Fernwartung
Eine Brille ermöglicht eine neue Art der Reparatur

Daniel Schababerle von der Firma Kasto führt die Datenbrille vor. | Foto: Sebastian Thomas
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Achern-Gamshurst (set). Ein Bediener benötigt an einer Kasto-Maschine Hilfe. Der Betrieb, in dem die Anlage steht, ist 500 Kilometer vom Firmensitz in Achern-Gamshurst entfernt. Routiniert greift ein Mitarbeiter des Unternehmens zu einer zunächst unscheinbar wirkenden Brille, setzt sich diese auf und verbindet sich mit der Datenbrille per Video- und Audio-Stream mit einem Service-Mitarbeiter von Kasto.

Vor 20 Jahren quer durchs Land

Nun teilen beide das gleiche Blickfeld. Das Videobild wird vom Kunden zum Service, genauer zum Helpdesktechniker, übertragen. Dieser kann den Kunden anleiten und beispielsweise das defekte Bauteil im Video markieren.

"Vor 20 bis 25 Jahren kam in einer solchen Situation in den meisten Fällen ein Techniker zum Einsatz, der auch mal quer durch das ganze Land fahren musste", erklärt Stefan Schneider, Leiter im Service für Lagersysteme. Heute werden laut ihm 70 bis 80 Prozent der Service-Fälle über die "RemoteAssistance" gelöst.

Fernwartung mit Augmented Reality

Neben dem Einsatz von statischen Kameras in Hochregallagern, dem Aufschalten auf Industrieanlagen aus der Ferne und der Unterstützung per Telefon, setzt Kasto nun zusätzlich eine Augmented-Reality-Lösung mit dem Namen Kasto "VisualAssistance" ein.

Sie ist laut Daniel Schababerle, Business-Analyst im Kundenservice, eine interaktive Anwendung für Tablets, Smartphones oder "Smart Glasses". "Der Kunde lädt sich die Anwendung ganz einfach auf sein Mobiltelefon", erklärt er.

Mit "Smart Glasses" beide Hände frei

Im Ernstfall könne er dann von einem Service-Mitarbeiter angerufen werden. In der Folge würden beide in Echtzeit das gleiche Sichtfeld teilen. "Der Kunde kann die Anwendung über das Smartphone benutzen und der Service-Techniker kann das defekte Bauteil in dem Video-Stream markieren."

Beim Einsatz von "Smart Glasses" habe der Bediener zusätzlich noch beide Hände frei und könne bequem arbeiten. "Er bekommt alle nötigen Informationen direkt in seinem Display angezeigt", erläutert der Business-Analyst.

virtuell vor Ort

Das Unternehmen Kasto stellt laut Daniel Schababerle keine eigene Datenbrille bereit: "Es gibt eine Liste mit möglichen Geräten. Der Kunde kann dann das für ihn geeignete Gerät wählen. Wir stellen das Wissen unserer Helpdesk-Mitarbeiter als Dienstleistung bereit."

Für Stefan Schneider und Daniel Schababerle bietet die "VisualAssistance" viele Vorteile: "Die Servicetechniker von Kasto sind virtuell vor Ort und leiten die Mitarbeiter des Kunden entsprechend an", sagt Stefan Schneider.

positive Rückmeldungen

"Aufwändige Schulungen und teure Einsätze, zum Beispiel mit dem Auto oder gar Flugzeug, können reduziert werden." Daniel Schababerle fügt einen weiteren Vorteil hinzu: "Schlussendlich ist das Wichtigste für unsere Kunden: Die kostspielige Zeit, in der die Maschine stillsteht und nicht produzieren kann, wird enorm verkürzt."
 
"Noch sind wir mit der 'VisualAssistance' am Anfang", sagt Daniel Schababerle. "Dennoch haben wir auf Messen viele Anfragen, erhalten positive Rückmeldungen und haben das Feature daher auch in unsere Standard-Serviceverträge integriert."

Zukunftsmusik

Zukünftig möchte das Unternehmen noch einen Schritt weitergehen: "Es wäre denkbar, Ersatzteile gezielt über die Kasto ‚VisualAssistance‘ zu identifizieren", sagt Daniel Schababerle. Mit diesen Worten zeigt er einen Ausschnitt auf der Videoplattform "YouTube".

Darin ist ein Mann zu sehen, der eine Kamera über eine Drehbank führt. Gleich darauf wird die Drehbank mit einem dreidimensionalen Modell des Innenlebens der Maschine überlagert. "Es ist quasi wie ein Röntgenblick und je nachdem, warum die Maschine stillsteht, wird entweder eine Anleitung zur Reparatur eingeblendet oder ein Service-Mitarbeiter kontaktiert."

So könnten in der Folge Ersatzteile gezielt ausgewählt und bestellt werden. Für diese Art von Technik müsse aber noch beispielsweise die Übertragungsgeschwindigkeit schneller werden. Sei dies dann einmal geschehen, dann sei auch diese Technologie keine Zukunftsmusik mehr.

Daniel Schababerle von der Firma Kasto führt die Datenbrille vor. | Foto: Sebastian Thomas
Der Blick durch die Datenbrille auf das zu reparierende Bauteil: Der Service-Mitarbeiter hat eine Markierung gesetzt. | Foto: Kasto

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