Eine Frage, Herr Auer
Zuwanderung mit Hürden
In direktem Zusammenhang mit der weiterhin guten Konjunkturlage der Unternehmen bei der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein steht auch immer das Werben um geeignete Fachkräfte, wie Dr. Steffen Auer, IHK-Präsident und Unternehmer aus Lahr, im Gespräch mit Rembert Graf Kerssenbrock erläutert.
Interview
Wie hat sich aus Sicht der Unternehmen das Thema Fachkräftemangel inzwischen entwickelt?
Die Firmen aus Industrie und Handel haben in den vergangenen Jahren einen Zuwachs bei den Beschäftigungszahlen von rund 20 Prozent erreicht. Dabei war der Dienstleistungssektor etwas stärker als die Industrie. Dabei geholfen haben rund 50.000 Beschäftige, die seit 2005 aus den osteuropäischen EU-Ländern nach Südbaden gekommen sind. Deren Vorteil ist, dass sie eine gute Ausbildung haben. Das Erlernen der deutschen Sprache ergibt sich dabei vielfach über das Arbeitsumfeld. Und: Immer mehr junge Menschen mit Hochschulberechtigung machen eine Ausbildung, auch weil mehr Betriebe als früher diese Möglichkeit anbieten. Das müssen wir auch in Zukunft gewährleisten.
Inwiefern hat die Zuwanderung durch Asylbewerber die Situation entspannt?
Inzwischen sind rund fünf Prozent der Auszubildenden bei Betrieben unserer Kammer Asylbewerber, bei der Handwerkskammer sogar etwa zwölf Prozent. Bei diesen Menschen ist das Beherrschen der deutsche Sprache in wichtigen Grundzügen eine Voraussetzung, auch für den Unterricht und die Prüfungen in der Berufsschule. Einige Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit, Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Umgang mit Kunden müssen wir aber auch vermehrt den deutschen Auszubildenden stark vermitteln. Dazu trägt der gute Arbeitsmarkt bei, aber auch das Angleichen der Löhne zwischen Büroarbeit und der körperlichen Arbeit. Allerdings gibt es weiter Branchen, wie die Gastronomie, denen es schwer fällt, Personal zu bekommen. Auch die Arbeit im Freien will keiner so gerne mehr machen.
Was kann die Politik Ihrer Meinung nach weiterhin tun?
Wir haben zwar jetzt ein Zuwanderungsgesetz, um ausgebildete Menschen nach Deutschland zu holen. Aber die Voraussetzungen sind äußerst schwierig. In Deutschland haben wir es geschafft, ein neues Bürokratiemonster aufzubauen. Da muss man sich fragen: Will man willige Menschen wirklich ins Land holen? In dem Bereich muss es dringend Nachbesserungen geben. Steffen Auer
Foto: rek
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