Interview mit Timo Honisch von der Arbeitsagentur
Sehr großes Angebot an Ausbildungsstellen

Timo Honisch | Foto: Foto: Agentur für Arbeit

Eine Ausbildung ist immer eine gute Investition in die Zukunft. Fachkräfte haben auf dem Arbeitsmarkt in der Regel immer bessere Chancen als ungelernte Arbeitskräfte. Timo Honisch, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Offenburg, spricht im Interview mit Anne-Marie Glaser unter anderem über Chancen und finanzielle Förderungen.

Wie sind die Chancen für Schulabgänger 2022 auf einen Ausbildungsplatz?
In der Ortenau gibt es aus Sicht von Bewerbern nach wie vor eine sehr hohe Anzahl an angebotenen und offenen Ausbildungsstellen, so dass wir weiterhin von einem „Bewerbermarkt“ sprechen. Dies betrifft fast alle Berufe und Ausbildungen in der Region. Natürlich gilt dies erst einmal nur zahlenmäßig und hängt von weiteren Faktoren ab, wie zum Beispiel der Mobilität, den Anforderungen und den Fähigkeiten und Kompetenzen. Im Gegensatz zu anderen Regionen brach in der Ortenau im vergangenen Ausbildungsjahr der Markt nicht ein, so dass trotz der Coronaauswirkungen viele Jugendliche in eine Ausbildung oder in ein Studium gestartet sind und wir daher keinen nennenswerten Rückstaueffekt aus den Vorjahren haben.

Wie wichtig ist die Zusicherung, nach der Ausbildung vom Ausbildungsbetrieb auch übernommen zu werden?
Grundsätzlich ist es beruhigend, zu wissen, dass nach der Ausbildung nahtlos eine Beschäftigungsperspektive im Ausbildungsberuf besteht. Andererseits wird es auch in den nächsten Jahren eine hohe Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften geben. Und das in fast allen Bereichen. Daher gibt es in der aktuellen Arbeitsmarktlage und unter Betrachtung der demografischen Entwicklung keinen Grund zur Beunruhigung, wenn vor oder zu Beginn der Ausbildung noch nicht klar ist, ob der Ausbildungsbetrieb einen übernimmt oder nicht. Manche Auszubildende empfinden dies auch als zu eng und wollen sich erst nach der Ausbildung bewusst für den einen oder anderen Betrieb entscheiden.

Welche finanziellen Förderungen gibt es für Auszubildende?
Die finanziellen Förderungen bei Ausbildungen sind vielfältig und orientieren sich an der Art der Ausbildung. Bei betrieblichen Ausbildungen oder Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, BVB, besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, Berufsausbildungsbeihilfe, BAB, von der Agentur für Arbeit zu bekommen. Neben der direkten finanziellen Unterstützung über BAB gibt es über die Arbeitsagentur auch Unterstützung, wenn es innerhalb der Ausbildung zu Problemen kommt. Sei es innerhalb des Betriebes oder wenn sich fachliche Schwierigkeiten in der Theorie oder Praxis zeigen, aber auch wenn es der intensiven Vorbereitung auf eine Zwischenprüfung oder den Abschluss bedarf. Hierbei hilft die Assistierte Ausbildung AsA. Bei schulischen Ausbildungen können die Auszubildenden unter bestimmten Voraussetzungen "BAföG" erhalten. Die Abkürzung steht für Bundesausbildungsförderungsgesetz. Weitere Informationen hierzu gibt es beim kommunalen Amt für Soziales und Versorgung. Daneben besteht für die Eltern der Auszubildenden bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres die Möglichkeit des Bezuges von Kindergeld über die Familienkasse.

Warum kann es sich lohnen, vor einem geplanten Studium eine Ausbildung in einer Firma zu machen?
Dieser Gedanke lohnt sich immer. Dies bedeutet nicht, dass Ausbildungen geringwertiger sind. Es ist vielmehr so, dass eine fachliche Vorerfahrung im Studium und nach dem Studium von großem Nutzen ist. Nicht nur, was die Techniken, sondern auch die Prozesse und Arbeitsweisen anbelangt. Nicht zufällig haben Akademiker mit beruflicher Vorerfahrung und einer abgeschlossenen Ausbildung später auch eine höhere Akzeptanz im Beruf. Gleichzeitig geht der Abschluss nicht verloren, wenn dann das Studium doch nicht zu Ende gebracht werden sollte.

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