bei Medikamenten und Psychopharmaka seien es zwischen fünf und zehn Prozent der über 16-Jährigen, die einen problematischen Gebrauch vorweisen. Dabei würden die Verordnungen solcher Medikamente im höheren Alter deutlich ansteigen. Es sei festzustellen, dass die Alkoholproblematik nicht hinreichend in die Betrachtung mit einbezogen werde und das Abhängigkeitspotenzial häufig negiert werde. Auch würden die Symptome der Abhängigkeit als Alterungsprozess fehlinterpretiert. Die Folge sei Abstumpfung, fehlende Selbstkritik und ein Kontrollverlust über die eingenommene Menge.
Wirksam seien beim Umgang mit Suchtkranken eine vertrauensvolle Beziehung und keine brüskierende Konfrontation. Behandlungserfolge seien bei älteren Personen ebenso gut, wie bei jüngeren. Jeden Mittwoch biete die AGJ Lahr/Kehl von 14.30 bis 15.30 Uhr Gruppenberatungen zu diesen Themen an.
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