Unterkunft für Wildbienen und Co.
Markus Vater baut ein besonderes Insektenhotel

Markus Vater vor seinem Insektenhotel | Foto: Rolf Fey
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Offenburg-Waltersweier (tf). Bei Bienensterben denken viele meistens an die Honigbiene. Doch weit gefehlt, wie Hobbyimker Markus Vater erklärt: „Die Honigbiene wird von uns Imkern umsorgt, die Wildbiene leider nicht.“ Die Existenz unserer 560 einheimischen Wildbienenarten, von denen 39 bereits ausgestorben beziehungsweise verschollen sind, ist vielen Menschen völlig unbekannt.

Die Wildbienen leben im Gegensatz zu den Honigbienen meist als Einzelgänger und sind oft auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Durch die rasante Zunahme bebauter Flächen, eine intensive Landwirtschaft und zu wenig Vielfalt an Blühpflanzen fehlt den Wildbienen ein kontinuierliches Blütenangebot. Ein Mangel an Blüten und verfügbarem Pollen reduziert zudem die Fortpflanzungserfolge der Wildbienen. Ein Weibchen kann im Verlauf ihres vier- bis sechswöchigen Lebens maximal zehn bis 30 Brutzellen anlegen. Davon schlüpfen im nächsten Jahr maximal zehn fortpflanzungsfähige Weibchen. Doch während die Honigbiene sich um Nistraum keine Sorgen mehr machen muss, sind Wildbienen von geeigneten Kleinstrukturen für die Anlage ihrer Brutzellen abhängig.

Markus Vater wollte die Wildbienen unterstützen und ihnen geeignete Nist- und Futtermaterialien anbieten. „Doch die fertigen Insektenhotels im Einzelhandel waren mir zu klein, ich wollte ein großes Hotel für viele verschiedene Gäste“, so der 35-jährige Elektriker. Also informierte er sich im Internet, las einschlägige Literatur und begann, die einzelnen Komponenten zu besorgen. Dabei stellten sich ihm einige Hürden in den Weg, beispielsweise die Beschaffung von geeignetem Bambus. Doch mit Hartnäckigkeit und einem Quäntchen Glück fand der Familienvater alles, was er brauchte. Keine drei Tage dauerte dann die endgültige Montage seines Insektenhotels.

Doch nicht nur Nistmöglichkeiten, auch Nahrungsquellen wollte der Familienvater den Wildbienen anbieten. Auf einem extra dafür angelegten Teil seines Gartens pflanzte er spezielle Pflanzen, die Wildbienen lieben – wie beispielsweise Ringelblumen, Küchenlauch oder Katzenminze. „Wildbienen mögen mürbes oder morsches Totholz, in welches man zirka zehn Millimeter tiefe Löcher bohrt, hohle Stängel aber auch Schneckenhäuser für ihre Brutzellen“, erklärt Vater und zeigt auf bereits belegte, zugekittete Röhren. Keinesfalls sollte man diese aufkratzen oder nach dem Schlüpfen reinigen. „Die Wildbienen reinigen ihre Zellen eigenständig – mein Hotel benötigt also kein Zimmermädchen“, erklärt er weiter. Ein Dach schützt vor Regen und die freie Lage begünstigt die Besiedlung.

Für die Zukunft hat Markus Vater sich den Bau von zwei weiteren, großen Insektenhotels für seinen Garten vorgenommen. „Und im nächsten Jahr werde ich mit den Kindergartenkindern ein großes Insektenhotel für ihren Garten bauen“, freut sich der Waltersweierer schon. Damit will er auch die Kinder an die Bewahrung der Wildbienen heranführen.

Wer den Wildbienen helfen möchte, kann ganz einfach ein eigenes kleines Insektenhotel bauen. Die Nisthilfe besteht aus einem Stück Hartholzstamm von mindestens 20 Zentimeter Durchmesser, in das man verschieden große Löcher als Nistgänge bohrt; dazu auf eine der Schnittflächen eine Alu- oder Kunststoffplatte als Regenschutz montiert und diesen an einem Baum aufhängt. Auch Bambusstängel in einer alten Dose erfüllen ihren Zweck. Die einfachste Methode Wildbienen zu unterstützen, besteht allerdings darin, die dürren und scheinbar unansehnlichen, aber ökologisch wertvollen Stängel von Brombeer-, Himbeer- und Rosenranken stehen zu lassen. Auch das Anlegen von Bienenweiden und Blumenwiesen auf nicht genutzten Äckern, Brachland oder auch nur auf einem Stückchen Vorgarten hilft den Wildbienen beim Überleben.

„Wenn jeder nur eine Kleinigkeit beiträgt, dann wird es den Wildbienen bald wieder besser gehen“, hofft Markus Vater.

Markus Vater vor seinem Insektenhotel | Foto: Rolf Fey
Das Insektenhotel hat schon erste Bewohner. | Foto: Rolf Fey

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