Müll richtig entsorgen
Es gehen immer noch Ressourcen verloren
Ortenau. (st) Mülltrennung sollte kinderleicht sein. Doch mitunter kommen Verbraucherinnen und Verbraucher an ihre Grenzen: In welche Tonne entsorge ich die Verpackung, sodass sie wirklich in den richtigen Recyclingkreislauf kommt? Einheitliche Trennhinweise – bundes- und europaweit – könnten hier so manche Unsicherheit ausräumen.
Es ist nicht unüblich, dass Hersteller auf Verpackungen kleine Piktogramme platzieren, die Auskunft darüber geben, ob der Abfall in die Gelbe Tonne beziehungsweise Wertstofftonne, ins Altpapier oder in den Glascontainer geworfen werden soll. Doch die Vielzahl an Symbolen und Logos macht es den Verbraucherinnen und Verbrauchern schwer, Hinweise zur richtigen Mülltrennung zu verinnerlichen. Der Verpackungssymbol-Dschungel zwingt sie, sich immer wieder neu zu orientieren und ständig andere Logos zu interpretieren.
Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts verdeutlicht, dass durch die Wiederverwertung von Verpackungen jährlich rund vier Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe erzeugt werden, die Rohstoffe ersetzen können. Hinzu kommt die Einsparung von 1,95 Millionen Tonnen Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid. Wenn die Sammelmengen beispielsweise in Gelben Tonnen weiter optimiert werden, indem Verbraucherinnen und Verbraucher noch konsequenter trennen, könnte die Klimaentlastung im Jahre 2030 auf 2,55 Millionen Tonnen steigen, weil noch mehr Wertstoffe dem Recyclingprozess zugeführt werden.
Dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht selten beim Mülltrennen Probleme haben, liegt vor allem an der Vielfalt der Verpackungen und an der Tatsache, dass eine Verpackung auch aus unterschiedlichen Materialien bestehen kann, also aus einem Umkarton, einem Glasbehälter, einem Blechdeckel und einer Schutzfolie. Der Verein „Trennhinweis“ – eine Initiative dualer Systeme in Deutschland – setzt hier auf einheitliche, leicht verständliche Kennzeichnungen, die alle Hersteller und Händler platzsparend, aber auch ergänzt durch zusätzliche Hinweise, auf ihren Verpackungen abdrucken können. Laut einer Online-Umfrage von YouGov Deutschland im Auftrag des Vereins „Trennhinweis“ wünschen sich 80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland einheitliche Symbole auf Verpackungen. Sie wollen mit einem Blick erfassen, in welche Sammelsysteme die Verpackungen kommen. Vor allem die 18- bis 24-Jährigen sprechen sich zusätzlich für einen QR-Code aus, über den man weitere, animierte Hinweise erhält.
Das Kennzeichnungssystem des Vereins „Trennhinweis“ besteht aus einer Basisinformation, die über ein schnell erfassbares rundes Logo anzeigt, welche Sammelsysteme mit dem Verpackungsabfall bestückt werden sollen, und aus Kombinationen des Basissymbols mit Text, QR-Code oder Slogans zur Motivation der Verbraucherinnen und Verbraucher, je nachdem wie viel Platz eine Verpackung bietet. Einige Hersteller nutzen bereits diese einheitlichen Trennhinweise wie die Drogeriemarktkette Müller oder der Hersteller von Körperpflegeprodukten Bübchen.
Jüngster Coup des Vereins „Trennhinweis“: Mit Netto Marken-Discount verzichtet der erste deutsche Lebensmitteleinzelhandelsriese künftig auf selbst entwickelte Verpackungssymbole und setzt ebenfalls auf die einheitlichen und verständlichen Logos des Vereins. „Wir sind davon überzeugt, dass Hersteller und Handel einheitliche Trennhinweise nutzen sollten“, sagt dazu die Leiterin der Unternehmenskommunikation von Netto Marken-Discount, Christina Stylianou. „Wir machen es damit Verbraucherinnen und Verbrauchern wesentlich einfacher, richtige Abfalltrennung umzusetzen.“ Zu Netto gehören 4280 Filialen, in denen wöchentlich 21 Millionen Kundinnen und Kunden einkaufen.
Ein großer Schritt für den Verein „Trennhinweis“, der ein einheitliches Kennzeichnungssystem zur Abfallentsorgung in Deutschland aufbauen will, das auch auf europäischer Ebene als Vorbild dienen kann, um den Verpackungssymbol-Dschungel mit seiner Vieldeutigkeit und Unschärfe zu lichten. Denn je leichter und korrekter die Mülltrennung im Haushalt wird, so die Hoffnung des Vereins, desto mehr wertvolle Materialien können einer Wiederverwendung zugeführt werden – im Interesse des Ressourcen- und Klimaschutzes.
Weitere Informationen dazu gibt es im Internet.
von Hendrik Stein, Redaktionsleiter Berliner Woche und Spandauer Volksblatt
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