Weihnachten im Haus des Lebens
Immer eine sehr emotionale Zeit
Offenburg Das Haus des Lebens in Offenburg-Rammersweier ist eine ganz besondere Einrichtung. Seit 1991 gibt sie Frauen zwischen 16 und 35 Jahren Halt in einer schwierigen Lebenssituation. "Unsere Bewohnerinnen haben alle eine besondere Lebensgeschichte", erzählt Andrea Bitsch-Doll, eine der beiden Leiterinnen des Zentrums für Frauen und Kinder.
Vielfältige Probleme
Die Probleme, die die jungen Frauen haben, sind individuell: So wurden sie in ihrer Jugend vernachlässigt oder sie haben Gewalt erlebt. "Die meisten von ihnen haben traumatische Vorerfahrungen in ihrem Leben", schildert Andrea Bitsch-Doll. Ihnen allen gemein ist, dass sie schwanger oder junge Mütter sind und mit dieser zusätzlichen Verantwortung für ein weiteres Leben oftmals überfordert sind. Denn, darin ist sich Andrea Bitsch-Doll mit ihrer Mitstreiterin Doreen Schwahl einig, ihnen fehlt das soziale Netzwerk, sie können nicht mit Unterstützung von ihrer Familie rechnen.
Im Haus des Leben bekommen sie Hilfe auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. "Unsere Bewohner kommen über das Jugendamt zu uns", schildert Andrea Bitsch-Doll. Die meisten stammen aus dem Ortenaukreis, aber das Einzugsgebiet reicht bis Heidelberg und Villingen-Schwenningen. Im Haus des Lebens finden die Frauen einen Platz zum Leben, Unterstützung in ihrer neuen und ungewohnten Rolle als Mutter und viel Hilfe, einen Abschluss nachzumachen oder beruflich auf eigenen Füßen zu stehen. "Wir sind 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für unsere Bewohnerinnen da", so Doreen Schwahl. Das 60-köpfige Team bietet Hilfe in nahezu jeder Lebenslage.
Im Stammhaus in der Weinstraße in Rammersweier, einem ehemaligen Gasthaus, befinden sich zwei Wohngruppen und das Kinderhaus. Dort werden die Kinder in drei Krippengruppen betreut, während die Frauen ihren Schulabschluss nachholen oder eine Ausbildung machen.
Strukturen aufbauen
"Viele müssen erst einmal normale Tagesstrukturen kennenlernen", schildert Andrea Bitsch-Doll. Häufig sei eine therapeutische Begleitung erforderlich, um das Gewesene zu bewältigen. "Wir wollen so etwas wie die Familie für die Frauen sein", sagen die beiden Leiterinnen. Und in Familien wird auch Weihnachten gefeiert. "Für unsere Bewohnerinnen ist das eine besondere Zeit, denn ein klassisches Weihnachtsfest oder eine besinnliche Adventszeit kennen sie oftmals nicht", erzählt Doreen Schwahl. In der Vorweihnachtszeit werden verschiedene Aktivitäten angeboten. "Alles auf freiwilliger Basis und nach den Wünschen der Frauen", so Andrea Bitsch-Doll. Auf diese Art erfahren die jungen Frauen ein Stück Geborgenheit, das sie zuvor nicht kannten.
Ein selbstgebastelter Adventskalender stimmt alle auf das Weihnachtsfest ein. Am vierten Advent wurde ein Gottesdienst gefeiert, in dessen Rahmen ein Krippenspiel aufgeführt wurde. Zuvor trafen sich die Bewohnerinnen mit ihren Familien zum Adventskaffee. "Das Angebot wird gerne von Familien und Lebenspartnern angenommen", so Andrea Bitsch-Doll. "In jeder Wohngruppe gibt es danach ein Weihnachtsessen mit den Pädagogen", schildert sie. Die Gerichte durften sich die Bewohnerinnen wünschen. Es folgte die Bescherung: "Da werden auch unsere Bewohnerinnen wieder zu Kindern", sagt Doreen Schwahl.
Wer wollte, konnte an Heiligabend seine Familie besuchen. "Das ist aber leider nicht allen möglich", so Andrea Bitsch-Doll – für so manche junge Frau ein bitterer Moment. Doch im Haus des Lebens wurde gemeinsam mit Partner und Mitarbeitern gefeiert. Es gab noch einmal eine kleine Bescherung. "Das ist dank unserer Förderer möglich", sagt Doreen Schwahl. Dieser Tag sei für die meisten Bewohnerinnen sehr emotional gewesen: "Manchmal kommen frühere Erfahrungen wieder hoch, manchmal ist es einfach die Freude über dieses Stück Normalität." Es ist eine richtig schöne Arbeit. Wir freuen uns über jede, die den Schritt in die Selbstständigkeit schafft." Doreen Schwahl
Leitung Haus des Lebens
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.